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Agenda 2019: Pinneberg will fertige Westumgehung feiern

| Lesedauer: 10 Minuten
Katja Engler
Die Hans-Hermann-Kath Brücke hat Schäden. Bis mindestens April 2019 gilt hier Tempo 30.

Die Hans-Hermann-Kath Brücke hat Schäden. Bis mindestens April 2019 gilt hier Tempo 30.

Foto: Sebastian Becht

Was kommt 2019 auf Sie zu? Was sind Projekte direkt vor Ihrer Haustür? Das Abendblatt schafft einen Überblick. Heute: Pinneberg.

Pinneberg.  Die wiedergewählte Bürgermeisterin krempelt die Ärmel hoch: Vieles, was in ihrer ersten Amtszeit von der Politik beschlossen wurde, soll nun umgesetzt werden, mithilfe neuen Personals im Rathaus und neuer Arbeitsgruppen. Optimistisch stimmen zum Beispiel die Aussichten für die Parkstadt Eggerstedt, das Hallenbad und die Innenstadtentwicklung.

1. Westumgehung: Der Winter darf nicht so hart werden, dann wird die Westumgehung, Pinnebergs so lange herbeigesehnte Straße, im dritten Quartal 2019 endgültig fertig. So prophezeit es Bürgermeisterin Urte Steinberg. Das Bauwerk will sie mit einer großen Feier eröffnen. Mit weiteren Kostensteigerungen der derzeit 36,2 Millionen Euro teuren Straße muss gerechnet werden, allein schon deshalb, weil der Boom der Baubranche die Preise ständig nach oben treibt.

2. Hans-Hermann-Kath-Brücke: Dass die in einem langen Bogen gebaute Autobrücke schon nach 50 Jahren marode ist, hatte eine Routineuntersuchung des Betons an der Unterseite ergeben. Zurzeit ist die intensiv genutzte Verbindungsbrücke mitten in der Stadt einseitig nur mit Tempo 30 befahrbar. Theoretisch kann es im Falle einer Schadensverschlimmerung passieren, dass auf der Brücke Richtung Süden nur noch eine Spur geöffnet wird. Sicher ist: Tempo 30 bleibt bis mindestens April 2019 bestehen. Dann werden die Ergebnisse einer von der Stadt beauftragten gründlichen Schadensanalyse erwartet. Allein die kostet 70.000 Euro. Die anschließenden Reparaturen werden von der Stadt sehr grob auf 100.000 bis 150.000 Euro geschätzt. Schwärzestes Szenario: Die Brücke muss abgerissen werden. Wo dann der Verkehr fließen könnte, dazu gibt es noch keine Pläne.

3. Hallenbad: Das Hallenbad am Rande des Fahlt ist in die Jahre gekommen. 2018 wurde die Filtertechnik saniert, und für das kommende Jahr werden die gesamte Trinkwasserinstallation und alle sanitären Anlagen erneuert. Neu eingerichtet wird ein separater Bereich für Behinderte. „Die Installation ist aus den 70er-Jahren und alt. Wir wollen lieber jetzt alle Leitungen komplett sanieren, als schrittweise vorzugehen“, sagt Geschäftsführer Sven Hanson. Der 800.000 Euro teure Umbau macht es notwendig, dass das Bad voraussichtlich von April an für etwa zehn Wochen geschlossen wird. Danach hat die Stadt wieder ein gutes Sportbad mit Sprungbecken, Außenbecken, Liegewiesen und einer 50-Meter-Bahn.

4. Bahnhof: Unübersehbar ist der tägliche Baufortschritt am Pinneberger Bahnhof, der künftig einen modernen und attraktiven Auftakt für den Besuch der Stadt bilden wird. Der Busbahnhof soll im Frühjahr 2019 fertig sein. Dann müssen Busnutzer nicht mehr am Fahlt im Regen warten, sondern bequem unter den neuen Dächern. Die begonnenen übrigen Arbeiten werden im Laufe des Jahres 2019 weitergeführt: Die Bahnsteige werden erneuert, der Bahnsteig 4 und 5 bekommt ein neues, 130 Meter langes Dach, und das Warten im Regen oder auf der Treppe hat damit ein Ende. Zudem werden drei Aufzüge gebaut, denn der gesamte Bahnhof soll barrierefrei zugänglich werden.

