Verkehr

Norderstedt soll eine A-7-Abfahrt bekommen

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Frank Knittermeier
Nach den Vorstellungen von Minister Reinhard Meyer könnte zwischen Quickborn und Henstedt-Ulzburg eine weitere Autobahnanschlussstelle entstehen

Nach den Vorstellungen von Minister Reinhard Meyer könnte zwischen Quickborn und Henstedt-Ulzburg eine weitere Autobahnanschlussstelle entstehen

Foto: Klietz

Verkehrsminister Meyer hält eine Anschlussstelle für prüfenswert und fordert Kommunen auf, an einem Strang zu ziehen.

Norderstedt.  Eigentlich war das Thema schon längst zu den Akten gelegt, die Pläne in Schubladen verschwunden. Aber jetzt lebt die Diskussion wieder auf: Der Bau eines Autobahnanschlusses im Raum Norderstedt/Henstedt-Ulzburg soll doch noch verwirklicht werden. Und dabei handelt es sich um kein Hirngespinst, das sich Kommunalpolitiker in einsamen Klausurstunden ausgedacht haben. Das Thema wird von höchster Stelle angeschoben: Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Reinhard Meyer ist ein Freund dieses Projektes. Er fordert die anliegenden Kommunen und die Kreise auf, an einem Strang zu ziehen, damit das Projekt verwirklicht werden kann. In den Kreisen Segeberg und Pinneberg findet Meyer Unterstützer für seinen Plan.

Es mutet paradox an: Seit einem Jahr wird die Autobahn 7 ausgebaut, aber ein neuer Autobahnanschluss ist in den Ausbauplänen nicht vorgesehen. Die Idee von Verkehrsminister Meyer ist aber dennoch nicht aus der Luft gegriffen. Denn bereits 2008 hatte das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Standentwicklung Bereitschaft signalisiert, den Bau einer Anschlussstelle – damals bezogen auf Norderstedt-Mitte (Anschlussstelle 22) – zu unterstützen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehörte aus damaliger Sicht der erfolgte sechsspurige Ausbau der Autobahn 7 zwischen Hamburg und dem Bordesholmer Dreieck. Dieser Ausbau ist zurzeit in vollem Gange. 2017 oder 2018 sollen die Arbeiten beendet sein.

Im Zuge vieler kommunalpolitischer Diskussionen ist dieses Projekt dann jedoch gestrandet. Erst im vergangenen Jahr kamen die Straßenbaupläne wieder auf den Tisch. Und es war wiederum Verkehrsminister Meyer, der im Zuge der Hamburger Olympiabewerbung eine Autobahnabfahrt in Höhe Alveslohe-Kaden ins Gespräch brachte. Mit dem Scheitern der Olympia-Pläne wurde auch dieses Projekt begraben.

Politiker in Henstedt-Ulzburg beraten schon am Montag über das Thema

Zunächst jedenfalls. Schon im Dezember 2015, also knapp drei Wochen nach der Hamburger Volksabstimmung zum Thema Olympia, meldete sich der Kieler Verkehrsminister wieder zu Wort. „Trotz des gescheiterten Olympia-Referendums halte ich unter dem Aspekt der wachsenden Verkehrsbelastung eine zusätzliche Anbindung für prüfenswert“, teilte er dem Segeberger Landrat Jan Peter Schröder und dem Pinneberger Landrat Oliver Stolz mit. „Ich würde mich freuen, wenn Sie das Anliegen aus der Region unterstützen könnten“, schrieb er an die Landräte.

Die beiden Verwaltungschefs machten Luftsprünge und reagierten prompt. Der Pinneberger Oliver Stolz bekräftigte, sein Kreis sei in dieser Hinsicht „ein verlässlicher Partner“, wenn sich ein innerregionaler Schulterschluss herstellen lasse. Ähnlich reagierte der Segeberger Jan Peter Schröder. „Ich begrüße diese Initiative“, sagte Schröder im Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. „Es muss aber einen regionalen Konsens geben“, betonte er.

Schröder hat bereits in Henstedt-Ulzburg und Norderstedt vorgefühlt. Für Stefan Bauer, Bürgermeister der Großgemeinde, hat die Initiative des Verkehrsministers einen gewissen „Charme“. Einerseits könne eine Anschlussstelle im Raum Henstedt-Ulzburg viel Verkehr aus dem Ort heraushalten, andererseits aber bestehe auch die Gefahr, dass dadurch zusätzlicher Verkehr generiert werde. Die positiven Aspekte überwiegen bei ihm jedoch. Der Umwelt- und Planungsausschuss der Gemeinde beschäftigt sich am Montag, 9. Mai, mit diesem Thema. Die Verwaltung schlägt vor, dass die Politiker die Wiederaufnahme der Diskussion um eine weitere Anschlussstelle an die A 7 im Bereich Norderstedt oder Henstedt-Ulzburg/Alveslohe „begrüßen“ sollen.

In Norderstedt ist man noch nicht ganz so weit. Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote sieht derzeit noch keine politische Grundlage für einen Wiedereinstieg in die Diskussion, aber insgesamt ist die Haltung im Norderstedter Rathaus eher abwartend: Man will sehen, wie sich das Land positioniert.

Verkehrsminister Reinhard Meyer denkt allerdings schon weiter: Er wird die Vertreter der beiden Kreise und der anliegenden Kommunen – dazu gehören auch Alveslohe, Ellerau, Bönningstedt, Bilsen und Quickborn – zu sich nach Kiel bitten, um das Thema gemeinsam zu erörtern. „Der Termin wird noch vor der Sommerpause stattfinden“, sagt Ministeriumssprecher Harald Haase.

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