Kreis Pinneberg. Autofahrer, die Post von der Bußgeldstelle des Kreises bekommen, sehen nicht selten Rot. Das Rotlicht der Fußgängerampel am Stadtzentrum Schenefeld dagegen wird von vielen Fahrzeuglenkern schnell einmal übersehen. Durchschnittlich zwei bis drei Verstöße am Tag registriert der neue Rotlichtblitzer, der seit Januar vorigen Jahres an dieser Stelle installiert wurde. „Die hohe Zahl der Verstöße überrascht und erschreckt uns“, sagt Silke Dräger, beim Kreis zuständige Fachdienstleiterin für Straßenbau und Verkehrssicherheit.
Die Rotlichtüberwachung führte im vergangenen Jahr zum Erlass von 458 Bußgeldbescheiden. In 76 Fällen kam ein Fahrverbot hinzu. Laut Straßenverkehrsordnung werden eine hohe Geldstrafe, zwei Punkte im Flensburger Verkehrsregister und ein Monat Führerscheinentzug fällig, wenn die Ampel länger als eine Sekunde lang Rot zeigt. Diesen Wert hat ein Fahrer sogar um mehr als 20 Sekunden überschritten. Als er mit seinem Wagen die Ampel passierte, zeigte diese bereits 21,1 Sekunden rotes Licht.
„Es handelt sich um eine Bedarfsampel. Immer wenn sie aktiviert wird, wartet ein Fußgänger auf grünes Licht, um die Straße zu überqueren“, sagt Dräger. Und sie sagt weiter: „Angesichts der hohen Zahl an Verstößen wundert es mich, dass an dieser Stelle so wenig passiert.“ Damit das so bleibt und die Zahl der Verstöße an dieser Stelle sinkt, wird der Kreis die Überwachung verschärfen. „Wir haben eine zweite Kamera gekauft, die voraussichtlich ab Februar eingesetzt werden kann“, so die Fachdienstleiterin.
16-Jähriger ohne Führerschein mit Tempo 121 geblitzt
An der LSE setzt der Kreis auf ein Gerät namens Poliscan-Speed, ein hochmoderner Laser-Blitzer. Zwei grau-silberne Türme stehen unterhalb der Luninezbrücke in Richtung Pinneberg und in Richtung Hamburg. Das in Fahrtrichtung Pinneberg aufgestellte Gerät ahndet parallel auch die Rotlichtverstöße an der dortigen Fußgängerampel. Bisher betrieb der Kreis eine Kamera, die in den Blitzer-Türmen hin und her getauscht wurde. Befand sich die Foto-Einheit im Blitzer Richtung Hamburg, stand für die Gegenfahrbahn auch keine Rotlichtüberwachung zur Verfügung. „Dank der zweiten Kamera können wir beide Richtungen permanent überwachen, in Richtung Pinneberg findet dann auch 24 Stunden lang eine Rotlichtüberwachung statt“, so Dräger. Der Kreis investiert dafür 51.170 Euro.
Dann dürften auch die Fälle für die Geschwindigkeitsüberwachung auf der LSE wieder steigen. 693 Bußgeldbescheide erließ der Kreis 2018, weil Autofahrer dort mehr als 20 Kilometer pro Stunde zu schnell unterwegs waren. In 21 Fällen kam ein Fahrverbot dazu. Der Spitzenreiter wurde statt Tempo 50 mit 121 Kilometern pro Stunde auf der LSE geblitzt. Es handelte sich um einen 16-Jährigen, der sich unerlaubt das Auto des Vaters ausgeliehen hatte.
Achtung, es blitzt!
Außer der modernen Laser-Anlage in Schenefeld betreibt der Kreis noch sechs weitere stationäre Blitzer, die per Sensoren in der Fahrbahn funktionieren. Hierfür stehen derzeit vier Kameras bereit, die zwischen den Standorten hin und her getauscht werden. Nach einer längeren Sanierungsphase sind wieder alle Standorte im Betrieb. Aus diesen sechs Blitzern resultierten 2018 insgesamt 1506 Bußgeldbescheide, darunter 182 Fahrverbote. Die Hitliste dieser Standorte führt der Blitzer in Bilsen an (523 Bußgeldbescheide, 41 Fahrverbote), die wenigsten schweren Verstöße gab es in Heidgraben mit 31 Bußgeldbescheiden und sechs Fahrverboten.
Zu den Bußgeldverfahren kommen die geringfügigeren Verstöße (bis 20 Kilometer pro Stunde zu schnell innerorts), die mit einem Verwarngeld geahndet werden. Sie werden landesweit von der Zentralen Ordnungswidrigkeitenstelle in Neumünster bearbeitet. Dort liegen für 2018 noch keine Zahlen für den Kreis Pinneberg vor.
Seit Juli 2005 machen Kreis und Polizei bei der Geschwindigkeitsüberwachung gemeinsame Sache. Das Projekt umfasst die sieben stationären Blitzer, eine mobile Laseranlage und eine Laserpistole vom Typ TraffiPatrol.
2019 soll noch ein weiteres Element dazukommen – eine Blitzeranlage, die auf einen Anhänger montiert ist. „Wir werden uns zunächst ein solches Gerät leihen und es testen“, sagt Silke Dräger. Sollte sich die 300.000 Euro teure Anlage bewähren, sei ein Kauf die wahrscheinliche Option. In Hamburg verlief so eine Testphase erfolgreich. Die Geräte, die der Hersteller Jenoptik als „Semistation“ bezeichnet, können flexibel an wechselnden Standorten ohne die dauerhafte Anwesenheit von Personal betrieben werden. Der Kreis will die Anlage insbesondere in Tempo-30-Zonen, vor Schulen und Kitas sowie an Unfallschwerpunkten ausprobieren. Ein Vorteil ist, dass die „Semistation“ 24 Stunden lang einsatzbereit ist. Aktuell ist die mobile Messanlage nachts nur selten im Einsatz, weil dafür nicht genügend Personal bereitsteht. Der Kreis beschäftigt fünf Angestellte für die Messungen, weitere Kräfte kommen von der Polizei. In der Bußgeldstelle bearbeiten neun Mitarbeiter die Vorgänge.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg