Trauer 2.0

Wie Tote im Internet unsterblich werden

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Anne Dewitz
QR-Codes (Quick Response) auf Grabsteinen haben sich im Kreis Pinneberg noch nicht durchgesetzt

QR-Codes (Quick Response) auf Grabsteinen haben sich im Kreis Pinneberg noch nicht durchgesetzt

Foto: Henning Kaiser / picture alliance / dpa

Virtuelle Kerzen, Grabsteine mit Zugangscode zum www, Gedenkseiten, Facebook-Nachlasse: Die Digitalisierung macht davor nicht Halt.

Schenefeld.  Das digitale Leben nach dem Tod spielt eine zunehmende Rolle auch bei Bestattern. Menschen gehen, Daten im Internet bleiben. Etwa alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Facebook-Nutzer, ohne entschieden zu haben, was mit geposteten Inhalten, Likes und Fotos passieren soll. Das geht aus dem Portal „machts-gut.de“ der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hervor.

Das Beerdigungsinstitut Klotz in Schenefeld hilft, den digitalen Nachlass zu regeln. „Wir arbeiten mit einem Spezialisten in Berlin zusammen, der das Internet nach Profilen der Verstorbenen durchforstet und auf Wunsch löschen lässt“, sagt Bestattermeister Ralph Lindenau, der in Schenefeld den elterlichen Betrieb führt. Unter Vorlage einer Sterbeurkunde sorgt er dafür, dass Facebook-Konten verstorbener Nutzer in den Gedenkzustand versetzt oder die Accounts gelöscht werden.

Andererseits können die Sozialen Medien auch genutzt werden, um Gedenkseiten auf Facebook, Twitter und Co. Freunden und Bekannten zugänglich zu machen. Im Gedenkportal stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, wie man einen lieben Verstorbenen ehren und gemeinsam mit anderen die Erinnerungen an ihn lebendig halten kann. „Der Inhaber der Seite erhält bei jedem neuen Beitrag eine Nachricht und entscheidet, ob dieser dauerhaft sichtbar bleibt“, sagt Lindenau. So können unliebsame Einträge herausgefiltert werden. Das virtuelle Gedenken könne insbesondere dann interessant sein, wenn die Familie weit verstreut lebt. Zusammen mit anderen Familienmitgliedern, Freunden und Bekannten kann ein umfassendes virtuelles Album aus Erinnerungsfotos entstehen und geteilt werden. „Das Einrichten einer solchen Seite kostet nichts extra, sondern ist ein zusätzlicher Service, den wir anbieten.“

Per Klick lässt sich auf der Internetseite eine virtuelle Kerze anzünden.
Der Trauernde kann aus verschiedenen Kerzenformen und -farben wählen.
Dazu hinterlassen die Trauernden mit ein paar Worten des Abschieds oder der Erinnerung einen bleibenden liebevollen Gruß. Diese Funktion kann beliebig oft genutzt werden.

QR-Codes auf Grabsteinen konnten sich hier noch nicht durchsetzen. Lindenau hat mit Steinmetzen über die Möglichkeit gesprochen, sich über die schwarz-weißen Pixelmuster mit dem Smartphone direkt auf eine Gedenkseite für den Toten leiten zu lassen. Ob sich das durchsetzen kann, hält der Bestatter noch für fraglich. Zum einen gebe es nur vereinzelte Nachfragen, zum anderen müssten Friedhofssatzungen dies genehmigen. Lindenau nutzt das Internet zudem, um Bedürfnisse und Trends seiner Kunden zu erfragen.

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