Ellerhoop. 250 Haushalte müssen in Ellerhoop das Leitungswasser vor der Nutzung abkochen. Das hat der Kreis Pinneberg verfügt und zudem verboten, das Trinkwasser zur Zubereitung von Säuglingsnahrung zu nutzen. Grund sind Keime, die in das Leitungsnetz der Wasser-Genossenschaft Ellerhoop gelangt sind. Dies soll bei einer technischen Überprüfung eines der beiden Förderbrunnen passiert sein. Sie war eingeleitet worden, nachdem es in der zweiten Jahreshälfte 2019 zu monatelangen Problemen mit dem Trinkwasser in der Gemeinde gekommen war.
Seit 2004 betreibt die rein ehrenamtlich geführte Wassergenossenschaft, die einzige ihrer Art im Kreis, ein kleines Wasserwerk mit zwei Brunnen am Thiensener Weg und einer unterirdischen Wasseraufbereitung. Dort war es Ende September 2019 zur Verkeimung in einem der Brunnen gekommen, der vom Netz genommen und gespült werden musste. Der Ausfall dauerte länger.
Der Mangangehalt ist über den Grenzwert hinaus angestiegen
Weil nur ein Brunnen das Netz versorgte, blieb nachts in der Ruhephase nicht mehr genügend Zeit für die unterirdische Aufbereitung, bei der mit Hilfe von Sauerstoff Mangan aus dem Wasser entfernt wird. In der Folge stieg der Manganwert weit über den zulässigen Grenzwert hinaus an, sodass der Kreis die Nutzung des Wassers für Lebensmittelzwecke verbot. Mangan ist als Spurenelement wichtig für Knochen, Bindegewebe und Stoffwechsel. Allerdings kann es in hohen Konzentrationen giftig wirken.
„In dem Fall lag eine Undichtigkeit in dem Brunnen vor“, erläutert Peter Kohl, Vorstandsmitglied der Genossenschaft. Die Suche nach der undichten Stelle sei aufwendig gewesen, sodass der Brunnen längere Zeit nicht genutzt werden konnte. „Das ist ein seltener Vorgang, der jedoch weitreichende Folgen hatte“, so Kohl weiter. Die Genossenschaft habe diesen Vorfall aufgearbeitet und wolle für die Zukunft Vorkehrungen treffen, damit sich so etwas nicht wiederholt. „An sich funktioniert die unterirdische Wasseraufbereitung sehr gut. Jedoch können wir keinen längeren Ausfall eines der beiden Brunnen kompensieren“, so Kohl.
Daher habe der Vorstand einen Brunnenbauer und einen Hydrogeologen damit beauftragt, Lösungswege aufzuzeigen. Diese hätten sich im März zunächst den Brunnen angesehen, der vergangenes Jahr die Probleme verursacht habe. Im Mai hätten die Experten dann den anderen Brunnen unter die Lupe genommen. „Bei der Öffnung müssen die Keime ins Netz gekommen sein. Das ist schon extremes Pech, das wir zwei Mal hintereinander betroffen sind“, so das Vorstandsmitglied weiter.
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Die Keime, sogenannte intestinale Enterokokken, seien am 22. Mai im Trinkwasser der Kita und fünf Tage später im Bereich Grotkamp nachgewiesen worden. Sie können bei immungeschwächten Personen zu Durchfall führen. Der betroffene Brunnen sei vom Netz genommen worden und werde gespült, auch das Netz werde zu nutzungsarmen Zeiten gespült. „Proben aus der vorigen Wochen zeigen, dass es wirkt.“
Genauere Ergebnisse würden jedoch erst Montag oder Dienstag vorliegen. Wenn die Keimfreiheit bestätigt sei, könne der Brunnen wieder ans Netz gehen. Aktuell habe die Außerbetriebnahme jedoch wiederum zur Folge, dass der Mangangehalt im Wasser ansteigt. Bereits Ende Mai habe der Mangangehalt bei 0,54 Mikrogramm pro Liter gelegen, der Grenzwert laut Trinkwasserverordnung liege bei 0,05 Mikrogramm je Liter. Sobald der zweite Brunnen wieder genutzt werden könne, werde der Manganwert wieder sinken.
Investitionen werden durch Wasserpreis hereingeholt
Für die Zukunft sollen laut dem Vorstandsmitglied zwei Szenarien ergebnisoffen geprüft werden. Zum einen könnte die vorhandene Anlage um mindestens einen Brunnen erweitert werden, um Ausfälle kompensieren zu können. „So ein Brunnenbau kostet natürlich Geld“, so Kohl weiter. Die zweite Variante sehe eine Wasserlieferung durch einen der benachbarten Wasserversorger vor. „In diesem Fall würden wir unsere bestehende Anlage stilllegen“, erläutert Kohl.
Für diese Alternative seien jedoch noch weitere Untersuchungen nötig. Neue Leitungen müssten verlegt werden, um einen Anschluss an das Netz des Versorgers zu schaffen. Auch müsse sichergestellt sein, dass die notwendige Wassermenge geliefert werden könne und der Wasserdruck hoch genug sei, um etwa die Versorgung mit Löschwasser zu gewährleisten. Das Netz und die Hausanschlüsse würden dann vermutlich im Besitz der Genossenschaft bleiben.
Da diese ehrenamtlich arbeitet, ist es laut Kohl wichtig, „das alles automatisiert und ohne große Eingriffe von uns abläuft“. Welche der beiden Varianten die richtige sei, müssten die Mitglieder der Genossenschaft zu einem späteren Zeitpunkt nach Vorliegen der Expertise entschieden. Die notwendigen Investitionen müssten dann über den Wasserpreis hereingeholt werden.
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