Klein Offenseth-Sparrieshoop. Sind Kinder und Kultur in den Zeiten von YouTube, Twitch, Instagram und Fortnite zwei unvereinbare Gegensätze geworden? Hat der Blick auf Tablet und Smartphone den Blick ins Buch abgelöst? Nicht für Karin Korff und ihre Mitstreiter vom Verein Karfunkel! „Kinder wachsen daran, es bringt ihre Persönlichkeit voran“, weiß die frühere Pädagogin aus ihrer Arbeit an der Erich Kästner Gemeinschaftsschule (KGSE) in Elmshorn. Als Mitglied der Schulleitung hat sie Darstellendes Spiel unterrichtet, mit den Schülern Theaterstücke erarbeitet, Impulse geben, kreatives Handeln initiiert, gefördert und begleitet.
Diese Begeisterung für Kultur auch bei der Dorfjugend zu wecken haben sich 18 Bürger aus Klein Offenseth-Sparrieshoop vorgenommen. Dazu haben sie Karfunkel gegründet. Der namensgebende feuerrote Edelstein dient in Märchen und Sagen als Quelle der Inspiration. Für die Karfunkel-Macher symbolisiert er Fantasie und Kreativität. Mit dem eingetragenen Verein leisten sie Pionierarbeit.
Zwei Männer wollen Jungen Kultur vermitteln
Im Januar vor einem Jahr geht es los. Karin Korff, als Gattin von Bürgermeister Günther Korff auch mit besten Kontakten in die Dorfpolitik versehen, hat bereits einige potenzielle Mitstreiter im Blick, als sie die Idee zu einem Kulturverein speziell für die Arbeit mit Kindern entwickelt. Im Gespräch mit der Vorsitzenden des Kulturausschusses, Antje Giehm, kommen weitere Namen hinzu. Nach und nach wächst der Kreis der Engagierten. Unter ihnen sind viele junge Frauen mit Kindern, die etwas für das Dorf und die Mitmenschen tun wollen. Es sind ferner zwei Männer dabei, die sich einem besonders kniffligen Thema widmen: Jungen Kultur zu vermitteln.
Um sich im Dorf bekannt zu machen, entwickeln die Mitglieder ein Flugblatt und verteilen es an die Haushalte. Für die Corporate Identity wird ein Button entwickelt, den die Mitglieder bei Veranstaltungen tragen. Bei einem Flohmarkt im Frühjahr zeigt der Verein mit einem Stand Flagge. Die Zielgruppe sprechen die Mitglieder mit einem Malwettbewerb zum Thema Karfunkelstein an. Beim Dorffest im September bieten sie Aktivitäten für Kinder an. Die Suche nach dem Karfunkelstein in einem großen, mit Sand gefüllten Bottich erweist sich als Renner.
Ein erster Höhepunkt ist das „Singen mit Karfunkel“ in der Osterkirche in der Adventszeit. Mit 100 großen und kleinen Mitsängern ist das Gotteshaus voll besetzt. Es spiegelt das Interesse der Vereinsmacher wider, in Kooperation mit anderen, in diesem Fall der evangelisch-lutherischen Kirche, etwas zu organisieren. In diesem Jahr soll es angesichts des Erfolges eine Wiederholung geben.
Vereinsmitglieder wollen auch Neubürger besser integrieren
Klein Offenseth-Sparrieshoop ist eine boomende Gemeinde, hat kontinuierlich Neubaugebiete ausgewiesen. Die Einwohnerzahl ist auf knapp 3200 Menschen angestiegen. Mit der Einwohnerzahl wuchs natürlich auch die Zielgruppe des Kulturvereins. 190 Mädchen und Jungen werden im Kindergarten betreut, 186 gehen in die Grundschule.
Die Vereinsmitglieder verfolgen neben der Kulturarbeit für Kinder noch ein zweites Ziel. Sie wollen integrierend wirken und die Dorfgemeinschaft stärken. „Für einige Neubürger ist Klein Offenseth-Sparrieshoop nur ein Schlafdorf. Das ist schade, aber wir müssen es akzeptieren“, sagt die Dritte Vorsitzende Katrin Jentsch. Für die jedoch, die sich integrieren wollen, will Karfunkel da sein. Bei den Kinderveranstaltungen treffen sich Einheimische und Zugezogene, Eltern wie Kinder. Damit auch Erwachsene einen Treffpunkt bekommen, gibt es zukünftig zwei Veranstaltungen mit Buchvorstellungen im Jahr. Einmal geht’s um Kinder- und Jugendbücher (18. März), einmal um Literatur für Erwachsene (22. Oktober).
Ordentliche Anschubfinanzierung von der Gemeinde
Ein weiteres Novum des Vereins: Es wird Wert auf die Mitarbeit der Mitglieder gelegt. Sie sollen sich einbringen, Ideen entwickeln, mit anpacken. Dafür erhebt der Verein keine Mitgliedsbeiträge. Auch eine passive Mitgliedschaft, bei der allein durch die Beiträge die Vereinsarbeit unterstützt wird, ist nicht vorgesehen. Zur Gründung gibt es eine ordentliche Anschubfinanzierung von der Gemeinde. Außerdem wird der etwas andere Kulturverein wie die örtlichen Vereine aus der Gemeindekasse mit einem jährlichen Zuschuss versehen. Zwei Unternehmen aus dem Dorf zeigen sich sehr spendenfreudig. Dazu kommt das Eintrittsgeld aus den Veranstaltungen, und der Kreis hilft im Rahmen seiner Kulturförderung.
„Großartig“ findet Stefanie Fricke, künstlerische Leiterin der Drostei, die Gründung des Vereins. Denn nach ihren Erfahrungen ist es schwierig, Kulturarbeit für Kinder erfolgreich anzubieten. Das Kreiskulturzentrum in Pinneberg ist in diesem Bereich gut aufgestellt. Die Mitarbeiter dort mussten jedoch immer wieder die Erfahrung machen, dass das Angebot auf zu wenig Interesse stieß. Nach ihrer Beobachtung sind es häufig die Großeltern, die mit ihren Enkeln in die Veranstaltungen kommen.
Die Kulturförderer aus Klein Offenseth-Sparrieshoop können zwar das Alleinstellungsmerkmal für sich in Anspruch nehmen, den einzigen Verein im Kreis Pinneberg gegründet zu haben, der sich weitestgehend um Jugend und Kultur kümmert. Doch die Drostei-Chefin weist darauf hin, dass es viele Vereine und Institutionen gibt, die sich in diesem Bereich mit einem engagierten Angebot einbringen.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg