Barmstedt. Beide kommen sie aus dem Nordosten von Brasilien und leben seit Jahrzehnten im Nordwesten Deutschlands. Aber erst jetzt sind sich die Brasilianerinnen Karin Weißenbacher und Tita do Rêgo Silva beim Neujahrsempfang des brasilianischen Konsulats über den Weg gelaufen. Und sofort lud Weißenbacher die lebenslustige Künstlerin aus Hamburg zu einer Ausstellung in ihr Galerie-Atelier III auf der Barmstedter Schlossinsel ein.
Vom heutigen Sonnabend an sind dort 48 Kunstwerke von Tita do Rêgo Silva zu sehen, deren Ausstellungstitel „O Mundo Fantástico“ (Die Fantastische Welt) nicht zu viel verspricht: Sie zeigt dort großflächige und farbkräftige Holzschnitte und Linoleum-Kunst, die vor Fantasiefiguren und seltsamen Fabelwesen nur so wimmeln.
Ihre brasilianische Heimat Caxias inspiriere sie bei ihrer Arbeit, sagt Tita do Rêgo Silva. Vor 30 Jahren ist sie nach ihrem Kunststudium in Brasilia nach Hamburg gekommen. Heute gehört sie der Künstlergruppe Koppel 66 in St. Georg an. In Caixas seien die Menschen katholisch und sehr religiös, aber auch sehr abergläubisch, erzählt sie. „Das ist oft richtig unheimlich.“ So werde dort der heilige Antonius als Ikone verehrt, der heute noch darüber bestimme, ob eine Frau ihren Geliebten heiraten könnte. Sie halte dann eine Figur des Franziskaner-Mönchs nur so lange ins Wasser, bis dieser sein Einverständnis erkläre, erzählt Tita do Rêgo Silva. Und lacht.
Ihre Fantasiefiguren scheinen aus einer ähnlichen Sagenwelt zu kommen. Meist in kräftigem Rot oder Braun stellt sie seltsame Wesen auf stelzenlangen Beinen mit Hirschköpfen dar. Oder es sind menschenähnliche Figuren mit Tierköpfen oder Tiere aller Art, die mit ihrer Fülle und Fantasie einen zoologischen Garten der Fabelwelt bilden.
Mehr als 100 solcher Figuren hat sie bei ihrem Kunstwerk „Lost and Found“ in einer 3-D-Installation inszeniert, kreisrund auf einer Art Erdkugel. Die Figuren habe sie ursprünglich für andere Holzschnitte verwenden wollen und sie dann wiederentdeckt, einzeln ausgeschnitten und wieder neu zusammengestellt. Die surfenden Hirsche, die lustigen Kühe mit radioaktiven Mustern oder die traurig wirkenden Eulen lassen Raum für Interpretationen. Manche Arbeiten wirken wie eine Art Altar – etwa der Schrein der Nahrungskette der Fabelwesen.
So sehr ihre Heimat sie bei ihrer Kunst inspiriere und sie gerne ihre Verwandten dort treffe, so sehr befiele sie sofort wieder Heimweh nach Hamburg, wenn sie dort sei. „Dann vermisse ich Hamburg. In Brasilien kann ich nicht mehr leben.“
Kunstausstellung: „O Mundo Fantástico“. Holzschnittarbeiten von Tita do Rêgo Silva. Eröffnung am heutigen Sonnabend, 7. März, um 15 Uhr im Galerie-Atelier III, Schlossinsel Barmstedt, Rantzau 11, mit musikalischem Rahmenprogramm. Der Eintritt ist frei. Die Ausstellung ist bis zum 10. Mai zu sehen.
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