5. Sportplätze und Stadien: Die Kampfbahn B des VfL Pinneberg wird 2019 saniert, der Fachplaner hat allerdings angemerkt, dass dort auch die Kugelstoß- und die Beachvolleyballanlage erneuert werden müssten. Zudem ist der Baugrund auch hier zu sanieren, was nicht geplant war. Außerdem soll das Stadion 1 am Fahlt, das zur Zeit aus durchgeweichtem Rasen ohne Drainage besteht, einen ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplatz erhalten. Bisher konnten dort häufig keine Fußballspiele stattfinden, weil der Platz viel zu nass war. Der Umbau wird indessen teurer als geplant, weil durch besonders schwierige Bodenverhältnisse viele Extramaßnahmen nötig sind.

Weniger dramatisch ist es zurzeit noch im Stadion 2, das wegen seines roten Grandbelages für Hockeymannschaften das ganze Jahr über einigermaßen nutzbar ist. Doch auch das Stadion 2 hat keine Drainage und soll deshalb demnächst einen Kunstrasenplatz mit angemessener Ent-, aber auch Bewässerung bekommen. Den Hockeykunstrasenplatz bedarfsgerecht zu bauen wird teurer als die beiden anderen, weil hier kompliziertere Technik eingebaut werden muss. Alle drei Projekte werden im Ausschuss für Kultur, Sport und Jugend am 6. Februar beraten.

6. Schulbau: Weiterhin betrachtet die Verwaltungschefin Fortschritte bei der bislang schleppenden Schulbausanierung als Kernaufgabe. Die Grundschule Thesdorf und die Johann Comenius Schule sollen laut Bürgermeisterin Urte Steinberg einen Ersatzbau bekommen. Im nächsten Jahr sollen die Vorbereitungen starten. Vier Grundschulen erhalten neue Mensen: Waldenau, Rübekamp, Helene Lange Schule und die Hans-Claussen-Schule. Vorsichtig sagt die Bürgermeisterin, der Baubeginn in 2019 für alle Mensen sei das Ziel.

Geht alles gut, wird die Ewigkeits-Baustelle Theodor-Heuss-Schule 2019. Anfang Februar soll der Bauteil Nord vollständig nutzbar sein. Im Augenblick wird der Außenhof komplettiert, es fehlen noch eine Brandschutztreppe und ein Vordach. Manches, so Steinberg, musste zweimal ausgeschrieben werden wegen extrem hochpreisiger Angebote.

7. Kita-Notstand: Drei Kitas und womöglich noch mehr fehlen zurzeit in der stetig wachsenden Stadt Pinneberg. Sie sollen, so hat es die Politik beschlossen, innerhalb von drei Jahren gebaut werden. Nach Einschätzung der Bürgermeisterin ist das nicht zu schaffen oder nur mit viel Glück. Die Verwaltung hat der Politik eine Übersicht möglicher Standorte vorgelegt. Einer davon ist das ehemalige Straßenverkehrsamt, in das eigentlich nur vorübergehend die evangelische Heiliggeist-Kindertagesstätte eingezogen ist. Das Gebäude müsste als dauerhafter Kita-Standort erhalten werden, um die Situation zu entspannen. Um die übrigen fehlenden Kitas bauen zu können, wurden auch stadteigene Gewerbeflächen untersucht. Werden sie umgewidmet, verzichtet Pinneberg auf die so notwendigen Steuereinnahmen. Hinzu kommt, dass Kitas in Gewerbegebieten oft völlig fehl am Platz sind.

Bei derzeit in Planung befindlichen Neubaugebieten versucht die Bürgermeisterin, die Investoren dafür zu gewinnen, eine Kita einzuplanen. Ein hartes Brot, da damit Profite verloren gehen. Andere Möglichkeit: das Bauen auf Grundstücken von Kita-Trägern oder die Anmietung. Im neuen Jahr wird in der Verwaltung eine Projektgruppe gegründet, um das Thema „ganzheitlicher“ anzupacken.

