Kreis Pinneberg

Der Fährmannsstein am Elbstrand von Wedel

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Kitty Haug
Steinmetz Vincent Koberstein graviert den Namen "Fährmannsstein" in den Findling am Wedeler Elbstrand.

Steinmetz Vincent Koberstein graviert den Namen "Fährmannsstein" in den Findling am Wedeler Elbstrand.

Foto: KITTY HAUG / Kitty Haug

130.000 Jahre war der Findling namenlos. Wettbewerb der Stadt änderte das – ein Steinmetz gravierte jetzt die neue Bezeichnung auf den Stein.

Wedel. Mit Hammer und Elektromeißel bewaffnet macht sich Vincent Koberstein an die Arbeit. Es wird laut, als der Steinmetz den ersten Buchstaben in den Stein fräst. Es ist ein F, denn der Findling am Wedeler Elbstrand östlich des Schulauer Fährhauses hat seit Donnerstag endlich einen Namen. Fährmannsstein heißt der 60 Tonnen schwere und mehrere Hunderttausende Jahre alte Koloss, der einen Durchmesser von ungefähr vier Metern hat.

Das ist das Ergebnis einer Juryentscheidung zum Namenswettbewerb, den die Stadt Wedel ausgelobt hat. Ende Februar hatte die Stadt alle Bürger aufgerufen, sich einen Namen für das Naturdenkmal auszudenken, das in 16,60 Metern Tiefe im vorigen Jahr bei Arbeiten zur Elbvertiefung kurz vor dem Fährmannssander Watt entdeckt und anschließend geborgen wurde. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Hamburg, dem der Großfindling offiziell gehört, stellte ihn als Dauerleihgabe der Stadt Wedel zu Verfügung. In den sozialen Netzwerken begann bereits wenige Stunden nach der Bergung die ersten Diskussionen um einem passenden Namen.

„Wir haben mehr als 800 Einsendungen bekommen“, sagt Sven Kamin, Sprecher der Stadt Wedel. Die meisten Vorschläge seien per E-Mail eingereicht worden. Aber auch in der an der Rathausinfo aufgestellten Sammelbox sowie per Post seien etliche Briefe eingegangen. Und, „es kamen auch Vorschläge aus anderen Orten.“ Eine Woche vor Einsendeschluss kam Corona, die Auswertung ruhte – bis zum 2. Juli. Dann traf die fünfköpfige Jury, die möglichst viele Bereiche der Wedeler Stadtgesellschaft abbilden sollte, die Entscheidung.

Einstimmig hat die Jury sich auf den Namen Fährmannsstein geeinigt. Der Name, so heißt es in der Begründung, „vereint sowohl den Fund und auch den heutigen Standort in sich und nimmt im übertragenen Sinne gleichzeitig Bezug auf die Herkunft des Steins und ist überdies Symbol für die Offenheit und Toleranz der Hafenstadt Wedel, die von der Lage an der Elbe geprägt wurde“.

Bei der Präsentation des Namens wurde zugleich der neue Wedeler Spazier- und Wanderweg „Fährmannsweg“ vorgestellt. Dieser verbindet auf rund acht Kilometern Länge den heutigen Standort des Findlings mit dem Fundort Fährmannssander Watt und dem mutmaßlichen Startpunkt der mittelalterlichen Ochsenfähren an der Wedeler Au, wo jetzt das Theaterschiff „Batavia“ liegt.

Der mindestens 130.000 Jahre alte Stein steckte nördlich vom „Willkomm-höft“ in der Fahrrinne vor Fährmannssand – knapp 17 Meter tief im Elbschlick. Da die Solltiefe der Fahrrinnenvertiefung bei 17,30 Meter liegt, konnte der Stein nicht am Grund der Elbe verbleiben. Ende Februar wurde der Granit-Brocken mit dem riesigen Schwimmkran „Enak 600“ an seinen jetzigen Standort gebracht.

Dort ragte er zunächst aufrecht im sandigen Untergrund in den Himmel. Doch zweieinhalb Wochen später fiel er um. Dies sorgte wegen der Aktion einer lokalen Band, deren Sänger sich mit einer Kinderschaufel am Stein buddelnd gefilmt hatte, für Aufruhr. Die Stadt prüfte rechtliche Schritte, die Band dementierte, für das Umfallen verantwortlich zu sein. Sicher scheint, dass eine Unterspülung durch die Flut den Positionswechsel verursachte. Da die Stadt ohnehin überlegt hatte, den Findling umlegen zu lassen, blieb er in der Lage.

Das Naturdenkmal lockte bereits viele Besucher ans Elbufer und dürfte genau wie der Alte Schwede in Hamburg zu den ältesten Großfindlingen in Deutschland gehören.

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