Pinneberg

Künstler Nikolai Estis sucht neues Atelier

| Lesedauer: 4 Minuten
Anne Dewitz
Künstler Nikolai Estis aus Pinneberg sucht ein neues Atelier

Künstler Nikolai Estis aus Pinneberg sucht ein neues Atelier

Foto: Kathrin Wahrendorff / HA

Dem Pinneberger geht es vor allem darum, in den Räumlichkeiten die Werke seiner verstorbenen Frau Lydia Schulgina zu präsentieren.

Pinneberg.  Seit 15 Jahren arbeitet der russisch-deutsche Künstler Nikolai Estis in einem Atelier auf der Veddel in Hamburg. Doch damit ist bald Schluss. Er muss dort raus. Die Stadt Hamburg hatte ihm das Atelier jahrelang mietfrei überlassen. Estis zahlte lediglich die Nebenkosten und schenkte im Austausch der Stadt jedes Jahr zwei seiner Gemälde für das Archiv.

Nun verlangt die Stadt eine Miete, die sich der 79-Jährige nicht leisten kann. Jetzt ist der Künstler auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Er hofft, wieder in den Kreis Pinneberg zurückkehren zu können. Die Menschen dort hat er immer wieder als hilfsbereit erlebt.

Sie blieben wegen einer Krankheit

1996 zog es Nikolai Estis mit seiner zweiten Frau Lydia Schulgina – die Künstlerin ist im Dezember 2000 verstorben – und seinem Sohn Alexander von Russland nach Pinneberg. Dort fanden sie eine neue Heimat und zunächst ein Atelier in der Pinneberger Landdrostei. Später zogen sie ins Dachgeschoss des Jugendhauses in Rellingen, bis die Gemeinde sich 2005 entschloss, das alte Gebäude abzureißen.

Als Juden erfuhren sie in Russland Ausgrenzung. So musste Sohn Alexander immer von den Eltern zur Jüdischen Schule gebracht und wieder abgeholt werden, aus Angst vor Übergriffen. Nach Pinneberg kamen die Estis allerdings nicht mit dem Gedanken, nach Deutschland auszuwandern, sondern für eine Ausstellung in Pinneberg.

„Lydia Schulgina hatte zu diesem Zeitpunkt einen Knoten in der Brust“, erinnert sich Kathrin Wahrendorff. „Die russischen Ärzte meinten nach der Diagnose, der Knoten werde von alleine weggehen.“ Im Krankenhaus in Pinneberg erhielt sie eine angemessene Behandlung. Die Pinneberger Fotografin setzt sich für Estis ein, zum einen, weil er zur Zeit in Moskau weilt, um eine Ausstellung zu eröffnen. „Zum anderen weil Estis selbst ein sehr zurückhaltender Mensch ist“, sagt sie. Doch es gibt noch einen dritten Grund. Wahrendorff war sehr von Lydia Schulgina beeindruckt. Sie lernte die schöne Künstlerin mit den auffällig roten Locken 1996 kennen und wurde ihr in den letzten vier Jahren eine Weggefährtin. „Ich hatte damals schon einige Künstler porträtiert“, sagt Wahrendorff. Über Schulgina entstand gleich ein ganzes Buch. Viel gemeinsame Zeit war ihnen nicht vergönnt. Der Krebs hatte gestreut. Schulgina starb mit 43 Jahren viel zu jung.

Sie hinterließ ein umfangreiches Werk mit Malerei, Grafiken und Skulpturen. Ihr Mann Nikolai Estis bewahrt ihre Kunst. Schulgina war als Buchillustratorin in Russland bekannt geworden. Später fertigte sie unter anderem Skulpturen aus Papiermaché. Sie sind zu groß, um sie im Keller seiner kleinen Pinneberger Wohnung zu lagern. Außerdem wäre es dort zu feucht, um die Arbeiten auszustellen oder aufzubewahren. Deshalb ist ein neues Atelier mit Platz für ihre und seine Arbeiten in der Umgebung von Pinneberg dringend notwendig.

Bislang hatte Estis das Glück, lediglich die Nebenkosten für die öffentlichen Räume zahlen zu müssen. Als Gegenleistung hat er unentgeltlich Malkurse für Kinder angeboten. Ähnliche Konditionen würde er sich auch für neue Räume wünschen. Seine Idee: Wenn er etwa bei einer Firma Unterschlupf finden würde, könnte er leihweise Bilder für die Bürowände zur Verfügung stellen. Oder: Wenn irgendwo in einer Schule Räume leer stünden, würde er den Schülern gratis Malunterricht erteilen.

Estis geht es bei seiner Suche nach neuen Räumen vor allem darum, die Werke seiner verstorbenen Frau zu präsentieren. Dabei ist er selbst ein anerkannter Künstler, dessen Werke sich in Privatsammlungen und Museen befinden. So besitzen zum Beispiel die staatliche Tretjakov-Galerie und das Puschkin-Museum für Darstellende Kunst in Moskau Arbeiten von ihm.

Wer helfen will, kann eine Mail an alexander@estis.de schicken.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg