Kreis Pinneberg

Lavendel – Ein Hauch von Südfrankreich in Moorrege

| Lesedauer: 5 Minuten
Anne Dewitz
Jan Schmidt, Gründer der Kosmetikfirma Jambalaya, baut in Moorrege Lavendel an. Die kleinen Pflänzchen wurden im April gesetzt, die größeren in der ersten Reihe sind schon ein Jahr älter. Bis Lavendel so buschig wird wie in der Provence, wird es noch fünf Jahre dauern. Dann hat man aber etwas davon: Lavendel wird bis zu 15 Jahre alt.

Jan Schmidt, Gründer der Kosmetikfirma Jambalaya, baut in Moorrege Lavendel an. Die kleinen Pflänzchen wurden im April gesetzt, die größeren in der ersten Reihe sind schon ein Jahr älter. Bis Lavendel so buschig wird wie in der Provence, wird es noch fünf Jahre dauern. Dann hat man aber etwas davon: Lavendel wird bis zu 15 Jahre alt.

Foto: Anne Dewitz

Auf norddeutschen Äckern baut Jan Schmidt Lavendel für ätherische Öle an. Entstanden ist die Idee während Corona.

Moorrege. Radfahrer, die auf dem Ochsenweg an Moorrege vorbeikommen, halten staunend an und blicken auf das Lavendelfeld. Ein seltener Anblick im Norden. Normalerweise wächst Lavendel auf Feldern in einer Höhe ab 500 Metern. Hier ist das Land flach.

3500 Lavendelpflanzen im norddeutschen Flachland

Die 3500 Lavendelsträucher hat Jan Schmidt mit seinen Mitarbeitern und Freunden im Frühjahr angelegt. Noch blühen die Pflanzen nicht. Erst Ende Juli werden sie ihre lila-farbene Pracht entfalten. Inspiriert von den ausgedehnten Lavendelfeldern der französischen Provence hatte der Betriebswirt schon im vergangenen Jahr die Idee, den Lavendel nach Schleswig-Holstein zu holen.

Er möchte aus den Blüten die ätherischen Öle für seine Bio-Kosmetik gewinnen, die er unter der Marke Jambalaya vertreibt. Die Firma hat er vor einem Jahr gegründet. Es ist die dritte. Mit Principelle Deutschland und SinJaMed bietet er unter anderem medizinischen Buchweizenhonig und entsprechende Verbände für die Versorgung und Heilung von Wunden an. „Mit Jambalaya setzen wir auf natürliche und nachhaltige Produkte, die die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen und unterstützen“, sagt der 51-Jährige.

Das Sortiment umfasst alles vom beruhigenden Lavendelsäckchen über Öle und Seifen bis hin zum Lavendelwasser. Die Produkte gibt es auch mit anderen Zutaten wie Rosenwasser, Zirbel, Minze, Calendula, Latschenkiefer oder Ringelblumen. Von Schafen gewinnt er Heilwolle, die zum Beispiel bei Ohren- oder Halsschmerzen eingesetzt wird.

Lavendel-Öl hat eine heilende Wirkung

Auch Lavendel hat eine heilende Wirkung. Nicht grundlos wurde Lavendula angustifolia, der Echte Lavendel, vom interdisziplinären Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ zur „Arzneipflanze des Jahres 2020“ gewählt. Er enthält ätherische Öle und wird seit Jahrhunderten als Heilpflanze eingesetzt. Auch neuere wissenschaftliche Studien bestätigen den erfolgreichen Einsatz. Demnach wirkt Lavendel abschwellend, beruhigend, desodorierend (überdeckt schlechte Gerüche), entzündungshemmend, insektenabweisend und krampflösend.

Wird das ätherische Öl in der Duftlampe verdampft, hilft es bei Stress, Schlafstörungen oder Angstgefühlen. „Auch für eine Aromaöl-Massage oder ein wohltuendes Bad kann man es verdünnt verwenden“, sagt Schmidt. Aus den Blüten lässt sich auch Tee zubereiten, der beruhigt, fiebersenkend wirkt und bei Verdauungsproblemen hilft.

Die getrockneten Blüten werden dafür aufgebrüht und müssen zehn Minuten abgedeckt ziehen, damit die wertvollen Lavendel-Öle ins Teewasser übergehen. Lavendelhaltiges Pflegeöl, etwa auf Basis von Mandelöl, löst Verspannungen und hält die Haut geschmeidig.

Im Sommer 2020 wurden die ersten Blüten geerntet

Jan Schmidt machte aus dem Anbau ein gemeinschaftliches Projekt, das in der Corona-Pandemie noch einmal einen besonderen Stellenwert bekam. „Ich wollte meinen Mitarbeitern ein Gemeinschaftserlebnis schaffen und dem allgemeinen Lagerkoller etwas entgegen stellen“, sagt der Moorreger.

Aktive, naturverbundene und ursprüngliche Arbeiten unter freiem Himmel machen Spaß und fördern das Wohlbefinden, so die Idee. Also pflanzte das Team im vergangenen Jahr Anfang April zunächst 350 Lavendelpflanzen. Es sollte auch ein Testlauf sein, ob Lavendel hier überhaupt wächst.

Zu viel Wasser könnte Wurzelfäule verursachen, wodurch die Wurzeln nicht mehr ausreichend Wasser aufnehmen und in die Pflanzenteile weiterleiten können – der Lavendel würde vertrocknen. Doch er wuchs und wurde buschiger. Im Sommer 2020 konnten die ersten Blüten geerntet werden. Sie wurden meist für Duftsäckchen verwendet.

Boden bietet „ideale Bedingungen“ für Lavendel

Auch die Umgestaltung der Massenlandwirtschaft in diversifizierte Agrarlandwirtschaft spielt für Jan Schmidt eine wichtige Rolle. Das Stück Acker, auf dem er sich ausprobieren kann, hat ihm ein Freund zur Verfügung gestellt. Der sandige Boden hat einen pH-Wert von 6,6. „Ideale Bedingungen“, sagt Schmidt, der als Kind in Moorrege mit Landwirtschaft aufwuchs. Den ökologische Anbau des Lavendels fördert sogar das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur. „Das Projekt verbindet Landwirtschaft, Medizin und Kosmetik.“

Erntezeit ist im Juli. Noch ehe sich alle Blüten öffnen, werden sie in der Mittagszeit von Hand gepflückt. Dafür muss es warm und trocken sein. „Dann ist die Ausbeute des ätherischen Öls am höchsten, weil sich die Pflanze vor der Hitze schützt“, sagt Schmidt. Später kann das Lavendelöl durch Wasserdampfdestillation aus den Blüten gewonnen werden.

Die blassgelbe Essenz hat ein blumig-erfrischendes, leicht krautig-süßes Aroma und passt zu fast allen anderen Ölen. Schmidt will das Sortiment und den Anbau nach und nach ausbauen. So wird eine Imkerin ihre Bienen am Lavendelfeld fliegen lassen, um Lavendelhonig zu gewinnen. Bis die Pflanzen so buschig aussehen, wie in der Provence, wird es allerdings wohl noch etwa fünf Jahre dauern.

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