Mobilität

Uetersen und Tornesch planen eine eigene Veloroute

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Sebastian Becht
Henning Tams will die Fahrradinfrastruktur in den beiden Städten verbessern, auch weil der Stadtplaner selbst oft mit dem Rad unterwegs ist

Henning Tams will die Fahrradinfrastruktur in den beiden Städten verbessern, auch weil der Stadtplaner selbst oft mit dem Rad unterwegs ist

Foto: Sebastian Becht

Um die Verbindung zwischen den Städten und Oha zu finanzieren, haben die Kommunen beim Bundesumweltamt Fördergeld beantragt.

Tornesch/Uetersen.  Gute Nachrichten für Fahrradfahrer: Die Nachbarstädte Uetersen und Tornesch planen eine Veloroute zwischen den beiden Kommunen und dem Gewerbegebiet Tornesch-Oha. Die Verwaltungen haben dafür jetzt gemeinsam Fördergeld beim Bundesumweltministerium beantragt. Die schlechte Nachricht: Eine schon lange geplante Umgestaltung der Fahrradgarage am Tornescher Bahnhof wird sich dadurch weiter verzögern.

Angestoßen hat das Projekt der Tornescher Stadtplaner Henning Tams. „Neu gebaut werden zwar nur 330 Meter Radweg. Aber etwa acht Kilometer bestehende Wege sollen saniert, ganzjährig befahrbar gemacht und mit Beleuchtungen ausgestattet werden“, sagt der 39-Jährige, der selbst oft mit dem Rad unterwegs ist und folglich weiß, welche Bedeutung das Thema hat. Auch deshalb freute sich Tams ganz besonders, als er vom Förderprogramm „Klimaschutz durch Radverkehr“ des Bundesumweltministeriums erfuhr.

Zahl der zugelassenen Fahrzeuge steigt weiter

Seit dem vorigen Jahr fördert die Behörde „modellhafte investive Projekte zur radverkehrsfreundlichen (Neu-)Gestaltung des Straßen- und Siedlungsraums“. Dabei werden mindestens 70 Prozent der Planungs- und Umsetzungskosten vom Bund übernommen. Uetersen als finanzschwache Kommune bekäme sogar 90 Prozent an Zuschüssen. Das Projekt ist Teil der nationalen Klimaschutzinitiative und hat zum Ziel, das Fahrrad als klimafreundliches Verkehrsmittel attraktiver zu machen.

Und das hat Schleswig-Holstein auch bitter nötig: Seit Jahren steigt die Anzahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge. Aktuell sind im nördlichsten Bundesland mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern nahezu zwei Millionen Kfz registriert. „Die Anzahl der hier zugelassenen Kraftfahrzeuge und das kontinuierliche Wachstum ist auch für ein Flächenland wie Schleswig-Holstein erstaunlich“, sagte Landesverkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) dieser Zeitung. Gründe sieht er unter anderem in Problemen mit dem Schienenverkehr und einer zunehmend erwarteten örtlichen Flexibilität im Beruf. Gerade im ländlichen Raum sei die steigende Nutzung des Pkw auch auf wachsende Distanzen zum Einkaufen, zu Schulen oder zu Terminen beim Arzt zurückzuführen. „Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern überlastet auch unsere Straßen“, sagt Buchholz. Deshalb begrüße er Projekte, die das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel attraktiver gestalten.

Tornesch wartet auf neues Fahrradparkhaus am Bahnhof

Und genau das haben Uetersen und Tornesch vor. „Wir haben ein Planungsbüro beauftragt eine Projektskizze zu erstellen“, sagt Tams. Die hätte das Bundesumweltamt bereits bewilligt und nun ginge es in die heiße Phase. Momentan werde ein detaillierter Plan ausgearbeitet, um diesen fristgerecht bis zum 15. Oktober einzureichen. Mit einer Antwort des Bundes, ob gezahlt wird, rechnet Tams Ende des Jahres.

Mindestens bis dahin müssen die Tornescher allerdings noch auf ein neues Fahrradparkhaus am Bahnhof warten. Die lange geplante Sanierung wurde mit dem Projekt Veloroute in einem Förderantrag zusammengefasst, um auch hier den Kostenanteil der Stadt durch Bundesmittel zu verringern. Solange der Antrag nicht beschieden ist, kann das Bauprojekt nicht ausgeschrieben werden.

ADFC: Fahrradinfrastruktur im Kreis Pinneberg ist desolat

Dafür soll dann alles verhältnismäßig schnell gehen. „Wenn der Bund grünes Licht gibt, muss innerhalb von zwei Jahren gebaut werden“, sagt Tams, der fest damit rechnet. Neben der Fahrradgarage soll dann auch die Verbindung vom Uetersener Stadtzentrum zum Ortskern in Tornesch deutlich verbessert werden. Der neue Radweg soll weitgehend über vorhandene Wirtschaftswege verlaufen. Eine durchgehende Beleuchtung und bessere Beschilderung sowie das Ausbessern des Asphalts sind geplant. Außerdem sollen Ampeln mit längeren Grünphasen für Radfahrer, Bordsteinabsenkungen und neue Radverkehrsfuhrten installiert werden.

Das Projekt wird von Seiten der Politik in beiden Städten begrüßt. In Uetersen wird schon länger versucht, etwas an der Situation für Radfahrer zu verbessern. Auf Antrag der FDP wurde Anfang Juni eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, in der Verbesserungsvorschläge für den Verkehrsausschuss erarbeitet werden. Mit dabei sind auch Vertreter des ADFC Pinneberg. Für den Verein besteht ohnehin dringend Handlungsbedarf.

Und das nicht nur in Uetersen und Tornesch: „Die Fahrradinfrastruktur im gesamten Kreis Pinneberg ist desolat“, sagt ADFC-Sprecher Ulf Brüggmann. Die meisten Radwege seien aus den 60er- und 70er-Jahren und extrem marode. Neben Schlaglöchern und Wurzelaufbrüchen im Asphalt verdiene auch die Verkehrsführung für Radfahrer im gesamten Kreis die Note 5 bis 6. Einseitige Fahrradwege, wie es viele in der Region gäbe, seien beispielsweise schon seit langem bundesweit verboten. „Im ganzen Umland passiert etwas, nur im Kreis Pinneberg nicht“, sagt Brüggmann. Umso mehr freue es ihn, dass Uetersen und Tornesch nun damit anfangen.

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