Kritik der Woche

Eine weihnachtliche Kreuzfahrt der Gefühle

| Lesedauer: 3 Minuten
Elvira Nickmann
Zwei Herzen und doch eine Seele: Diva Karmen und Pianist Wolfgang

Zwei Herzen und doch eine Seele: Diva Karmen und Pianist Wolfgang

Foto: Elvira Nickmann / HA

Karmens maritimes Weihnachtsprogramm im Elmshorner Haus 13 unter großer Beteiligung des Publikums sorgte für Begeisterung.

Elmshorn.  Dreimal läutet die Schiffsglocke am späten Sonnabend im Haus 13 in Elmshorn, Zeichen zum Start des Programms „Karmen Poppes Weihnachtsrevolución“. Mit Diva Karmen und ihrem treuen Pianisten Wolfgang geht es auf eine imaginäre Kreuzfahrt mit Weihnachtsprogramm.

Karmen hat jedenfalls „eine kleine Kultur dabei“ fürs Publikum, kündigt sie an. Wolfgang hält einen roten Kulturbeutel hoch. Ach, so ist das gemeint. Das kann ja heiter werden. „Wenn ich an Bord fahre, dann sinkt es“, sagt Karmen, die ansonsten kein Problem mit ihren Rundungen zu haben scheint, ganz im Gegenteil, sie kokettiert immer wieder damit. „Ich meine, wenn ich singe, dann fährt es“, korrigiert sie schnell. Dann fährt es wohl bereits, denn gesungen hat sie schon. Ein Weihnachtslied natürlich, und zwar ganz auf ihre eigene Art, mitreißend, fröhlich und vor allem tanzbar – und nach der Melodie von Stevie Wonders „Happy Birthday to You“. „Deutsche Weihnachtslieder sind so unsexy“, hatte sie zuvor kritisiert – um das sofort zu ändern mit dem ihr eigenen Soul in der Kehle, dem Rhythmus im Blut und der dazu passenden Stimme: von Alt bis Sopran, ihrer eigentlichen Stimmlage, meistert sie alle technischen Herausforderungen mit Bravour.

Die eigentliche Revolution an diesem Abend ist, dass das Duo Weihnachten wieder seine Begeisterung zurückgibt und durch Neuinterpretation den traditionell-drögen Songs pulsierendes Leben einhaucht. Apropos Fest der Liebe: Um Liebe und Sex geht es natürlich auch. Nachhilfe für Männer in Sachen Geschenke für Frauen hat Karmen auch parat: „Ausgepackt gefällst du mir sehr, ich hätt’ so gern mal wieder Verkehr.“

Mit Glitzerschiff im Haar tobt sie über die Bühne, singt, macht sich lustig über allerlei Absurdes rund ums Fest, treibt ihre Scherze mit dem Publikum, vorwiegend mit den anwesenden Herren. Da haben vor allem die anderen Gäste ganz viel zu lachen, aber auch Bernd aus Reihe zwei, der nur „Schatzi“ betitelte ältere Herr und Bernhard von ganz hinten lachen mit. Eine alternative Weihnachtsgeschichte gibt’s noch obendrauf, in der drei Engel für Charlie genauso eine Rolle spielen wie ein Ex-Bundeskanzler. Wolfgang hat sich auf seine etwas schüchterne und steife Art da bereits ins Herz des Publikums gespielt. Immer wieder tritt er nach vorn und deklamiert Weihnachtswünsche international, zum Beispiel auf Elbisch, liefert sich Wortgefechte mit Karmen und singt mit ihr im Duett.

Hier haben sich zwei gefunden, die auf der Bühne nicht besser harmonieren könnten und am Ende ihres Auftritts noch für einen ganz besonderen Weihnachtsmoment sorgen. Der niederländische Weihnachtsmann lebe über das Jahr in Spanien, hat Karmen zuvor erzählt. Sollte er den Weg per Kreuzfahrtschiff zurücklegen, könnte er Karmen und Wolfgang dort begegnen. Er hätte seinen Spaß daran.

Das Programm läuft im Dezember auf der Hamburger Cap San Diego, Weitere Infos:
www.capsandiego.de; 040/69 65 05 05

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