Kreis Pinneberg. Schon bald könnten viele Arbeits- und Schulpendler von Auto und Bus auf das umweltfreundliche Fahrrad umsteigen. Ein 32 Kilometer langer Radschnellweg – weitgehend ohne Ampeln und Hindernisse – soll Elmshorn und Pinneberg direkt mit Hamburg verbinden. Sieben solcher jeweils vier Meter breiten Radschnellwege will die Metropolregion Hamburg in den nächsten Jahren ausbauen und so noch mehr Autofahrer aufs Fahrrad umsteigen lassen. Keiner davon wäre so wirkungsvoll wie der in den Kreis Pinneberg, belegen aktuelle Studien.
Der Kreis Pinneberg sei gleich in doppelter Hinsicht vorn dabei, sagt Hartmut Teichmann, Chefplaner in der Kreisverwaltung. Zum einen werde der Kreis der offizielle Antragsteller innerhalb der Metropolregion Hamburg sein. Dabei geht es erst mal um die 80-Prozent-Zuschüsse für die insgesamt 1,2 Millionen Euro teuren Machbarkeitsstudien, die bis 2020 die genaue Streckenführung, die Kosten und Umsetzungsmöglichkeiten für die zusammen rund 250 Kilometer langen Radschnellwege untersuchen sollen.
Zum anderen stehe der 32 Kilometer lange Radschnellweg im Kreis ganz oben auf der Prioritätenliste. „Es werden nicht alle Radschnellwege gleichzeitig gebaut werden können“, sagt Teichmann. Es werde eine zeitliche Abfolge nach der Wichtigkeit der Projekte geben. Und der Radschnellweg aus Elmshorn verspreche den größten Effekt von allen.
Ein Kilometer Schnellweg kostet 3000 Euro
Das hatte bereits die Voruntersuchung der Technischen Universität Harburg herausgearbeitet, die im Februar vorgestellt wurde. Mit jeweils 20.000 bis 25.000 Arbeitnehmern zusätzlich, die über einen solchen Radschnellweg aus Elmshorn, Schenefeld und Wedel ihren Arbeitsplatz innerhalb einer Viertelstunde mit dem Fahrrad erreichen könnten, stehen die Kommunen aus dem Kreis Pinneberg zusammen mit Quickborn ganz klar an der Spitze im gesamten Hamburger Umland.
Hinzu kämen mehr als 150.000 Schüler, die auf diese Weise erstmals auch ihre Schule innerhalb von 15 Minuten erreichen könnten. Auch in dieser Hinsicht ist der Kreis Pinneberg vorn. Für die gesamte Strecke von Elmshorn bis nach Hamburg betrüge die Zeitersparnis für Radfahrer etwa eine halbe Stunde.
Diese Pluspunkte seien entscheidend, wenn es bei der Umsetzung um die Bewilligung von Fördergeld des Bundes geht, berichtet Teichmann. Denn schon jetzt sei absehbar, dass das 20-Millionen-Euro-Förderprogramm des Bundes für die Belange des Hamburger Umlands nicht ausreichen wird. Ein Kilometer Radschnellweg wird nach ersten Berechnungen etwa 3000 Euro kosten.
Für Kreisplaner Teichmann sind die Radschnellwege „das erste Verkehrsinfrastrukturprogramm in der Metropolregion Hamburg, das von allen Seiten gewollt ist“. Alle betroffenen Kommunen in den drei Bundesländern Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen stünden voll dahinter und würden jetzt im Rahmen der weiteren Planung mitbeteiligt werden. Alle hätten erkannt, dass es aus volkswirtschaftlicher und ökologischer Sicht sinnvoll sei, eine große Zahl von Arbeits- und Schulpendlern vom motorisierten Individualverkehr aufs Fahrrad zu bewegen. Allein aus dem Kreis Pinneberg führen jeden Tag 40.000 Menschen mit dem Auto zur Arbeit nach Hamburg.
Die Fahrrad-Lobby begrüßt diese Vorhaben. „Für den Kreis Pinneberg macht es verkehrlich Sinn und ist machbar“, hatte ADFC-Vertreter Matthias Walenda vor einem Jahr dem Abendblatt gesagt. Wichtig sei eine Streckenführung, die für möglichst viele Einwohner gut erreichbar ist und den Zugang zum ÖPNV deutlich verbessert. Diese Forderung ist jetzt mit den genannten Gutachten belegt.
Wenn bis 2020 die europaweit ausgeschriebenen Machbarkeitsstudien für die Radschnellwege mit allen Daten vorlägen, könnten sie nach und nach umgesetzt werden. „Wir wollen dann so schnell wie möglich damit anfangen“, sagt Kreisplaner Teichmann. Er rechne damit, dass der Bau der Radschnellwege in der ersten Hälfte der 2020er-Jahre umgesetzt wird.
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