Was ist es, das die Städte und Gemeinden lebens- und liebenswert macht? Jelena Tomovic hat in Seestermühe nachgefragt.
Kreis Pinneberg
Liebeserklärung an ... mein Seestermühe
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Von Jelena Tomovic
Kay-Peter Rafalskis (58) Urgroßeltern haben schon in Seestermühe gewohnt. Seine Frau Anja (52) ist zugezogen: „Ich habe hier meine Lehre als Malerin gemacht, dabei die Jungs in Seestermühe kennengelernt und bin geblieben.“ Wegziehen kommt für beide nicht in Frage. „Hier kennt man sich, und die Gemeinschaft ist super.“ Außerdem sei der Weg zur Elbe auch nicht weit, sodass sie Ausflüge mit ihrem Boot unternehmen können. „Ich denke, dass auch unsere Kinder hierbleiben werden“, erzählt Anja Rafalski. Besonders gut gefällt den Besitzern zweier Pferde und fünf Katzen die Nähe zur Natur. „Wir haben nur zwei Minuten Fußweg zu unseren Pferden und können hier schöne Ausritte machen. Das Stadtleben wäre gar nichts für uns.“
© HA | Jelena Tomovic
„Wir haben früher in Elmshorn gewohnt und ein Haus mit Garten gesucht. In Seestermühe sind wir fündig geworden“, erzählt Claudia Knudsen (37). Für ihren Sohn Jan-Fiede (8) und seine kleine Schwester sei das Dorf ein toller Wohnort. „Der Kindergarten und der Sportverein sind direkt hier im Dorf, und in Seester gibt es eine Grundschule. Die Kinder kennen sich, und Jan-Fiede hat viele Freunde hier.“ Die Lage sagt ihr ebenfalls zu. Dass man ein bisschen weitere Wege habe, gehöre nun mal zum Dorfleben dazu. „Ein Auto hat hier eh jeder“, und so abgeschnitten sei das Dorf gar nicht. „Jedes Wochenende kommt der Bäckerwagen mit einem tollem Sortiment ins Dorf, und bis Elmshorn ist es auch nicht weit.“
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Nicole (40) und Martin (40) Seefeldt sind Zugezogene in Seestermühe. Martin Seefeldt kam vor 15 Jahren wegen seiner damaligen Freundin in das Dorf an der Elbe. „Nachdem ich mich von ihr getrennt habe, bin ich hier im Dorf geblieben, weil ich hier sehr aktiv in der Feuerwehr war und das nicht aufgeben wollte.“ Als er dann seine jetzige Frau Nicole kennenlernte, zog die gebürtige Barmstedterin ebenfalls nach Seestermühe. „Man wohnt hier gut. Alle halten zusammen, wenn Not am Mann ist, kann man sicher sein, Hilfe zu bekommen.“ Besonders die vielfältigen Möglichkeiten etwas im Dorf zu unternehmen, gefallen ihnen sehr gut. „Neben der Feuerwehr gibt es hier zum Beispiel noch unseren Sportverein, den TSV Seestermühe, der ein breites Angebot an Sportarten anbietet. Von Fußball bis Kutterpullen ist wirklich alles dabei.“ Wegziehen wollen die Seefeldts nicht mehr aus Seestermühe.
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Ernst-Albert Meinert ist ein echtes Seestermüher Urgestein. Vor 81 Jahren ist er auf einem Bauernhof im Dorf geboren worden. Seine Frau Evelyn (76) kommt ursprünglich aus der Schweiz. Beide lernten sich auf dem Bauernhof der Familie Meinert kennen. „Das hier ist das schönste Dorf der Welt“, schwärmt sie. Besonders gut gefällt ihnen die Nähe zur Natur. „Wir machen hier auch viel für den Naturschutz. Hinter dem Deich betreiben wir zum Beispiel einen Fischteich. Wir hatten auch jahrelang Störche bei uns. Seit ein paar Jahren kommen die leider nicht mehr. Aber so etwas hat man in der Stadt nicht.“ Auch die Menschen seien einmalig in Seestermühe. Der Zusammenhalt spiele im Dorf eine wichtige Rolle. „Wir haben hier wirklich viele Freunde, die wir auf keinen Fall missen wollen.“
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„Mein Grundstück ist zwar nicht groß, dafür aber hoch. Die Hälfte des Deiches gehört mir.“ Wolfgang Martin (69) lebt in einem Reetdachhaus direkt am Deich. Er ist in seiner Jugend nach Seestermühe gekommen. „Ich fühle mich tief verbunden mit diesem Dorf. Eine Zeit lang habe ich das Heimatmuseum geleitet, und ich war lange im Gemeinderat.“ Die Dorfgemeinschaft sei unvergleichbar. „Dieses Dorf hat ein Leben, das ihm innewohnt. Schade ist nur, dass es keine Lokalitäten mehr hier gibt. In meiner Jugend hatten wir bestimmt sechs bis sieben Kneipen hier. Das hat die Kommunikation im Dorf ungemein erleichtert.“
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Richard Berlin (63) wohnt seit über 25 Jahren in Seestermühe. Nach der Geburt seines ersten Sohnes entschieden der gebürtige Barmstedter und seine Frau, die arbeitsintensive Reetdachkate in Kollmar zu verkaufen und zogen nach Seestermühe. „Nachdem mein erster Sohn geboren worden ist, war ich erst einmal Hausmann.“ Vier Jahre später folgte Sohn Nummer zwei. „Auch für die Kinder war Seestermühe die richtige Wahl. Die Schulanbindung nach Elmshorn ist wirklich gut.“ Als er dann nach einer Halbtagsstelle suchte, wurde er der Gemeindearbeiter von Seestermühe. „Ich habe den besten Job der ganzen Welt. Hier in Seestermühe kann ich den ganzen Tag an der frischen Luft verbringen. Schon als Kind habe ich gern viel Zeit in der Natur verbracht.“ In Seestermühe kennt er sich bestens aus. „Die Leute sind alle nett und freundlich. Außerdem erlebt man hier jeden Tag etwas Neues. Gerade durch den Elbradweg lerne ich ständig neue Menschen kennen. Das ist sehr spannend.“
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„Durch die landwirtschaftlichen Betriebe nehme ich die unterschiedlichen Jahreszeiten viel stärker wahr als in der Stadt“, sagt Sabine Stover (50). Sie ist in Seestermühe geboren und aufgewachsen. „Zwischenzeitlich habe ich ein paar Jahre in Uetersen gewohnt, aber das hat mir nicht so gut gefallen. Die Anonymität dort ist mir viel zu groß. Deshalb bin ich zurück nach Seestermühe gezogen, als das erste Kind kam. Hier gehe ich aus der Tür raus und kenne jeden. Ich fühle mich hier zugehörig und von den anderen akzeptiert.“ Gerade die gegenseitige Nachbarschaftshilfe bedeutet ihr viel. „Hier wohnt eine Frau im Dorf, die ist 80 Jahre alt. Seit Kurzem ist sie leider pflegebedürftig. Ich war vorhin erst bei ihr, um ihr zu helfen. Das machen hier viele Leute. Jeder der Zeit hat, geht mal vorbei und schaut nach ihr. Jeder greift hier jedem unter die Arme.“ Durch das Neubaugebiet sei frischer Wind in das Dorf gekommen. „Durch die vielen Zugezogenen ist es hier zum Glück nicht mehr so eng wie früher. Jeder, der möchte, wird mit offenen Armen in der Dorfgemeinschaft aufgenommen.“
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