Kreis Pinneberg

Anleinpflicht für Hunde: Uetersen droht mit Geldbußen

| Lesedauer: 6 Minuten
Thomas Pöhlsen
Dieses Schild soll auf die Anleinpflicht für Hunde durch ihre Besitzer hinweisen

Dieses Schild soll auf die Anleinpflicht für Hunde durch ihre Besitzer hinweisen

Foto: Armin Weigel / picture alliance / dpa

Uetersen setzt Leinenzwang durch. Naturschützer berichtet von Verstößen. Hundetrainerin spricht sich für geschützte Freiräume aus.

Kreis Pinneberg.  Uetersen will gegen Hundebesitzer vorgehen, die ihre Tiere frei in Langes Tannen laufen lassen. Bürgermeisterin Andrea Hansen (SPD) verweist auf die Anleinpflicht in dem Stadtwald. Eine Hundeexpertin empfiehlt einen anderen Weg, als mit Geldbußen zu drohen. Sie rät, mehr legale Auslaufflächen für die Vierbeiner zu schaffen. Denn das Problem fehlender Flächen zum Toben der Hunde betrifft viele Kommunen.

In Uetersen war eine Begehung des örtlichen Ausschusses für Stadtentwicklung-, Umwelt- und Verkehrswesen Auslöser einer Gemeinschaftsaktion von Ordnungsamt und Polizei. Einmal im Jahr begutachten die Politiker Langes Tannen. Diesmal trafen sie einige Hundebesitzer an, die ihre Vierbeiner unangeleint durch das Wäldchen laufen ließen. Die Politiker suchten das Gespräch und wiesen auf das Verbot hin. Sie hörten einige Ausreden und stießen auf wenig Verständnis. Die Ausschussmitglieder waren einig, dass sich die Verwaltung um das Problem kümmern sollte.

Hundeservices sind ein Problem im Schutzgebiet

Und so machte sich eine Mitarbeiterin des Ordnungsamtes mit einem Beamten der Polizeistation Uetersen eine Stunde lang auf die Suche nach den Leinenmuffeln. Dabei trafen sie in Langes Tannen elf Hundebesitzer an, berichtet die Bürgermeisterin. Zehn Tiere gingen an der Leine, einer nicht. Die niedrige Quote sei erklärbar durch den Polizeiwagen, der auf dem großen Parkplatz an der Heidgrabener Straße abgestellt worden war. Die Hundebesitzer konnten so ahnen, dass eine Kontrolle droht.

Der erwischte Halter erklärte, er habe seinen Hund nur kurz von der Leine gelassen, um einen zweiten Hund, der blind und altersschwach sei, aus einem Fahrradkorb zu heben. Die Staatsvertreter sahen darin trotz dieser Entschuldigung eine Ordnungswidrigkeit. Die Bürgermeisterin kündigt an, dass die Kontrollen im Oktober fortgesetzt werden sollen. Ein „Dauerbrenner“ sind die unangeleinten Tiere auch für Uwe Helbing, Schutzgebietsbetreuer des Naturschutzgebietes Haseldorfer Binnenelbe und Elbvorland. Besonders beliebt bei den Hundehaltern sei der Parkplatz in Hetlingen beim Heuhafen am Klärwerk, sagt der Nabu-Mann. Von dort gingen die Hundehalter über den Weg in Richtung Elbstrand, die Tiere streiften derweil durch das Schutzgebiet.

Ein besonderes Problem stellen aus seiner Sicht Dienstleister für Hundeservice dar. Gegen Bezahlungen führen sie die Lieblinge der Menschen aus, die dazu keine Zeit oder Lust haben. Aus den Autos der Mitarbeiter, die in der Regel aus Hamburg kommen, springen gleich eine ganze Reihe von Hunden, die fast nie angeleint sind.

Ein weiteres Problem: Tierbesitzer machen auch nicht halt vor dem Wassererlebnisbereich des Abwasser-Zweckverbandes. Ausdrücklich wird am Eingang auf das Verbot für Hunde hingewiesen. Denn der Wasserpfad wird etwa von Kindern benutzt, um Miniaturdämme zu bauen und so der Natur des Wassers auf die Spur zu kommen. Helbing weiß, dass das Verbot ignoriert wird, weil vor diesen Aktionen immer wieder „Hundeglück“ beseitigt werden muss, damit die Kinder nicht aus Versehen hineintreten oder -greifen.

Es ist schon einige Zeit her, da der Umwelttrupp der Polizei und die Umweltschützer im Naturschutzgebiet unterwegs waren, um Verstöße gegen die Regeln zu ahnden, nicht nur die unangeleinten Hunde. Bei Helbing hat sich angesichts der massiven Verstöße eine gewisse Abstumpfung eingestellt. Angesprochen werden von dem Schutzbeauftragten allerdings immer die Hundehalter, die ihre Tiere auf dem Elbdeich laufen lassen. Denn die Schafe wecken bei den Hunden den Jagdtrieb. „So was macht mein Hund nicht“, antwortete etwa ein Mann, den er nahe Fährmannssand ansprach. Kaum ausgesprochen, flitzte sein Tier schon den Schafen hinterher.

Der Naturschützer mag aber nicht alle Hundehalter über einen Kamm scheren. „Es gibt auch Einsichtige“, sagt Helbing.

Hundetrainerin Susanne Gerlach hat einen anderen Blick auf das Problem. Sie sieht vor allem die Tiere. „Das ständige Angeleintgehen ist mit einem artgerechten Leben nicht vereinbar“, sagt sie. Forscher hätten dies vielfach nachgewiesen. Junge Hunde könnten an der Leine gar nicht erst die Kommunikation mit ihren Artgenossen lernen. Die Hundebesitzer bewegten sich immer wieder in einer Grauzone angesichts der Anleinpflicht in Parks, Gärten, Grünanlagen, Wäldern, Schutzgebieten und auf Deichen.

Kritisch sieht sie, dass die Kommunen verstärkt auf Restriktionen gegen die Hundebesitzer setzen wie derzeit in Uetersen. „Ich würde mich freuen, wenn mit dem gleichen Elan an kon-struktiven Lösungen im Sinne der Hunde und ihrer Halter gearbeitet werden würde“, sagt sie. Vorbildlich ist aus der Sicht der Tierpädagogin der Hundewald in Kummerfeld. „Ein bisschen klein, aber wunderbar für die Tiere geeignet“, lobt Susanne Gerlach. Das Areal am Waldweg ist eingezäunt. Die Hunde können nicht raus. Tiere des Waldes, die von ihnen gejagt werden könnten, kommen nicht hinein.

Hundeexpertin rät zu Zonen für Hunde in Schutzgebieten

Allerdings ist dieses Gelände das einzige im Kreis Pinneberg. „In anderen Landkreisen Schleswig-Holsteins ist das Angebot deutlich größer“, sagt die Hamburgerin, die in Heist eine Hundeschule betreibt. Es gebe einen regelrechten Hundetourismus zu den schönsten Plätzen im Land. Die Halter suchen Areale, auf denen sich ihre Tiere frei bewegen könnten.

Sie schlägt vor, kleinere Flächen in Langes Tannen, den Holmer Sandbergen oder dem Esinger Wohld aus der jetzigen Nutzung zu nehmen, einzuzäunen und so rechtlich klare Strukturen beim Gassigehen zu bieten. Für Susanne Gerlach steht fest: „Man muss es nur wollen.“

Andrea Hansen sieht keine Möglichkeit für einen Hundewald oder -park in Uetersen. „Wir haben das alles mehrfach geprüft“, sagt die Bürgermeisterin. „Es gibt keine dafür geeigneten Flächen.“

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