Wedel

Wedel muss kräftig in seine Schulen investieren

| Lesedauer: 5 Minuten
Katy Krause
So könnte der neue Unterstufentrakt des Johann-Rist-Gymnasiums aussehen. Laut einer Machbarkeitsstudie wäre ein bis zu dreigeschossiger Neubau denkbar.

So könnte der neue Unterstufentrakt des Johann-Rist-Gymnasiums aussehen. Laut einer Machbarkeitsstudie wäre ein bis zu dreigeschossiger Neubau denkbar.

Foto: moka-studio / JAN BRAKER ARCHITEKT

Architekten stellen Entwürfe für Johann-Rist-Gymnasium und Gebrüder-Humboldt-Schule vor. Anbauten kosten bis zu 14 Millionen Euro.

Wedel. Uff. Mancher hatte es wohl schon geahnt, dass die An- beziehungsweise Umbauten am Wedeler Gymnasium und an der Gemeinschaftsschule teuer werden dürften. Wie teuer es nun wirklich wird, wissen die Kommunalpolitiker seit Donnerstagabend – und das hat so manchem die Sprache verschlagen. Denn der schon lange geplante Anbau an die Gebrüder-Humboldt-Schule (GHS) schlägt laut den beiden Architekten, die ihre jeweiligen Entwürfe nun erstmals vorstellten, mit rund 4,7 Millionen Euro zu Buche. Hinzu kommt das unerwartet aufgetretene Problem mit dem Unterstufentrakt des Johann-Rist-Gymnasiums (JRG). Das zu beheben wird noch deutlich teurer werden.

Zwar ist eine Sanierung des alten Traktes nach Ansicht des mit einer Machbarkeitsstudie beauftragten Architekten Jan Braker möglich und für im Vergleich günstige 1,7 Millionen Euro zu haben. Das Problem: Damit wäre die anstehende Raumnot der Schule aufgrund des Wechsels von Abitur in neun anstatt wie bislang acht Jahren nicht gelöst. Denn in einem sanierten Trakt ließen sich auch durch Umbauten nicht mehr als die heutigen zwölf Klassen unterbringen. „Wenn wir weiter stabile Schülerzahlen haben, benötigen wir bis 2025 sechs zusätzliche Klassenräume“, sagt Rist-Schulleiter Bertram Rohde. Im Jahr 2026 verschärft sich die Raumnot noch einmal. Denn in dem Jahr wird es aufgrund des Wechsels von G8 zu G9 keinen Abijahrgang geben, somit verlassen keine Schüler das Rist. Damit fehlen voraussichtlich für ein Jahr weitere sechs Räume.

Gleichzeitig offenbarte der Bericht von Architekt Braker, dass der alte Schultrakt, der aufgrund einer defekten Dachkonstruktion und drohender Einsturzgefahr Ende vergangenen Jahres plötzlich geräumt werden musste, noch für so einige Überraschungen gut sein könnte. Auch der Brandschutz entspricht nicht mehr den gesetzlichen Anforderung. Der Bestandschutz würde mit einem Bauantrag erlöschen. Zudem gibt es ein Entwässerungsproblem. „Es kommt Wasser an Stellen heraus, wo es nicht herauskommen sollte“, so Braker. Das ganze System müsse überprüft und gegebenenfalls erneuert werden.

Angesichts dieser Gegebenheiten sprachen sich sowohl die Stadtverwaltung als auch die Schulleitung am Donnerstag für einen Neubau aus. Für den legte Braker einen Entwurf vor. Der sieht den Abriss des alten Traktes sowie einen stufenweisen Neubau auf dem darunterliegenden 2000 Quadratmeter großen Fundament der Bunkeranlage aus Zeiten des Kalten Krieges vor. Möglich wären drei Varianten. Erstens: ein eingeschossiger Neubau mit 13 Klassen und einem Innenhof für 4,4 Millionen Euro. Zweitens: zwei Geschosse mit einer weiteren Pausenhalle im oberen Stockwerk und insgesamt 21 Klassenräumen. Das würde die Stadt 7,5 Millionen Euro kosten. Die dritte Variante wäre ein dreigeschossiger Anbau, der nach oben abgestuft werden müsste, damit die Bunkeranlage das Gewicht hält. In diesem Fall würden 27 neue Klassenräume entstehen, die bis zu 9,3 Millionen Euro kosten würden.

Kann die verschuldete Stadt sich die Neubauten leisten?

Wedels Bauamtschefin Gisela Sinz empfahl die zweite Variante. Ihr Hauptargument war, dass schon bei einem zweigeschossigen Bauwerk auf derselben Fläche doppelt so viele Schüler untergebracht werden würden. Jetzt seien es circa 250 Schüler. In der dritten Ausbaustufe wären es rund 700 Schüler. Zusammen mit dem GHS-Anbau würde das für Wedel 12,5 Millionen Euro bedeuten, was angesichts der Haushaltsdefizite der vergangenen Jahre nur über weitere Kredite finanziert werden könnte. Und dabei ist Wedels Schuldenberg in der Vergangenheit schon kräftig angewachsen. Mit 79 Millionen Euro steht die Stadt in der Kreide und liegt, was die Schuldenhöhe angeht, damit im Kreis Pinneberg nach Elmshorn nun an zweiter Stelle.

Klar, dass bei solchen Zahlen manchem Politiker ein Schreckensruf entfuhr. Das muss verdaut werden. Bis Juni haben die Fraktionen nun Zeit. Dann soll in einer weiteren gemeinsamen Sitzung des Bau- und Bildungsausschusses entschieden werden, wie es mit Wedels Schulen weitergeht. Sanierung oder Abriss? Wenn Neubau, dann in welcher Form? Und kann es sich Wedel leisten, beide Projekte anzufassen, oder wird das Rist-Gymnasium aufgrund der Dringlichkeit der Gebrüder-Humboldt-Schule vorgezogen? Und in welcher Form soll der GHS-Anbau kommen?

Als Bauzeit gab Architekt Braker rund zwei Jahre für das JRG an. Was bedeutet, dass für diese Zeit auch die provisorische Lösung auf dem Parkplatz – die Schüler sind größtenteils in ein Containerdorf mit 55 Einzelcontainern umgezogen – erhalten bleiben würde. Braker, der sich ebenfalls um den GHS-Anbau bewarb, sowie sein Mitbewerber, der Wedeler Architekt Gernot Guzielski, waren sich beim GHS-Anbau nicht nur hinsichtlich der Kosten, sondern auch der Bauzeit einig. Auch hier müssten Schüler und Lehrer etwa zwei Jahre warten, auch hier müsste solange weiter in Containern unterrichtet werden.

Wenn wir weiter stabile Schülerzahlen haben,benötigen wirbis 2025 sechs zusätzliche Klassenräume
Bertram Rohde,Direktor des Johann-Rist-Gymnasiums

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg