Rellingen. SHMF Konzertkritik: Janine Jansen serviert mit ihren exzellenten Musikerfreunden in der Rellinger Kirche Stücke von Schulhoff, Brahms und Dvorák
Zum Bersten energiegeladen beginnt das SHMF-Konzert mit der renommierten niederländischen Geigerin Janine Jansen und ihren teils langjährigen musikalischen Weggefährten, die sie inzwischen ihre Freunde nennt. Für den Freitag Abend in der sehr gut besuchten Rellinger Kirche hat sie ein interessantes Kammermusik-Programm zusammengestellt, dessen Auftakt fünf Stücke des eher wenig bekannten tschechischen Komponisten Erwin Schulhoff (1894 bis 1942) sind.
Dieser Auftakt erweist sich als das Sahnestück des ganzen herrlichen Abends, da er das Publikum für etwas Ungewohntes, Spannendes zu erwärmen versteht. Jansen und ihre jugendlichen Freunde, die eher wie eine Band, als wie ein Kammermusik-Ensemble rüberkommen, weil sie so lebendig und feinnervig miteinander musizieren, lassen es nämlich gleich krachen mit einem wilden Tanz, der von gezupften und hart geschlagenen Saiten angetrieben wird. Die Töne zunehmend verzerrt, mit abrupten Brüchen, dann ein dumpfer Rhythmus, bizarre Verzerrungen bis zum flüsternden Touchieren der Saiten, zart und zaghaft. Diese fünf Stücke, die allerlei musikalische Traditionen aufgreifen, sind wie expressionistische Gemälde, die von einer durch einen Weltkrieg zerfetzten Welt zeugen, von Chaos, Verletzungen, aber auch vom Aufbäumen und furioser Lebenslust.
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