Nordsee

Brutsaison auf Helgoland: So viele Lummen gab es noch nie

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Nico Binde
Die Trottellumme ist inzwischen der häufigste Brutvogel auf Helgoland. Die Art hat die Dreizehenmöwe als Meistbrüter abgelöst.

Die Trottellumme ist inzwischen der häufigste Brutvogel auf Helgoland. Die Art hat die Dreizehenmöwe als Meistbrüter abgelöst.

Foto: Rainer Jensen / picture-alliance/ dpa

Auch Basstölpel fühlen sich auf der Hochseeinsel wohl. Bei zwei anderen seltenen Vogelarten geht der Bestand zurück.

Helgoland. Das juvenile Gekrächze lässt allmählich nach. Auf dem Helgoländer Lummenfelsen kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Brutsaison ist weitgehend abgeschlossen. „Die letzten Basstölpelküken sitzen zwar noch im Felsen, werden aber auch bald ausfliegen“, sagt der ornithologische Schutzgebietsbetreuer des Vereins Jordsand auf Helgoland, Elmar Ballstaedt. Für Basstölpel und Lummen war es eine außerordentlich gute Brutsaison. Andere Vogelarten hatten es dagegen schwer und mussten erneut mit einem Rückgang der Brutpaare kämpfen. Das einzige deutsche Brutgebiet für die fünf Vogelarten Trottellumme, Basstölpel, Eissturmvogel, Dreizehenmöwe und Tordalk ist für Tierschützer von besonderer Bedeutung.

Helgoland: Zahl der Vögel nimmt stetig zu

Dabei hat sich der Trend der vorangegangen Jahre bei den Brutvögeln auf den schroffen Klippen fortgesetzt: So nimmt die Zahl der Basstölpel, Trottellummen und Tordalke stetig zu oder bleibt zumindest stabil. Die Zahl der Brutpaare bei den Eissturmvögeln oder der Dreizehenmöwe nimmt hingegen ab. Forscher rätseln noch, woran der Rückgang bei diesen beiden Arten genau liegt. Fest steht bisher nur, dass „nun im dritten Jahr in Folge die Trottellumme die Dreizehenmöwe als häufigster Brutvogel in den Klippen abgelöst hat“, sagt Ballstaedt.

Beim diesjährigen Lummensprung etwa, bei dem sich die noch flugunfähigen Küken der Trottellummen im Alter von nur drei Wochen von den Klippen stürzen, sei mit mehr als 600 beringten Junglummen ein neuer Rekord erzielt worden. Die Beringung der Lummen wird durch die Vogelwarte auf Helgoland vorgenommen. Die Zahl der Brutpaare bei den Trottellummen lag in diesem Jahr insgesamt bei 4726, nach 4243 im Jahr 2020 und 4050 Paaren im Jahr davor auch in dieser Hinsicht erneut ein Rekordjahr.

Die Zahl der Basstölpelbrutpaare ist ebenfalls gesteigert worden. Die Zahl der Elternpaare erhöhte sich von 1289 im vergangenen Jahr auf 1458 im aktuellen Brutjahr. Dagegen blieben die Tordalkpaare mit 84 Nestern im Vergleich zu 2020 mit 79 Paaren und 84 Paaren im Jahr 2019 relativ konstant. „Es war also ein gutes Jahr für Basstölpel, Trottellumme und Tordalk“, sagte Ballstaedt.

Helgoland: Basstölpel fühlen sich wohl auf der Insel

Die etwa gänsegroßen Basstölpel (Morus bassanus) sind die am weitesten im Norden brütende Art der Tölpel und die einzige in Europa. Umso bedeutender ist es, dass diese Flugkünstler mit einer Spannweite von 1,8 Metern seit 1991 auch auf Helgoland ihre Nester bauen. Auch die Tordalk-Population auf Pinnebergs Außenposten in der Nordsee ist einzigartig in Deutschland. Galt der Bestand der lummenähnlichen Vögel in den 60er-Jahren noch als erloschen auf dem roten Felsen, brüten inzwischen wieder knapp 100 Paare dort.

Für den Eissturmvogel und die Dreizehenmöwe fällt die Bilanz indes nicht ganz so gut aus auf der Hochseeinsel. So verringerte sich die Zahl der Brutpaare bei den Dreizehenmöwen erneut auf 3195, nachdem im vergangenen Jahr noch 3695 und im Jahr zuvor noch 3871 Paare in der Nordsee ihre Jungen großzogen. In Mitteleuropa brütet die Art nur auf Helgoland und an der Nordspitze Dänemarks. Sie ist stark ans offene Meer gebunden und kommt deshalb nur zur Brut an die felsige Küsten mit hohen Klippen.

Helgoland: Eissturmvogel hat es schwer auf der Insel

Rar macht sich der Eissturmvogel auf Helgoland. Die Zahl der Paare reduzierte sich von 38 Paaren (2019) und 31 Paaren (2020) auf nur noch 25 in diesem Jahr. Als einziger Möwensturmvogel nördlich des Äquators ist der Eissturmvogel ohnehin selten an Land, denn er segelt meist über das offene Meer, um sich von Krill, Fischen, Schnecken, Krebsen, Kopffüßern oder Quallen zu ernähren. Nur während der Brutzeit hat er die interessante Angewohnheit, sich gegen Feinde und Nesträuber zu wehren, indem er sie mit Magenöl bespeit.

Für den Rückgang der beiden Arten auf Helgoland gibt es laut Ballstaedt mehrere Erklärungsansätze. So haben Eissturmvögel mit Plastik im Meer zu kämpfen und die Dreizehenmöwen mit der Nahrungsverfügbarkeit.

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