Elmshorn. Plötzlich war Schluss. Von einem Tag auf den anderen musste die VHS Elmshorn Mitte März alle Kurse und Präsenzveranstaltungen absagen. Schuld war die Corona-Pandemie. Doch schon wenig später konnten einige der Angebote weitergehen – als Online-Kurs von zu Hause aus.
„Erst waren wir alle geschockt, als wir von der Schließung erfahren haben. Aber dann hat sich unser Team schnell entschlossen daran gemacht, das Online-Angebot auszubauen“, so VHS-Leiterin Karen Wurr-Feldmann. Bereits vor der Corona-Krise hatte die VHS, die auch die Stadt Barmstedt mitbetreut, erste kleine Erfahrungen mit digitalem Unterricht gemacht. Die Möglichkeiten dazu hatte der Landesverband der Volkshochschulen geschaffen, der dafür die sogenannte vhs.cloud entwickelt hat.
„Bei uns wurde das aber eher stiefmütterlich behandelt“, gibt Maike Bünning, die Programmbereichsleiterin für Gesundheit, Beruf und Karriere der VHS, zu. Das änderte sich aber sofort, als der gesamte Betrieb zum Erliegen kam. „Wir haben sofort mit unseren Dozenten gesprochen, ob sie sich das vorstellen können“, ergänzt Tetyana Frank, die für die Sprachkurse verantwortlich ist. Viele konnten das – und fanden sich nur eine Woche nach der Schließung zu einer internen Schulung in der VHS ein.
Die nächste Hürde waren die Teilnehmer. Gerade bei älteren Nutzern der VHS waren die Vorbehalte groß und oftmals auch die technischen Voraussetzungen nicht vorhanden. „Man benötigt einen Laptop mit eingebauter Kamera und Mikrofon und natürlich eine gute Internetverbindung, am besten über LAN, weil ein großes Datenvolumen bewegt wird“, so Frank weiter.
Am Anfang habe es viele Fragen gegeben. „Als wir gesagt haben, das Konferenzsystem funktioniert nur mit Mozilla Firefox und Chrome, haben viele wissen wollen, was das denn ist“, so die Programmbereichsleiterin. Doch mit dem Download des richtigen Browsers hätten dann auch viele Nutzer zu den Online-Kursen gefunden.
Am einfachsten funktionierte die Online-Umstellung im EDV-Bereich, wo die Teilnehmer zumeist über fundierte Computerkenntnisse verfügten. Doch auch immerhin 12 von 90 Sprachkursen laufen inzwischen online weiter. „Es muss ja auch nicht immer ein Bild dabei sein, man kann auch über das Mikrofon miteinander reden“, sagt etwa Peter Schaumann, der Englisch-Sprachkurse gibt. Seine Teilnehmer, die teilweise schon über mehrere Jahre miteinander lernen, hätten sich sehr über die Fortsetzung des Kurses – wenn auch mit anderen Gegebenheiten – gefreut.
Mittlerweile hat die VHS auch einen Bildungsurlaub, der eigentlich nur als Präsenzveranstaltung anerkannt wird, online veranstaltet. „Etwa die Hälfte der ursprünglichen Teilnehmer war dabei“, sagt Dozentin Nina Czerwenka. Ihr Thema war digitale Fotografie. „Wir haben praktische Teile mit eingebaut, die von den Teilnehmern sofort umgesetzt werden konnten, und haben jeden Morgen erst einmal die aufgenommenen Fotos besprochen. Das hat funktioniert.“
Bei den Integrationskursen klappte dies nicht. „Es scheiterte bei den Teilnehmern zumeist an den fehlenden technischen Voraussetzungen“, so Moritz Kesslau, der diesen Bereich verantwortet. Man habe als Ersatz Tutorien in die Cloud gestellt, worauf immerhin 60 Prozent der Teilnehmer zugreifen konnten.
Auch wenn bisher nur ein Bruchteil des Programms in Online-Seminare überführt werden konnten: „Das war ja nur der erste Wurf“, sagt VHS-Chefin Karin Wurr-Feldmann. Sie und ihre Mitarbeiter hätten innerhalb der vergangenen zwei Monate viel gelernt und nun mehr Planungszeit für die kommenden Semester, was Online-Veranstaltungen angeht. „Aus meiner Sicht müssen die Volkshochschulen eine führende Rolle bei der Digitalisierung der Bevölkerung einnehmen“, sagt die VHS-Chefin, die künftig den Online-Bereich stark ausbauen will.
„Das wird die Zukunft sein“, glaubt auch Stadtrat Dirk Moritz. Gerade die Generation Smartphone werde in späteren Jahren keine VHS-Präsenzveranstaltungen besuchen. „Für die wird es normal sein, das von Zuhause aus zu tun.“
Doch es gibt auch viele VHS-Nutzer, die der Geselligkeit wegen gerne zu den Präsenzveranstaltungen gehen und die mit Online-Kursen wenig bis gar nichts anfangen können. Wann sie wieder Unterricht erhalten, ist weiterhin unklar. „Laut dem letzten Erlass könnten wir das VHS-Haus wieder öffnen, wenn wir die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten. Das funktioniert mit einem vollen Haus nicht“, so Wurr-Feldmann weiter. Daher bleibe die VHS zunächst auf unbestimmte Zeit geschlossen.
Ausnahmen sind lediglich die Open-Air-Sportkurse, die auf den Sportanlagen innerhalb der Stadt über die Bühne gehen. Außerdem finden ab sofort Bildungsurlaubsveranstaltungen wieder statt. Was das Herbstsemester angeht, ist noch alles offen. „Wir arbeiten zweigleisig, tüfteln derzeit an dem neuen Programm“, so Wurr-Feldmann weiter. Möglicherweise werde es aber von vornherein ein reduziertes Angebot geben.
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