8. Velo-Route: Mit der Eröffnung des dritten Teilstücks der Westumgehung wird die Innenstadt vom Durchgangsverkehr entlastet, insbesondere die Elmshorner Straße, so die Bürgermeisterin. Das wird sich deutlich auf Nebenstraßen wie die Friedenstraße auswirken, die ja theoretisch zur Velo-Route zählt, durch die sich zurzeit aber noch die genervten Autofahrer quälen, die auf der Elmshorner Straße nicht vorwärts kommen. Ab Herbst, prognostiziert Urte Steinberg, wird die Friedenstraße mehr von Radfahrern genutzt: „Ich glaube, dass viele aufs Fahrrad umsteigen würden, wenn es sich leichter und sicherer fahren ließe. In Städten wie Amsterdam oder Kopenhagen gibt es Fahrradstreifen, die fast so breit sind wie die Autospur. Das ist in Pinneberg leider aus Platzgründen nicht umsetzbar.“ Für Radwege hat die Politik beschlossen, 200.000 Euro in den Haushalt 2019 zu stellen.

9. Bürgerbüro: Das tendenziell überfüllte Bürgerbüro im Rathaus hatte 2018 mehr Besucher als zuvor. Um die Wartezeiten zu verringern, wurden neue Methoden der Terminvereinbarung eingeführt und neue Mitarbeiter eingestellt. „Ziel ist es, in den nächsten Jahren schrittweise so viel wie möglich online anzubieten“, sagt Urte Steinberg.

10. Innenstadt: Einiges ist in Bewegung gekommen in der Pinneberger Innenstadt: Gegenüber vom stets sehr gut besuchten Wein- und Feinkosthandel Gustino gibt es in Kürze Pizza und Pasta, weil dort ein italienisches Restaurant eröffnet, das bereits jetzt Pizzabäcker und Servicekräfte sucht. Anfang Februar eröffnet in der Rathaus-Passage im Durchgang zur Dingstätte die Targobank eine Filiale. Zuvor war dort der Modeladen The Store ansässig. Und in der Dingstätte 49 wird am 17. Januar ein Fitness-Studio eröffnet.

11. Parkstadt Eggerstedt: Der überarbeitete B-Plan 115 für die Parkstadt Eggerstedt liegt bis zum 11. Januar aus. Nach Bearbeitung von Stellungnahmen oder Bedenken könnte im Frühjahr der neue Satzungsbeschluss erfolgen. „Ich glaube, dass uns dann die Investoren die Tür einrennen werden“, sagt Urte Steinberg. „Alle weiteren gewerblichen Grundstücke haben ohne Werbung reißenden Absatz gefunden.“ 2019 soll also maßgeblich Bewegung in die Planung kommen. Steinberg: „Die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, werden sich gegenseitig bereichern.“ Nach wie vor findet sie es „sehr schade“, dass der Investor CEP nicht mehr mit von der Partie ist. „Es wäre eine große Chance für Pinneberg gewesen. Allein das Vier-Sterne-Hotel mit Konferenz-Center hätte viel nach sich gezogen!“

Und das wurde aus den Projekten der Agenda 2018:

Weithin sichtbar ist, dass sich entlang der Gleise nicht nur auf der Bahnhofsseite mächtig viel verändert. Auch zur Mühlenau hin sind gewaltige Bauarbeiten im Gange, die 2017 angeschoben wurden: Das ILO-Gelände wurde in der Zwischenzeit fast vollständig geräumt. Nur die Berufsschule Grone befindet sich noch in ihrem alten, leicht gebogenen Gebäude. Stehen bleibt außerdem das denkmalgeschützte ehemalige ILO-Entree des Architekten Rudolf Lodders. 2019 auf dem Areal ein neues Wohnquartier: 20 Gebäude mit 360 Wohnungen, darüber hinaus ist ein Drittel für Gewerbe vorgesehen.

Die Sanierung von Schulen und Kitas schreitet langsam voran und wird die Stadt wohl noch einige Jahre beschäftigen.

Wenig tut bei der Ernst-Paasch-Halle, die Politik und Verwaltung gern als Kulturzentrum umbauen möchten. Das zieht sich.

Nägel mit Köpfen wurden beim Jugendzentrum Komet in der Straße An der Raa gemacht. Der Neubau war 2017 angekündigt worden, im April dieses Jahres wurde er eröffnet.

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