Elmshorn

Stadttheater jetzt mit neuem alten Antlitz

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Anne Dewitz
Stuckateur Thomas Zuleger vor der Fassade des Stadttheaters Elmshorn

Stuckateur Thomas Zuleger vor der Fassade des Stadttheaters Elmshorn

Foto: Anne Dewitz / HA

Stuckateur aus Heede konstruiert Fassade der Elmshorner Spielstätte nach historischem Vorbild. Auch für Profis keine leichte Aufgabe.

Elmshorn.  Ein einziges Foto dient ihm als Vorlage. Stuckateur Thomas Zuleger hat die Schwarz-Weiß-Aufnahme, die vermutlich um 1920 entstanden ist, auf seinem Smartphone gespeichert. Sie zeigt das Stadttheater Elmshorn mit Gesims, Schmuckelementen unter den Fensterbänken und einem kleinen Balkon. Und genauso wird die Spielstätte in ein paar Wochen wieder aussehen.

Doch noch sind Teile der Fassade eingerüstet und mit einer Plane abgehängt. Um im dritten Bauabschnitt den historischen Zustand wieder herzurichten, braucht es mehrere Tonnen Zement und Mörtel. Die Stuckateure arbeiten seit Mai daran. Große Teile der Front sind schon fertig. Auch der Balkon hängt schon, allerdings noch ohne gusseisernes Geländer. Damit der später auch gut zur Geltung kommt, mussten zwei Verteilerkästen und eine Straßenlampe umgesetzt werden.

Der glatte Putz war schon von Rissen durchzogen

Für Stuckateurmeister Thomas Zuleger aus Heede war das Stadttheater eine besondere Herausforderung. Das Gebäude, das 1900 errichtet wurde, war alt und schief. Es diente zunächst als Gaststätte, später als Kino, ab den 70er-Jahren dann als Theater. In dieser Zeit wurde an- und umgebaut. Vom Außenstuck war danach nichts mehr zu sehen. Der glatte Putz war seit Jahren schon von Rissen durchzogen. Den Grund erkannten Fachleute darin, dass Fenster versetzt und der Eckeingang, wie er auf dem alten Schwarz-Weiß-Foto zu sehen ist, zugemauert worden war. Nun wurde alles in den ursprünglichen Zustand versetzt. „Der Bestand war sehr schlecht und hielt einige Überraschungen für uns bereit“, sagt Thomas Zuleger. So musste teilweise das Mauerwerk ausgetauscht werden.

Wochenlang haben er und zwei Kollegen zunächst gemessen und gelotet, dann eine Unterkonstruktion aus Metall montiert. Über diese ziehen die Stuckateure dann mit Hilfe von Zuglatten, die sie ebenfalls angebracht haben, eine Schablone über mehrere Mörtelschichten, die sie zuvor Schritt für Schritt aufbringen. Da muss genau gearbeitet werden, um den historischen Stuck zu rekonstruieren. „Trotz der vielen Winkel müssen die Stuckelemente wieder aufeinandertreffen“, sagt der 49-Jährige. Und schließlich gehe es um Steuergelder.

Im Haus werden parallel zu den Fassadenarbeiten auch die Lüftungsanlagen, die Toiletten im Bereich der Gaststätte, weite Teile der Haustechnik und die Fenster erneuert sowie die Brandschutzvorgaben umgesetzt. In der ersten Etage des Gebäudes waren bisher zwei Wohnungen untergebracht. Künftig wird es nur noch eine Wohnung und Räume für die Technik des Theaters geben. Im November sollen die Arbeiten dann abgeschlossen werden. Somit fielen die Bauarbeiten größtenteils in die spielfreie Zeit der Spielstätte von Mai bis September. Bereits 2014 wurde das für Leckagen anfällige Dach des Theaters komplett neu geplant und erneuert. Im weiteren wurden weitere Fassadenteile mit Wärmedämmung versehen. Die gesamte Sanierung wird rund zwei Millionen Euro kosten. 1,5 Millionen Euro finanziert die Stadt, 500.000 Euro hat der Freundeskreis des Stadttheaters Elmshorn über Spenden eingebracht.

Dass Politiker einer teuren Sanierung des Stadttheaters zustimmen, ist keine Selbstverständlichkeit. In Zeiten klammer Stadtkassen kämpfen viele Kulturstätten mit Kürzungen. Entgegen dem allgemeinen Bundestrend steht jedoch auch der Anstieg der Abonnenten im Elmshorner Stadttheater in den vergangenen Jahren. Dessen Auslastung liegt mit 80 Prozent seit Jahren konstant hoch.

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