Barmstedt. Temperament, Gestaltungswillen, Inspiration und Talent gehen eine fruchtbare Symbiose ein in den Exponaten von Karin Weissenbacher, die zurzeit in der Ausstellung „Licht und Raum“ im Galerie-Atelier III auf der Barmstedter Schlossinsel gezeigt werden. Mit einer Vernissage wurde die Schau am Sonnabend eröffnet. Die aktuellen Plastiken und Bilder präsentieren Kompositionen voll intensiver Farbenpracht und mit metallischen Lichtreflexen.
Sie lassen Platz für emotionale Expressivität wie auch fast religiös anmutende innere Einkehr. Skulpturen von betörender Eindringlichkeit und Malerei, die mit einem Materialmix erstaunliche Effekte erzielt: Wenn Weissenbacher mit ihrem Schaffensprozess beginnt, entstehen lebendige, atmende Welten, die stets in eine Kommunikation treten mit Raum, Licht und untereinander.
Zu der Statue „Kupferkatze“ wurde die Künstlerin bei einem Besuch in Brasilien von einem Puma inspiriert. Viele Arbeiten profitieren von dem Spannungsfeld, das aus ihren brasilianisch-deutschen Wurzeln entsteht. In der stilisierten Katze thematisiere sie deren Energie, sagt Weissenbacher. Wie ein Wächter thront die bei 1100 Grad gebrannte Großkeramik auf ihrem Sockel. Ihr metallischer Schimmer entsteht durch die Belegung mit Blattkupfer. Die Farben rührt die Künstlerin selber an, hier benutzte sie intensiv leuchtendes Ultramarin zum anschließenden Schattieren. „Das wirkt wie kosmisches Blau und passt perfekt zu der Energie“, erklärt Karin Weissenbacher.
In ihrer Komposition „Memoria – Erinnerung“ aus Öl und Schlagmetall auf Holz ist das Profil eines Mädchens zu sehen, das versunken den Blick in die Ferne richtet und trotz seiner klaren Präsenz wie eine Gestalt aus einer längst vergangenen Momentaufnahme wirkt. Wie ein abstrakter Farbenrausch in Pastelltönen mit Goldreflexen mutet dagegen das Bild „Wasserreise“ an, das mit Blattgold und Öl gestaltet ist. Die „Urform“ betitelte Plastik aus gebranntem Ton erhält durch den Blattgold-Bezug einen völlig neuen raumgreifenden Charakter, ebenso wie die zwei strukturierten Altargefäße durch die goldglänzenden Tauben und die Kombination von Schlichtheit und Pracht an Strahlkraft gewinnen. „Ich habe auch aktuelle Sachen in der Werkschau, die keinen Platz hatten in der Ausstellung“, sagt die Künstlerin. Die angegliederte Werkschau ermöglicht Besuchern einen umfassenden Überblick über ihre technische wie künstlerische Entwicklung, wobei ihre Arbeiten schon allein durch die Vielfalt an Herangehensweisen und Umsetzung verblüffen. Das zeigt sich, wenn Besucher nach den Namen der vermeintlich anderen Künstler suchen – und entdecken, dass sämtliche Exponate aus der Hand von Karin Weissenbacher stammen.
Die Ausstellung „Licht und Raum“ ist geöffnet bis Sonntag, 29. Januar 2017, Di–Do, 14–18 Uhr, Sa/So 12–18 Uhr, Galerie-Atelier III, Rantzau 11, Eintritt frei
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