Kreis Pinneberg. Die Bundesregierung will mit einer Prämie von bis zu 4000 Euro den Kauf von Elektroautos fördern. 119 reine Stromfahrzeuge sind aktuell im Kreis Pinneberg zugelassen – 119 von etwas mehr als 220.000 Wagen insgesamt, die ein PI-Kennzeichen haben. Deren Fahrer können an 19 Stromtankstellen im Kreisgebiet die Akkus mit neuer Energie aufladen. Die zu finden ist aber manchmal gar nicht so einfach.
Eine Ladestation für Elektroautos befindet sich seit November 2011 im Kirchhofsweg 53c beim sogenannten Sonnenhaus der Generationen, das der Stiftung „Wir helfen uns selbst“ gehört. Die Stadtwerke Pinneberg hatten zur Eröffnung als Sponsor garantiert, dass Autofahrer dort bis 2016 kostenlos Strom tanken können. Stadtwerkechef Henning Fuchs hat jetzt dieses Engagement seines städtischen Unternehmens bis 2020 verlängert. „Wir wollen damit ein Zeichen zur Förderung der E-Mobilität setzen“, sagt Fuchs .
Das machen auch andere Stadtwerke, zum Beispiel die in Wedel, die im Januar 2010 die erste öffentliche Stromtankstelle im Kreis Pinneberg ans Netz anschlossen. Sie befindet sich auf dem Parkplatz an der Gorch-Fock-Straße. Im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke dort 166 Ladevorgänge registriert – statistisch gesehen immerhin alle drei Tage einer. „Und bis August 2016 eröffnen wir eine Schnellladestation in der Rissener Straße 105 auf dem Parkplatz bei Famila“, sagt Pressesprecherin Natali Steffen.
Schenefeld bekommt bald erste E-Tankstelle
Auch in Schenefeld tut sich was. In Sachen E-Tankstellen ist die Stadt noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Mit HansE, einem vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projekt, bekommt die Stadt im Sommer eine Ladesäule. Standort ist ein städtischer Teil des Parkplatzes zwischen Stadtzentrum und Industriestraße. HansE ist eine Kooperation der Technischen Hochschule Aachen, E.on Technologies, dem Landkreis Harburg und der Metropolregion Hamburg. Nach Angaben von Anna-Katharina Günther, bei der E.on-Tochter Hansewerk zuständig für E-Mobilität, kann dort jeder gratis tanken. Bis Ende 2017 stellt E.on den Strom gratis zur Verfügung. Für die Zeit danach sucht die Stadt Kooperationspartner.
Station in Pinneberg wird nur dreimal pro Jahr genutzt
Außerdem sollen bis 2020 insgesamt 19 Schnellladestationen entlang der A 23 und weiteren größeren Straßen in der Region aufgestellt werden, davon vier im Kreis Pinneberg – in Pinneberg, Elmshorn, Tornesch und Wedel. Das ist ein Ergebnis einer Machbarkeitsstudie, die die Kreise Pinneberg, Steinburg, Dithmarschen und Nordfriesland in Auftrag gegeben hatten (wir berichteten).
Die Stadtwerke Elmshorn arbeiten unterdessen an einem Konzept, um die Ladeinfrastruktur zu verbessern, und prüfen, wo beispielsweise an öffentlichen Tankstellen E-Säulen Sinn machen würden. Außerdem unterhalten die Stadtwerke drei E-Tankstellen, die sich am Rathaus, am Badepark sowie an der Westerstraße befinden. Die Säulen können mit einer RFID-Karte, die die Stadtwerke ausgeben, freigeschaltet werden. Bislang nutzen 50 Menschen diese (noch kostenfreien) Karten, die bislang nicht zwangsläufig auch Kunden der Stadtwerke Elmshorn sein müssen. Darauf soll es laut Werkeleiter Sören Schuhknecht aber mal hinauslaufen.
Von solchen Zahlen können die Pinneberger nur träumen. In den viereinhalb Jahren ihres Bestehens wurde die Stromtankstelle bei der Stiftung „Wir helfen uns selbst“ genau zwölfmal genutzt. „Ich habe alle Autos fotografiert“, sagt Ingo Worm, der Geschäftsführer der Stiftung. 174 Kilowattstunden Strom wurden abgegeben, was etwa für eine Fahrtstrecke von 2000 Kilometern ausreicht. „Natürlich wünschen wir uns, dass die Station häufiger genutzt wird und dass die Zahl der Ladestationen bis 2020 verdreifacht wird“, sagt Worm.
Auch Ben Pape, Chef des gleichnamigen Pinneberger Autohauses an der Harderslebener Straße, verfügt über eine öffentliche E-Tankstelle. „Meistens stehen dort nur unsere Vorführwagen“, sagt der Autohauschef. Sicherlich: Es gibt erst wenige E-Autos. Christian Buric, der Experte für Elektromobilität in der ADAC-Pressestelle, kennt aber noch einen Grund für die Flaute an einigen Tankstellen: „Der Strommarkt für E-Autos ist nicht transparent. Das ist ein wirklich großes Problem.“ Zum einen gelte das für die Tarife. Zum anderen sei es eben nicht immer einfach, eine Ladestation zu finden. „Eine gute App ist für die Fahrer von E-Autos sehr wichtig“, sagt Buric. Der ADAC selbst hat keine eigene Übersicht über Elektrotankstellen, empfiehlt aber die Internetseite lemnet.org als recht zuverlässig.
Autohändler: Käufer sehr zurückhaltend
Die Stationen im Kreis Pinneberg sind an den Maßstäben des Automobilclubs gemessen sehr vorbildlich – weil Strom zu tanken nichts kostet. Denn bei den noch vergleichsweise sehr hohen Anschaffungskosten für ein Elektroauto gilt nach Christian Burics Worten: „Es ist wichtig, dass ich viel kostenlos tanken kann, wenn ich clever unterwegs sein will.“
Autohändler Pape gibt unumwunden zu: „Noch ist das mit den Elektroautos eine Nische, die Käufer sind sehr zurückhaltend.“ Renault biete inzwischen drei Modelle mit reinem Elektroantrieb an, die je nach Beladung eine Reichweite von 150 bis 250 Kilometern aufweisen.
Das ist eine Reichweite, die für die Firmenwagen der Stadtwerke Pinneberg vollkommen ausreichen würde. „90 Prozent unserer 45 Fahrzeuge bleiben unter 10.000 Kilometern pro Jahr“, sagt Stadtwerkechef Fuchs. Das Problem: Bei den Stadtwerken wissen sie zwar, wo es Strom gibt. Elektrofahrzeuge haben sie – anders als die Kollegen in Wedel oder Elmshorn – nicht.
Eine Übersicht der E-Tankstellen im Kreis Pinneberg finden Sie heute auf der Seite 3 in Ihrer Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg.
Mitarbeit: Anne Dewitz, Alexander Sulanke und Eike Pawelko
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