Kreis Pinneberg

Datenschutz sollte zum Schulfach werden

| Lesedauer: 2 Minuten
Burkhard Fuchs
Jugendliche verbringen viel Zeit im Netz, vor allem über Smartphones

Jugendliche verbringen viel Zeit im Netz, vor allem über Smartphones

Foto: Rolf Vennenbernd / dpa

Experten warnen: Kinder müssen im Unterricht mehr über Gefahren der sozialen Netzwerke lernen. Verunsicherung bei Lehrern ist groß.

Kreis Pinneberg.  Es ist die Generation „dauer-online“, die heute heranwächst. Von morgens bis abends läuft die gesamte Kommunikation der Kinder und Jugendlichen über die sozialen Netzwerke und sogenannte Messengerdienste im Internet ab, sagt Uli Tondorf. „Den Jugendlichen dienen die sozialen Medien als Identifikationsstiftung“, sagt der Medienexperte vom Jugendhilfeträger „Aktion Kinder- und Jugendschutz“ (AKJS). Die ganze Welt solle wissen, wo sie gerade sind oder was sie tun.

Zusammen mit einem Fachmann für Datenschutz schulte Tondorf jetzt 60 Lehrer, Erzieher und Pädagogen, wie sie diese Medien mit den Schülern nutzen und die Schüler am besten vor Gefahren schützen könnten. „Das Thema ist brandaktuell, die Verunsicherung bei den Lehrern ist sehr groß“, sagt Silvia Stolze vom Team Jugendprävention der Kreisverwaltung. Das gelte neuerdings auch für Lehrkräfte der jüngsten Schüler. „Ein Drittel der Teilnehmer waren Lehrer von den Grundschulen. Das ist neu.“

So tauschten sich heute praktisch alle Jugendlichen über die Internetdienste Facebook, Whatsapp, Twitter, Instagram und/oder Snapshot aus, sagt Henry Krasemann vom unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz, und zwar ohne Verzögerung und zu jeder Zeit. Darin lauern natürlich die Gefahren dieser interaktiven Internet-Kommunikation, warnt Datenschützer Krasemann. Die Aufgabe der Lehrer sollte es sein, die Kinder und Jugendlichen dafür zu sensibilisieren, sich gut zu überlegen, was sie alles im Internet von sich preisgeben. So lehnten es die meisten Menschen auf der Straße ab, einem Fremden Adresse oder Telefonnummer mitzuteilen. Doch wenn sie im weltweiten Datennetz dazu aufgefordert werden, fallen plötzlich diese Vertraulichkeitssperren in sich zusammen.

Darum plädieren die Medienexperten dafür, den Umgang mit den sozialen Netzwerken und das Recht auf den eigenen Datenschutz möglichst in allen Schulfächern zu Thema zu machen. „Wenn das nicht geht, wäre zumindest ein Extra-Fach ‚soziale Medien‘ angebracht“, fordert Tondorf.

Dabei müssten die Lehrer den Schülern die Achtsamkeit im Internet vorleben, sagt Krasemann. Und sie müssten über rechtliche Belange wie den Datenschutz Bescheid wissen. So sei es in Schleswig-Holstein nach wie vor nicht erlaubt, dass Lehrer mittels Whatsapp mit ihren Schülern kommunizieren. Dies dürfe bislang nur über E-Mail- sowie Schriftverkehr und Telefon geschehen. „Da sind die gesetzlichen Bestimmungen noch sehr streng.“ Denn die Möglichkeiten zum Datenmissbrauch sind groß. Auch die Auswirkungen der Informationen, die ein User im Netz von sich preisgegeben hat, sei kaum abzusehen. Ein Beispiel: Mancher Arbeitgeber schaue sich heute erst das Facebook-Profil eines Bewerbers an, bevor er ihm den Job oder Ausbildungsplatz verspricht.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Pinneberg