Schenefeld

Bücher als Beruf: „Für mich ist jeder Tag bunt und lebendig“

| Lesedauer: 5 Minuten
Arne Kolarczyk
Larissa Noack (29) ist die neue Leiterin der Stadtbücherei Schenefeld.

Larissa Noack (29) ist die neue Leiterin der Stadtbücherei Schenefeld.

Foto: Arne Kolarczyk

Larissa Noack ist 29 Jahre alt und leitet seit Oktober die Stadtbücherei Schenefeld. Das sind ihre Erfahrungen, ihre Pläne.

Schenefeld.  Lesen auf Papier stirbt nicht aus. Davon ist Larissa Noack überzeugt. Sie ist 29 Jahre jung – und seit Oktober Leiterin der StadtbüchereiSchenefeld. Die neue Chefin ist die jüngste der fünf Mitarbeiterinnen und will frischen Wind in die Arbeit der Bücherei bringen.

Larissa Noack, die in Harsewinkel in Nordrhein-Westfalen aufgewachsen ist, hat in Potsdam und später in Hamburg studiert, 2018 ihren Bachelor in Bibliotheks- und Informationsmanagement gemacht. Sie sieht Leihbüchereien wie die in Schenefeld keineswegs als Auslaufmodelle und hält nichts davon, ihrem Job ein altes und verstaubtes Image anzuheften. „Für mich ist dieser Beruf jeden Tag bunt und lebendig“, sagt die 29-Jährige.

Nach einem Gespräch ist Noacks Berufswunsch klar

Sie sei sich bis nach dem Abitur über ihren Berufswunsch nicht im Klaren gewesen. Dann habe sie ihre Mutter in ihrer Heimatstadt in die Bücherei begleitet, wo diese ehrenamtlich ausgeholfen habe. „Ich habe mich dann länger mit der Bibliothekarin unterhalten, die mir erzählt hat, wie abwechslungsreich ihre Arbeit ist. Danach war mein Berufswunsch klar.“

Sie reize, täglich mit alten, aber auch neuen Medien zu tun zu haben, bekennt die 29-Jährige. Sie müsse sich jeden Tag über Trends informieren, auch Managementaufgaben erledigen. „Das ist alles andere als langweilig“, sagt die Büchereileiterin, die Lesen auf Papier „nicht missen möchte.“ Ihr liege besonders am Herzen, den Nachwuchs in die Bücherei zu bekommen und die Lust am Lesen zu wecken. „Lesen ist ein Grundbedürfnis und für die Entwicklung eines Kindes von entscheidender Bedeutung.“ Daher sei es ihr Ziel, viele Heranwachsende für die Angebote der Bücherei zu begeistern. „Das ist ja auch für die Schule nutzbar.“

27.000 Medien im Bestand

Grundsätzlich solle die Bücherei für alle Generationen Anlaufstelle sein. Die Stadtbücherei verfügt am Timmermannsweg über 27.000 Medien, darunter Bücher für Kinder und Erwachsene, Sachbücher, CDs, DVDs sowie Online-Spiele. Auch an der „Onleihe zwischen den Meeren“ beteiligt sich die Einrichtung. Jedes Jahr kommen Medien dazu, ältere, kaputte oder wenig nachgefragte Exemplare werden aussortiert. 2000 aktive Leser halten der Bücherei trotz Corona die Treue, 120.300 Entleihungen gab es 2020. „Es sind etwa 15.000 weniger als im Vorjahr“, sagt Noack, dies sei der Corona-Pandemie geschuldet. Alle Entleihungen sind kostenlos, auch eine Jahresgebühr, wie sie andere Kommunen erheben, gibt es in Schenefeld nicht.

Bereits unter ihrem Vorgänger Frank Jankowski, der in das Juks am Osterbrooksweg gewechselt ist, hat die Schenefelder Bücherei viele Veranstaltungen für Kinder angeboten. Larissa Noack würde sich hier gerne noch stärker engagieren. Fortgeführt werden soll auch die beliebte Lesereihe „Morden im Norden“. „Wir sind derzeit in Verhandlungen mit Autoren, um auch in diesem Jahr das
Krimifestival anbieten zu können“, sagt die 29-Jährige.

Der Plan: Lesepartys

Sie möchte auch Lesepartys veranstalten und einen neuen Literaturclub etablieren. „Viele Menschen nehmen sich im Alltag nicht die Zeit fürs Lesen, diese Zeit und die Möglichkeit, mit anderen auszutauschen, wollen wir bieten.“ Diese und andere Ideen können aber wohl aufgrund der Corona-Pandemie erst im nächsten Jahr verwirklicht werden. „Natürlich hätte ich mir auch einen anderen Start gewünscht“, sagt die neue Büchereichefin, die nach Abschluss ihres Studiums im Oktober 2018 stellvertretende Leiterin der Bücherei Uetersen wurde.

Die Stelle in Schenefeld war in einem Bibliotheksportal ausgeschrieben. „Ich war gleich Feuer und Flamme“, so die Wahl-Hamburgerin. Sie reize auch die Chance, etwas mitgestalten zu können. Diese bietet sich in Schenefeld gleich doppelt. Mittelfristig soll die Bücherei ihr Domizil am Timmermannsweg verlassen und Teil des neuen Bürgerzentrums auf dem Holstenplatz werden. Eine neue Bücherei zu planen - auch das wird für Larissa Noack eine neue Erfahrung.

Per „Click & Collect“ gibt es auch Überraschungspakete

Erstmal müssen sie und ihre Kolleginnen die Bibliothek durch die Corona-Krise bringen. Normalerweise hat die Bücherei 26,5 Stunden pro Woche geöffnet. Aktuell bietet sie bei etwas eingeschränkten Zeiten ein „Click & Collect“ an. Entweder können die Leser anrufen und ein Überraschungspaket ordern, alternativ dürfen sie bis zu zehn Wünsche abgeben.

Abgeholt werden die Medien zu festgelegten Terminen im Vorbau der Bücherei. „Das klappt gut, zuletzt waren mehrere Tage hintereinander alle verfügbaren Abholtermine vergeben“, sagt Larissa Noack. Sie hofft allerdings, bald wieder normal öffnen zu dürfen, um dann weitere Leser kennenzulernen.

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