Ellerbek

Dieser Mann verschenkt ein Stück Schulweg

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Burkhard Fuchs
Philipp Müller steht vor der Schule am Ihlweg. Dort soll der Radweg gebaut werden, an dem er sich mit 50.000 Euro aus seinem Privatvermögen beteiligen möchte.

Philipp Müller steht vor der Schule am Ihlweg. Dort soll der Radweg gebaut werden, an dem er sich mit 50.000 Euro aus seinem Privatvermögen beteiligen möchte.

Foto: Burkhard Fuchs

Philipp Müller macht kein Geheimnis daraus, dass er sehr wohlhabend ist. Er will 50.000 Euro zum Bau eines Radwegs beisteuern.

Ellerbek.  Der Mann ist gebürtiger Ellerbeker, erst 41 Jahre alt, erfolgreicher Unternehmer – und wohlhabend. Sehr wohlhabend. Und nun wohl der größte Gönner in seiner Gemeinde. Arbeiten müsste er nicht mehr, sagt Philipp Müller, der schon mit 16 Jahren an der Börse mit Aktien Geld verdiente, mit 22 Jahren sein erstes von acht Anlageberatungsunternehmen gründete und sie alle mit 34 Jahren wieder weiterverkaufte. Heute gibt er in seiner staatlich anerkannten Investment-Akademie seine Erfahrungen und Strategien an Schüler aus aller Welt weiter, vermittelt ihnen, wie sie auch reich und wohlhabend werden und dies auch bleiben können.

Seit der Geburt seiner Kinder vor sechs und acht Jahren ist Müller die Familie das Wichtigste im Leben, für die er sich jetzt auch sozial in seiner Heimatgemeinde engagiert. Müller hat der Gemeinde angeboten, 50.000 Euro aus seinem Privatvermögen für den Bau eines Radweges zur Hermann-Löns-Grundschule zu spendieren.

Weitere 50.000 Euro möchte er von anderen Geldgebern im Ort einwerben, denen der Schulradweg ebenso wichtig ist. 25.000 Euro habe er bereits von zehn Mitbürgern, die 500 bis 5000 Euro zugesagt haben, zusammen. „Wenn das nicht gelingt, werde ich die Summe mit dem Geld von meiner Frau und mir auf 100.000 Euro aufstocken“, verspricht Müller großzügig. Die Spendenzusage gelte allerdings nur, wenn der Bau des Radweges, für den der Gemeinderat jetzt im ersten Schritt 350.000 Euro in den Haushalt eingestellt hat, bis zum Schulbeginn nach den Sommerferien im August 2019 fertiggestellt und allen Spendern vom Finanzamt eine Spendenquittung für ihre gemeinnützige Zuwendung zugesagt werde. „Wenn ein Radweg zur Schule nicht gemeinnützig sein soll, von dem niemand ein wirtschaftliches Interesse haben kann, verstehe ich die Welt nicht mehr.“

Müller hat der Grundschule schon ein Klavier bezahlt

Mit diesem großzügigen finanziellen Einsatz wollte Müller die Gemeindevertreter in Ellerbek aus der Reserve locken. Seit 25 Jahren werde im Ort schon über den Radweg zur Schule debattiert, aber nichts sei geschehen. Immer wieder wurde das Projekt von den Politikern verschoben, weil Ellerbek sich angeblich die Investition, die bis zu 1,1 Millionen Euro kosten sollte, nicht leisten könne. Dabei gehe es Ellerbek doch gut, dachte Müller. „Keine Schulden, immer nur Überschüsse im Haushalt.“ Wenn also selbst für das ziemlich wohlhabende Ellerbek dieser Radweg zu kostspielig sein sollte, sei etwas falsch im Staate, wunderte sich Müller.

Darum beschloss er, mit seiner Frau in die Offensive zu gehen: „Wir sammeln jetzt 100.000 Euro dafür und legen selbst 50.000 Euro auf den Tisch, um mit gutem Beispiel voranzugehen“, erklärt Müller. Schließlich spende seine private Akademie, die in vier Jahren bereits 2500 Teilnehmer im Alter von 14 bis 86 Jahren aus 50 Ländern zu gewieften Investoren für ihre eigene Altersvorsorge ausgebildet habe, jedes Jahr eine sechsstellige Summe für soziale Zwecke. „Wer es zu Wohlstand und Vermögen gebracht hat, ist verpflichtet, dafür etwas an die Gemeinschaft zurückzugeben“, sei sein altruistisches Leitmotiv dabei. „Ich bin kein Bonze, der auf Kosten anderer lebt.“

Es ist nicht das erste Mal, dass Müller zum Wohltäter in Ellerbek geworden ist. Als die Grundschule im vorigen Jahr Geld sammelte, um ein neues Klavier für den Musikunterricht anzuschaffen, sprang er spontan ein. 800 Euro hatte die Lehrerin dafür in zwei Jahren eingesammelt, erinnert sich Müller. Da fragte er sich, wie viele Jahre die Schüler wohl noch auf einen vernünftigen Musikunterricht warten müssten. „Mir wurde da zum ersten Mal bewusst, an welchen Ecken und Enden es in unserer Gesellschaft fehlt, um unseren Kindern eine hochgradige Bildung zu ermöglichen.“ So schritt Müller kurzerhand zur Tat, vermittelte der Schule einen Termin beim Flügelhersteller Steinway und zahlte ihr die 11.000 Euro für das neue Instrument.

Er verbringt viel Zeit mit seinen Kindern

Auch für Kita, Sportverein und andere Schulprojekte in Ellerbek hat er sein Herz und sein Bankkonto aufgemacht und jedes Jahr etwa 5000 bis 10.000 Euro verschenkt. „Als ich dann hörte von diesen Einrichtungen, dass hätten sie in 40 Jahren noch nicht erlebt, habe ich mich schon gewundert“, sagt Müller. „Ich dachte immer, in Ellerbek leben so viele wohlhabende Leute, die gern etwas von ihrem Vermögen an die Gesellschaft abgeben möchten.“

Persönlich seien ihm neben diesem sozialen Engagement vor allem seine Familie und die freie Zeit wichtig, erklärt Müller. Seine finanzielle Unabhängigkeit hat ihm da natürlich geholfen. „Ich habe wohl in einem Jahr so viel Zeit mit meinen Kindern verbringen können, wie andere berufstätige Väter mit ihren Kindern es in 18 Jahren nicht tun konnten“, weiß er dieses Privileg zu schätzen. „Geld, Autos, Häuser, Reisen, Flugzeuge, Luxus sind sicher schön, wenn man es hat“, ist Müllers Erkenntnis. „Aber die eigentliche Erfüllung des Lebens ist es doch, wenn man das tun kann, was man will und was einem wirklich gefällt.“ Daran möchte er auch seine Gemeinde teilhaben lassen, erläutert er seine Beweggründe.

Dieses öffentliche Engagement bringe dann auch mit sich, dass der Schutz von Ruhe und Anonymität verloren geht. Immer mehr Ellerbeker erkannten und grüßten ihn plötzlich auf der Straße. Damit müsse er leben, sagt er. Auch sei er gefragt worden, ob er sich nicht politisch engagieren wolle. Und, ja: „Eine Mitarbeit im Finanzausschuss als parteiloses bürgerliches Mitglied würde mich schon reizen“, sagt er. Ob sich das dann aber mit seiner Vorstellung, nur noch höchstens 20 Stunden die Woche zu arbeiten, vereinbaren ließe, müsse er sich dann noch eingehend überlegen.

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