Kreis Pinneberg

Gipfeltreffen der großen Bildhauer in Barmstedt

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Burkhard Fuchs
Georg Engst und Karin Weißenbacher mit „Der Bronzemantel“, dem ermordeten KZ-Häftling Walter Krämer gewidmet. 

Georg Engst und Karin Weißenbacher mit „Der Bronzemantel“, dem ermordeten KZ-Häftling Walter Krämer gewidmet. 

Foto: Burkhard Fuchs

Mit Georg Engst und Jörg Plickat stellen zwei der ganz Bekannten der Szene in Barmstedt aus – und zwar schon ab heute.

Barmstedt.  Kunst zum Staunen, Greifen, Nachdenken und Anfassen bietet die neue Doppelausstellung zweier sehr renommierter Bildhauer auf der Schlossinsel Rantzau, die an diesem Sonnabend, 5. September eröffnet wird. „Generationen der Bildhauerei“ nennt Galeristin und Veranstalterin Karin Weißenbacher diese Schau, die auch für sie einen Höhepunkt im Reigen ihrer bisherigen Kunstausstellungen darstellt.

So ist es ihr gelungen, den 90 Jahre alten Hamburger Bildhauer Georg Engst und den gebürtigen Kieler Bildhauer Jörg Plickat (66) gemeinsam an den Rantzauer See gelockt zu haben. Beide Künstler haben mit ihren Arbeiten und ihrem kreativen Schaffen bereits internationale Erfolge erzielt.

Plickat fertigte für die Olympischen Spiele in Peking 2008

Plickat lebt seit vielen Jahren überwiegend in Spanien und China, wo er Gastprofessuren in Madrid und Hangzhou unterhält und Kunststudenten in seine kubisch-reduzierte Formenlehre einführt. Für die Olympischen Spiele 2008 in Peking fertigte er eine 25 Tonnen schwere Skulptur aus weißem chinesischem Marmor an, die am neuen Olympiastadion die verschiedenen Kulturen und ihren Zusammenhalt darstellen soll.

Er habe sich der booleschen Geometrie verschrieben, erklärt Plickat. So würde er gern Kubusformen mit runden oder prismaartigen Körpern vereinigen. „Ich zeige Körper, die sich umarmen.“ Im Außengelände der Schlossinsel werden einige seiner mannshohen Arbeiten zu sehen sein.

Einradfahrer als Sujet

Engst, der gerade sein Atelier in Jersbek bei Bargteheide (Kreis Stormarn) nach rund 50 Jahren aufgegeben hat, geht es vor allem um Balance und Haltung in der Kunst. Sein Sujet sind die Einradfahrer, die er in Edelmetall und Bronze gegossen als Einzelkämpfer oder gleichgeschaltete Gruppen abbildet.

„Ich wollte die Verhaltensforschung des Konrad Lorenz auf die Kunst übertragen“, erklärt Engst sein Schaffen. Einradfahrer symbolisierten für ihn das Leben. Sie müssten sich ständig vorwärts bewegen und dabei die Balance halten. „Wer vom Rad fällt, ist raus aus der Gesellschaft.“

Seine Kunst ist politisch. So zeigt der Bildhauer in Groß und Klein seinen bronzenen Mantel mit einem Loch darin, den er dem KZ-Häftling Walter Krämer widmete, der 1941 von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Buchenwald ermordet wurde. Der kommunistische Landtagsabgeordnete Preußens war 1933 verhaftet worden und hatte sich, der eigentlich gelernter Schlosser war, in der KZ-Haft zum Mediziner ausgebildet.

Er habe seinen Mitgefangenen als guter Operateur und Wundheiler gedient. Und auch so manche Mithäftlinge vor dem Verbrennungsofen gerettet, sagt Engst und urteilt über Krämer: „Ein tüchtiger Mann.“

Hamburg hat Ausstellung abgelehnt

Gern würde er diese Skulptur in den Hamburger Stadthöfen an der Stadthausbrücke öffentlich ausstellen, sagt Engst. Aber die Hamburger Kulturbehörde habe diesen Wunsch bislang leider abgelehnt. „Die hat ihren eigenen Kopf“, sagt der Künstler. So muss die Hamburger Kulturszene nun nach Barmstedt kommen, um sie einmal in voller Größe zu sehen.

„Beide Künstler haben die Bildhauerei in Schleswig-Holstein und darüber hinaus maßgeblich beeinflusst“, sagt Galeristin Karin Weißenbacher. Sie ist stolz, diese beiden Koryphäen erstmals zusammen zeigen zu können. (bf)

Eröffnung der Kunstausstellung „Generationen der Bildhauerei“ Sa 5.9., 15 Uhr Schlossinsel Barmstedt, Rantzau 11. Eintritt frei. Zu sehen bis 25.10.

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