Kreis Pinneberg. Mehr als 100 Helfer griffen am Tag der Deutschen Einheit in Bönningstedt am Friedhof zum Spaten, um sich an der bundesweiten Kampagne Einheitsbuddeln zu beteiligen. „Wir haben etwa 1200 Bäume für eine Fläche von 400 Quadratmetern“, sagt Pascal Girardot, Initiator von Citizens Forrest. Im Citizens-Forrests-Projekt engagieren sich Bürger aktiv für den Klimaschutz.
„Wir bepflanzen ungenutzte Flächen mit heimischen Baumarten“, so der Bönningstedter, der den Verein mit Mitstreiter Boris Kohnke im April gegründet hatte. „Wir haben schon im Frühjahr mit der Aufforstung begonnen und es war klar, dass wir heute auch mit anpacken.“ Die Bepflanzung einer Fläche mit Bäumen sei eine der effizientesten Methoden, um Kohlendioxid zu binden und etwas gegen den Klimawandel zu tun. Aufforstung sei auch ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt.
Die Feuerwehr half in Bönningstedt, die Fläche zu bewässern. Die Jugendfeuerwehr, Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Quickborn und viele andere Freiwillige griffen zum Spaten. Auch ein Reisebus mit einer Delegation aus Crivitz, der Partnerstadt von Bönningstedt, kam zur Pflanzaktion.
Eine Buche speichert circa 3,5 Tonnen Kohlendioxid
Die Naturschützer gehen dabei nach der Miyawaki-Methode vor, eine der effizientesten Aufforstungsmethoden, wie Girardot sagt. „Durch die spezielle Bodenvorbereitung erreichen wir ein sehr schnelles Wachstum von mindestens einem Meter pro Jahr.“ Verschiedene einheimische Pflanzenarten würden optimal kombiniert. Ein derartiger Wald habe eine bis zu 30-fach bessere Kohlendioxidabsorption im Vergleich zu einer Monokulturplantage. „Nach circa drei Jahren entsteht ein völlig autarker, natürlicher und einheimischer Wald“, sagt Girardot. Eine 35 Meter hohe Buche könne circa 3,5 Tonnen Kohlendioxid speichern. Ein Auto erzeuge durchschnittlich mindestens 130 Gramm CO2 pro Kilometer. „Ein einziger Baum bindet also den CO2-Ausstoß von ungefähr 27.000 Kilometern, mehr als die meisten von uns in einem Jahr fahren.“
Auch in Haseldorf beteiligte sich die Gemeinde an der großen Baumpflanzaktion am Tag der Einheit. Bürgermeister Dieter Sellmann und mehrere Gemeindevertreter pflanzten einen Amberbaum an der Hauptstraße vor der Feuerwehrwache – einer von 25 Zukunftsbäumen, die dem Klimawandel standhalten sollen. „Er kommt aus Kanada und seine Blätter verfärben sich im Indian Summer besonders intensiv“, erklärt der Haseldorfer und Vorsitzender des Fördervereins Kulturlandschaft Pinneberger Baumschulland, Frank Schoppa. Die Idee zum Einheitsbuddeln sei in Schleswig-Holstein entstanden, als man überlegte, wie die zentrale Einheitsfeier in Kiel gestaltet werden soll.
Deutschlandweit sind 102.000 Pflanzungen dokumentiert
Was lag näher für ein Baumschulland als Bäume zu pflanzen? Eine Aktion, die im Hinblick der Fridays for Future-Bewegung tausender Schüler noch mehr an Bedeutung gewinnt. „Deutschlandweit gab es 102.000 dokumentierte Pflanzungen“, sagt Schoppa. Es dürften sogar mehr sein, denn nicht alle hätten ihre Beteiligung auf der offiziellen Homepage www.einheitsbuddeln.de gemeldet. „Die Initiatoren hoffen, dass die Aktion zu einem Ritual zur Deutschen Einheit wird und sich auch in den nächsten Jahren fortsetzt.“ Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels sei es wichtig, grüne Städte zu haben – auch wegen der aktiven Kühlwirkung der Bäume.
Kreis und Stadt Pinneberg hatten bereits am 13. September mit Baumpflege Thomsen zum Einheitsbuddeln aufgerufen und auf dem neuen Westring drei Bäume gepflanzt. Dem Beispiel folgte der Ortsverband Pinneberg von Bündnis 90/Die Grünen mit drei Bäumen auf dem Gelände der Katholischen Kita am Fahltskamp. Die SPD der Stadt hat in Zusammenarbeit mit dem Baumpflegebetrieb Thomsen An der Raa neben dem Sportplatz 20 Bäume gepflanzt.
Einen Baum setzte auch die Stadt Uetersen auf der Grünfläche vor dem Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen. Die Gemeinde Hasloh war mit 20 Bäumen dabei. Ein Bergahorn wurde am Amt Geest und Marsch Südholstein in Appen gepflanzt, fünf Obstbäume in Kummerfeld am Akazienweg. Und die Gemeinde Tangstedt beteiligte sich an der Aktion mit zehn Obstbäumen und Krokussen auf der Streuobstwiese am Brummerackerweg.
Für Citizens Forests ist das Einheitsbuddeln erst der Anfang. „Es haben sich innerhalb kürzester Zeit so viele Menschen bei uns gemeldet, die sich am Aufforsten beteiligen wollen“, sagt der gebürtige Franzose Pascal Girardot, der durch die Aktion seine Wahlheimat Bönningstedt erst richtig kennengelernt hat. „Firmen wollen spenden, Privatleute bieten uns ihre Grundstücke an. Jede Kommune hat freie, ungenutzte Flächen, die wir Bürger aufforsten können – in der gesamten Republik.“ Er könne nicht darauf warten, dass die Politik endlich etwas gegen den Klimawandel unternehme, das sei er auch seiner zehnjährigen Tochter Gioia schuldig.
Citizens Forests freut sich über weitere Unterstützer, sei es in Form von aktiver Mithilfe, Spende von Dienstleistungen, Mitmachen bei Crowdfunding-Aktionen oder direkte Geldspenden. Weitere Informationen auf der Internetseite www.citizens-forests.org.
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