Elmshorn. An der Zukunft des Verkehrs arbeitet Autoliv nicht nur als Entwickler und Hersteller von Sicherheitssystemen für die Kfz-Industrie. Im Elmshorner Werk des multinational agierende Konzerns wird auch an neuen Mobilitätskonzepten gebastelt. Bald müssen Geschäftspartner nicht das Auto nehmen, um zu Verhandlungen ins Gewerbegebiet Grauer Esel zu kommen.
Sie können umweltfreundlich und staufrei auch mit der Bahn anreisen, leihen am Elmshorner Bahnhof ein für sie von Autoliv reserviertes Fahrrad und fahren damit zu dem „Hidden Champion“, so die Selbsteinschätzung des Unternehmens. Das Projekt „Eselsbrücke“ macht es möglich.
Den Fahrradfahrern eine Brücke aus der Innenstadt ins Industriegebiet Grauer Esel zu schlagen – dieser Idee verdankt das Projekt seinen Namen. Ziel ist es, den Anteil der Menschen, die das Fahrrad für den Weg zur Arbeit nutzen, um zehn Prozent im Vergleich zum Projektstart im Jahr 2017 zu steigern und so 600 Tonnen CO2 pro Jahr einzusparen.
Markus Pietrucha vom Amt für Stadtentwicklung im Elmshorner Rathaus sowie Holger Fausch von Autoliv berichteten am Montag über den aktuellen Stand der Umsetzung. Das Bundesumweltministerium habe mit seinem Förderprojekt „Klimaschutz im Radverkehr“ die Eselsbrücke erst möglich gemacht, sagt Pietrucha.
Deutlich mehr Kollegen fahren mit dem Rad zur Arbeit
18 Projekt entlang einer Achse vom Bahnhof bis zum östlichen Endes des Industriegebietes wurden anvisiert. Vier können nicht realisiert werden, etwa weil das Kollegium ein Projekt kippte oder ein Projektpartner ausfiel.
Für die verbliebenen 14 Projekte werden eine Fahrrad-Ausleihstation geschaffen, Schilder aufgestellt, die Lkw-Fahrer vor Radlern im toten Winkel warnen, Fahrradständer und eine -garage gebaut, eine Ladestation für E-Bikes geschaffen, Abstellmöglichkeiten überdacht, Radwege und eine Brücke gebaut, eine Fahrradstraße geschaffen, Kreuzungen und Wege fahrradfreundlich umgebaut und die Route der Eselsbrücke ausgeschildert. Der ADFC will noch Trainings- und Übungsfahrten anbieten, der Erfolg des gesamten Projekt soll überprüft werden. 850.000 Euro kosten diese Vorhaben, aus Berlin kommt ein 600.000-Euro-Zuschuss.
Das Unternehmen Autoliv, das mit einem eigenen Förderantrag die Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder verbesserte, stellte vor dem Firmengelände noch einen Platz für eine Fahrradstation bereit. Dort können platte Schläuche gewechselt und kleinere Reparaturen ausgeführt werden.
Erfolg ist bei dem Autoteilehersteller bereits messbar
Der Erfolg ist bei dem Autoteilehersteller bereits messbar. Bevor zusätzliche Parkplätze für Fahrräder geschaffen und überdacht wurden, kamen täglich 110 bis 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Fahrrad, danach waren es 150 bis 160, berichtet Fausch. Bei Autoliv in Elmshorn gibt es gut 900 Vollzeitstellen.
Neben dem Kfz-Zulieferer konnten 2017 noch die Kreisverwaltung, die Regio Klinik und der ADFC als Partner gewonnen werden. Pietrucha berichtet, dass nur wegen der damaligen kurzen Anmeldefrist der Kreis der Partner so klein geblieben sei. Es gebe immer wieder Anrufe im Rathaus von Firmen aus dem Umfeld Grauer Esel, die etwas für die Verbesserungen der Mobilität für ihre Mitarbeiter tun wollen.
Bis zum 30. Oktober müssen die Projekte abgeschlossen sein, so Pietrucha. Aus der Sicht der Stadtverwaltung ist es durchaus möglich, danach weitere Verbesserungen für den Radverkehr zu initiieren. Mit einer neu eingestellten Verkehrsplanerin für diesen Bereich ist das Rathaus jedenfalls bereit. Dass müsste dann allerdings ohne Zuschüsse aus Berlin gewuppt werden. Das Elmshorner Kollegium ist damit am Zug, Entscheidungen zu treffen und Geld für 2021 bereitzustellen.
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