Kreis Pinneberg

Airbus-Zulieferer will nach Entlassungen der Krise trotzen

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Anne Dewitz
Bei Loll Feinmechanik in Tornesch leisten Mitarbeiter an sogenannten Fertigungszellen Präzisionsarbeit für Medizintechnik, Hightech-Branche, Erdölindustrie oder Luftfahrt.

Bei Loll Feinmechanik in Tornesch leisten Mitarbeiter an sogenannten Fertigungszellen Präzisionsarbeit für Medizintechnik, Hightech-Branche, Erdölindustrie oder Luftfahrt.

Foto: Jens Ellensohn

Das Tornescher Unternehmen Loll Feinmechanik wurde vom Tief der Luftfahrt hart getroffen. Nun blickt es zuversichtlich nach vorn.

Tornesch. Es waren harte Maßnahmen: 54 Mitarbeiter hat Loll Feinmechanik in Tornesch Ende September 2020 entlassen müssen. Die Einschnitte durch die Corona-Krise waren zu groß. „Unsere Hauptauftraggeber, die Luftfahrt- und die Erdgas- und Erdölindustrie sind durch die Pandemie zum Stillstand gekommen", sagt Geschäftsführer Jens Loll. Beide machten bislang 60 Prozent des Umsatzes aus.


Seine Firma stellte bisher unter anderem für Flugzeuge USB-Steckdosen mit Smartphone-Aufladefunktion, Strukturbauteile für den Flugzeugrumpf und Kameraboxen am Flugzeug her, außerdem hochspezialisierte Bohrköpfe mit Auswerteelektronik für die Erdöl- und Ergasförderung. „Wir hatten ein sehr schwieriges Jahr, aber wir müssen noch nicht um unsere Existenz bangen", sagt Jens Loll, der den Betrieb 2001 von seinem Vater übernahm. Darum habe es auch keine finanziellen Corona-Hilfen vom Staat gegeben.


Was hat sich seit Ende September getan? „Die 200 verbliebenen Mitarbeiter müssen sich zurechtfinden", sagt er. Einige Aufgaben konnten entfallen, andere seien neu verteilt worden. „Es verändert sich momentan einiges. Ein Ziel zum Beispiel ist die Bedienung von zwei Maschinen durch einen Mitarbeiter. Die Ausbringungsmenge pro Maschinenstunde reduziert sich etwas, aber die Nutzungszeit steigt, und wir können somit dem Kunden mehr Ware liefern."


In der Vergangenheit habe es auch die ein oder andere Krise gegeben. Die Terroranschläge am 11. September 2001 hätten die Luftfahrtbranche hart getroffen. Aber anders als bei der Corona-Krise sei der Effekt kurzzeitig gewesen. „Nach Corona wird im Tourismusbereich sicher wieder geflogen, aber die Flüge für Geschäftsreisen werden nachhaltig wegfallen", ist sich Jens Loll sicher. Zwangsläufig wird auch weniger Kerosin benötigt, was wiederum die Eröl- und Erdgasbranche betrifft.


Umso wichtiger, dass das Unternehmen neue Kunden aus der Medizintechnik und einer weiteren High-Tech-Branche dazugewinnen konnte. „Sie werden mehr als fünf Prozent Umsatzanteil ausmachen", sagt Jens Loll. In der Medizintechnik stellt Loll Feinmechanik unter anderem hochpräzise Sägelehren her, die dafür sorgen, dass künstliche Knie- und Hüftgelenke passgenau eingesetzt werden können. Für die Computerindustrie fertigt das Unternehmen Teile für Computerchips im Nano-Bereich. Das erfordert absolute Präzision.


Mit zusätzlichen Schulungen in den Bereichen CNC-Programmierung, aber auch in der Mitarbeiterführung möchte Loll seine Mitarbeiter stärken und fachlich breiter aufstellen. Je höher sie qualifiziert sind, desto flexibler sind sie einsetzbar. „Wir haben zurzeit viele Anfragen. Um diese zu beantworten, haben wir mit 20 Mitarbeitern aus verschiedenen Abteilungen statt wie bisher mit fünf Vertriebsmitarbeitern Fertigungskonzepte festgelegt, Angebote kalkuliert und geschrieben", sagt Jens Loll. Solche Aktionen führten auch dazu, dass Mitarbeiter Einblicke in Bereiche und Prozesse der Kollegen erhalten und das Verständnis füreinander wachse.


Mehr als eine halbe Million Euro hat Loll in eine hochmoderne neue Fertigungszelle mit einem großen Werkzeugmagazin investiert, die am Mittwoch geliefert und installiert wird. Sie ermöglicht durch den hohen Automatisierungsgrad einen 24-Stunden-sieben-Tage-Betrieb. „Die Fähigkeiten und das Knowhow der Mitarbeiter sowie die technischen Möglichkeiten der Firma sind geblieben", sagt Loll. Das lass​e ihn zuversichtlich in das Jahr 2021 starten.

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