Kreis Pinneberg. Wer heute an der Brachfläche am Tinsdaler Weg in Wedel vorbeifährt, der kann sich bei weitem noch nicht vorstellen, dass hier einmal ein innovatives Technologie- und Gründerzentrum entstehen könnte. Doch genau das ist nun für den Standort in Wedel im Gespräch und könnte dem stockenden Prestigeprojekt Businesspark Elbufer Leben einhauchen.
Am Montag signalisierten Wedels Politiker im Haupt- und Finanzausschuss der Verwaltung einhellig, dass die Stadt offensiv in Gespräche mit der in der Sache federführenden Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg, kurz WEP, einsteigen soll. Wedel möchte dabei mit einem potenziellen Grundstück im Businesspark ins Rennen ums Gründungszentrum gehen. Die Stadt würde die Fläche zur Verfügung stellen.
Anlass für die Wedeler Initiative ist eine neue Studie. Das umfangreiche Werk im Auftrag der Westküsten-Kooperation, dem die WEP angehört, befasst sich mit den Erfolgsfaktoren für innovative Unternehmensgründungen an der Westküste. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass Potenzial für ein neues Gründungs- und Technologiezentrum im Kreis Pinneberg besteht. Dabei geht die Studie auch bereits ins Detail. So werden unter anderem die möglichen Kosten und die benötigte Größe für ein solches Zentrum benannt (siehe Infotext). Zudem geht es in der Studie um geeignete Standorte. Dabei werden mit Wedel und Pinneberg zwei konkrete Städte benannt. Denn die beiden Städte punkten durch ihre Nähe zu Hamburg und die verkehrliche Anbindung. Für Wedel spricht laut Gutachten zudem die Nähe zur Fachhochschule.
Ob Wedel sich durchsetzen kann, es doch Pinneberg wird oder ein ganz anderer Standort, ist indes offen. Klar ist: Es wird sich um das erste Gründerzentrum im Kreis Pinneberg handeln. Für WEP-Geschäftsführer Harald Schroers ist es schon längst überfällig. „Unternehmensgründer sind für jeden Standort, der sich entwickeln will, entscheidend“, betont er. Schroers verweist auf Weltunternehmen wie Google oder Apple, die erst vor einigen Jahren gegründet worden sind und in Garagen entstanden sein.
Keine Garage, aber einen kreativen Raum will die Wirtschaftsförderung mit dem Gründerzentrum zur Verfügung stellen. Kurzfristig kündbare Mietverträge und eine gemeinsame Verwaltung würden laut Schroers den Gründern den Anfang erleichtern und das wirtschaftliche Risiko verringern. Dass Potenzial vorhanden ist, zweifelt Schroers nicht an. „Wir gehören im Kreis Pinneberg schon jetzt bundesweit zu den Regionen mit der höchsten Gründerquote. Da wollen wir gerne weitermachen“, gibt der WEP-Chef die Richtung vor.
Während man sich im Kreis Pinneberg erst auf den Weg macht, existieren andernorts bereits seit Jahren Gründerorte, auf deren Erfahrungen man nun zurückgreifen möchte. Auf die bestehenden Zentren in Meldorf (CAT – Centrum für Angewandte Technologien), in Niebüll (NIC – Nordfriesisches Innovations-Center), in Büsum (mariCube) sowie Itzehoe (Innovationszentrum IZET) geht die Studie auch ein. Unter anderem wurde die Mietauslastung abgefragt, auch die Erfahrungen und Auswirkungen wurden beleuchtet. Demnach gab ein Drittel der befragten Unternehmen an, dass es aktuell Expansionspläne gäbe. Viele Firmen lobten die Synergieeffekte im Gründerzentrum. Die Zentren an der Westküste sind laut Erhebung aktuell alle gut ausgelastet. Als Problem geben viele an, dass sie keine Wachstumsmöglichkeiten in der Nähe zum Gründerzentrum haben.
Auch darin könnte ein Vorteil des Wedeler Businessparks liegen. Der neue Gewerbepark umfasst 18 Hektar, von denen bislang erst eine Fläche verkauft wurde und bebaut werden soll. „Wir erhoffen uns von dem Gründerzentrum einen positiven Effekt“, erklärt daher CDU-Fraktionschef Michael Kissig, der auch Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses ist. Von der SPD heißt es: „Das wäre geradezu ideal. Wir sprechen uns dafür aus“, so Rüdiger Fölske. Doch es gibt auch einen Haken: Ein solches Zentrum ist laut Gutachten vor allem in den Anfangsjahren defizitär und benötigt Zuschüsse. Wer diese trägt, ist fraglich. Somit ist auch unwahrscheinlich, dass ein Investor das Zentrum baut und sogar noch das Grundstück erwirbt. Das müsste wahrscheinlich die profitierende Stadt stellen. „Wir haben nichts zu verschenken“, betont CDU-Mann Kissig. Aber er könnte sich eine Erbpachtbaulösung vorstellen. Das müssten die weiteren Gespräche nun zeigen.
In der Studie gehen die Experten davon aus, dass innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre ein Gründerzentrum im Kreis Pinneberg entstehen könnte.
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