Wedel. Es gibt nur wenige Unternehmen im Kreis Pinneberg, die an der Börse notiert sind und doch ist der Name Nynomic in der Region weitgehend unbekannt. Das könnte daran liegen, dass die 2007 gegründete Aktiengesellschaft den Namen Nynomic AG erst seit 2018 führt. Zuvor hieß die Aktiengesellschaft m-u-t, sowie das Wedeler Unternehmen, auf den das Ganze zurückgeht. Aus strategischen Gründen entschied sich die Geschäftsführung für den neuen Namen. „Er spiegelt unsere verstärkte internationale Ausrichtung wider und unterstützt die Kommunikation mit der stetig wachsenden Anzahl internationaler Partner“, erklärt Fabian Peters vom Vorstand der Nynomic AG.
Vom kleinen Ingenieurbüro zur Firma mit 375 Mitarbeitern
In der Tat ist aus dem kleinen Ingenieurbüro, das 1995 von zwei Absolventen der Wedeler Fachhochschule gegründet wurde, ein internationaler Konzern mit einem zweistelligen Millionenumsatz geworden. Die Produkte der Spezialisten auf dem Gebiet der Sensor- und Messtechnik finden sich auf der ganzen Welt wieder sowie ihre Mitarbeiter. Denn von den insgesamt 375 Angestellten sind circa 125 außerhalb Deutschlands zu finden. Am Wedeler Standort sind es etwa 115 Mitarbeiter.
Einer von ihnen ist Sascha Otto. Der Unternehmensmitbegründer hat sein Büro im zweiten Stock des Wedeler Firmensitzes, der etwas unscheinbar im kleinen Gewerbegebiet Am Marienhof zu finden ist. Otto ist im Vertrieb tätig, betreut für die Nynomic-Tochtergesellschaft m-u-t GmbH die Großkunden.
Er kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Alles begann mit einer Diplomarbeit an der Fachhochschule Wedel. Es ging um ein Messgerät für Narkosegas, das die Arbeitssicherheit beispielsweise in Krankenhäusern erhöhen sollte. Die Firma Dräger hatte Interesse, wollte es vertreiben. Für die Zusammenarbeit bedurfte es aber einer Firma mit Haftung. Sascha Otto und Hans Wörmcke, die sich aus der Studienzeit kannten und schätzten, wagten den Schritt gemeinsam. Auch Hans Wörmcke ist heute noch für das Unternehmen tätig. Er ist Aufsichtsratschef und Hauptgesellschafter der AG.
„Die ersten Geräte habe ich im Keller von Hans entwickelt“, erinnert sich Sascha Otto, der dabei auch einmal lautstarken und überraschenden Besuch von einer Kröte durchs Fenster bekam. Vielleicht war es ein Zeichen dafür, wie lukrativ die Zukunft werden sollte. Ob er sich damals hätte vorstellen können, was aus der m-u-t GmbH einmal wird? „Nein, niemals hätte ich das gedacht“, sagt Otto. Und würden die beiden Begründer es zu den heutigen Begebenheiten erneut versuchen, käme auch nicht dasselbe dabei heraus, ist er sich sicher. „Die Zeit war damals deutlich einfacher für Gründer“, so Otto. Heute gebe es so viele Auflagen, die es Unternehmern schwer mache. Allein die Datenschutzverordnung hätte viel Arbeit verursacht.
Mit DIN-Normen, Zertifikaten und Brandschutzauflagen kennen sich die Messspezialisten aber aus. Wer unter anderem Bauteile für Hochgeschwindigkeitszüge in aller Welt herstellt, muss das auch. Aus Sicherheitsgründen dürfen Besucher die Wedeler Fertigungshalle von m-u-t im Erdgeschoss auch nur betreten, wenn sie geerdet sind. Zu hoch ist die Gefahr einer statischen Aufladung, die bei Berührung die sensiblen Geräte beschädigen könnte. An diesem Tag werden in den verschiedenen Fertigungslinien Teile für die Steuerung von Zugtoiletten hergestellt. So sind Sensoren fürs Öffnen der Türen oder zum Erkennen der Hand beim Waschen nötig. Das Besondere: Die Sensoren aus Wedel sind erschütterungserprobt und halten sowohl sibirischer Kälte als auch dem warmen indischen Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit stand, wie Axel Witte, Geschäftsführer der m-u-t GmbH unter dem Nynomicdach erklärt.
Exportanteil von Nynomic beträgt 46 Prozent
Der Exportanteil der Nynomic AG beträgt 46 Prozent. Aktuell liegt der Umsatz bei rund 70 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern (EBIT) bei circa zehn Millionen Euro. Das mittelfristige Ziel der Geschäftsführung sieht einen Wachstum um zehn Prozent pro Jahr vor sowie das Durchbrechen der Schallgrenze von 100 Millionen Euro Umsatz.
Dabei soll unter anderem auch ein kleiner Spezialsensor aus dem Hause Spectral Engines’, einer finnischen Tochtergesellschaft, helfen. Dieser wird zukünftig im X-Spect zu finden sein – ein innovativer, smarter Textilscanner von Bosch, der sowohl die Zusammensetzung von Flecken als auch des Materials erkennt. Sprich: Der X-Spect, der mit der Waschmaschine verbunden ist, übernimmt die Analyse des Problems und schlägt dann das richtige Waschprogramm vor. Wer sich jetzt auf die Arbeitserleichterung freut, muss sich gedulden. Die Markteinführung ist im ersten Schritt in China geplant.
Auf dem europäischen Markt werden entwickelte Sensoren für die optimale Ausbringung von Kunstdünger sowie Messgeräte zur Früherkennung von Brandherden eine größere Rolle spielen. Zudem haben die Messspezialisten eine Technik entwickelt, die das automatische Aussortieren von faulem Obst verfeinert und natürlich wird man weiterhin die Sensoren für die Züge in aller Welt herstellen.
Begründer, Aufsichtsratschef und Großgesellschafter Hans Wörmcke blickt positiv in die Zukunft: „Ich sehe die Gesellschaft sehr gut aufgestellt, um auch weiter hochkomplexe innovative Lösungen und entsprechende Produkte im Bereich der optischen Messtechnik zu entwickeln.“
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