Elmshorn. Der für den Kreis Pinneberg zuständige SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann setzt sich für muslimischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Deutschland ein. Und weil es nicht genug Pädagogen gebe, die dieses Fach dann auch unterrichten könnten, legt er gleich noch nach: Es müssten muslimische Religionslehrer ausgebildet und an die Schulen geschickt werden.
In einer am Dienstag verbreiteten Erklärung formuliert der 65 Jahre alte Elmshorner, der Bildungssprecher der SPD-Bundestagsfraktion ist, wörtlich: „Der muslimische Religionsunterricht muss Regelangebot an deutschen Schulen werden.“ Denn für den Großteil der Schülerinnen und Schüler muslimischen Glaubens gebe es in Deutschland bisher keinen schulischen Religionsunterricht – „und das, obwohl wir rund vier Millionen muslimische Mitbürger haben“.
Gerade die türkischstämmigen Familien seien wegen des fehlenden schulischen Angebots häufig auf die Angebote der DITIB-Gemeinden angewiesen, bemängelt Rossmann. DITIB ist die Abkürzung für die türkische Bezeichnung Diyanet İşleri Türk İslam Birliği, das bedeutet übersetzt Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion. Sie vertritt eigenen Angaben zufolge 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime. Sie untersteht dem staatlichen Präsidium für Religiöse Angelegenheiten der Türkei, das seinerseits dem türkischen Ministerpräsidentenamt angegliedert ist.
Ernst Dieter Rossmann sieht hier die Gefahr, dass sich eine Parallelgesellschaft bildet. Er sagt: „Es wäre gut, wenn es eine von den Schulbehörden beaufsichtigte und pädagogisch orientierte Alternative zum türkisch-islamischen Unterricht in den Moscheen gäbe, der leider sehr stark vom türkischen Staat beeinflusst ist.“
Für den Bildungspolitiker ist das angestrebte Regelangebot insofern auch eine Frage der Konsequenz in der Integrationspolitik. Und er meint: „Wir hätten diese Struktur, die der Logik unseres Schulsystems entspricht, eigentlich schon lange schaffen müssen.“
Um das Ganze allerdings richtig umsetzen zu können, müsste auch die Ausbildung islamischer Theologinnen und Theologen sowie Lehrkräften für diesen Bereich an den deutschen Universitäten ausgebaut werden, fordert Ernst Dieter Rossmann. Er sagt: „Es gibt solche Einrichtungen und Ausbildungen bereits. Sie werden aber nicht ausreichen, wenn der Regelunterricht an den Schulen kommt.“
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