Erster öffentlicher Auftritt Christian von Boettichers. CDU-Politiker will noch diese Woche Zukunftspläne offenbaren

Haseldorf/Kreis Pinneberg. Es war sein erster Schritt zurück in die Öffentlichkeit - und er wurde Christian von Boetticher, 40, leicht gemacht: Der über die sogenannte Lolita-Affäre gestolperte Christdemokrat aus Pinneberg erhielt als Zuhörer des Konzertes "Easts meets West" im Haseldorfer Rinderstall während der Begrüßung der Gäste warmen Extra-Beifall. Der ehemalige Landes- und Fraktionsvorsitzende der CDU in Schleswig-Holstein, der nach seinem spektakulären Rücktritt wegen der Liebesbeziehung zu einer 16-Jährigen vor einem Monat nicht mehr öffentlich aufgetreten war, durfte buchstäblich wieder in der ersten Reihe der Prominenz Platz nehmen: Caroline Schwarz, Kulturbeauftragte des Landes, holte von Boetticher im Zuschauerraum des Rinderstalls, wo das Kammerorchester "Hamburger Camerata" auftrat, von weiter hinten nach ganz vorne. Viele Parteifreunde und Sympathisanten suchten an diesem Abend das Gespräch mit dem Pinneberger, es gab kollektives Schulterklopfen für von Boetticher - der verlorene Sohn war zurückgekehrt.

Tags darauf besuchte von Boetticher ein Sommerfest der Jungen Union im Kreis Pinneberg, aus deren Reihen heraus er selbst einst zu seinem steilen politischen Aufstieg bis zum Europaabgeordneten und schließlich zum designierten Nachfolger des Ministerpräsidenten gestartet war.

Nach der kulturellen Kür folgt für von Boetticher am heutigen Dienstag die politische Pflicht. Wie auch Fraktionssprecher Dirk Hundertmark am Montag erklärte, nimmt der Pinneberger Politiker an der heutigen Fraktionssitzung und der morgigen Landtagssitzung teil. Damit steht die Einstimmen-Mehrheit von CDU und FDP im Landesparlament.

Von Boettichers Nachfolger als Fraktionschef im Kieler Landtag, Johannes Callsen, kündigte an, man werde den gestürzten "Kronprinzen" von Ministerpräsident Peter Harry Carstensen "in die Mitte nehmen".

Ob von Boetticher auch in der kommenden Legislaturperiode seinen Platz in den Reihen der CDU-Fraktion im Landtag haben wird, entscheidet sich noch in dieser Woche. Wie die Pinneberger CDU-Vorsitzende und stellvertretende Kreisvorsitzende Natalina Boenigk am Montag sagte, werde von Boetticher sich noch in dieser Woche entscheiden, ob er sich im Wahlkreis 25 (Pinneberg, Schenefeld, Halstenbek) als Landtagskandidat seiner Partei nominieren lässt oder aber der (Landes-)Politik komplett den Rücken kehrt. Die Kreis Pinneberger Parteifreunde hatten dem stellvertretenden Kreisvorsitzenden bewusst eine Auszeit genehmigt - und den Termin für die Nominierung ihres Direktkandidaten im Wahlkreis 25 vom 2. September auf den 4. Oktober verschoben. Im Rahmen des JU-Sommerfestes soll von Boetticher gesagt haben, er könne sich eine politische Zukunft als Landtagsabgeordneter durchaus vorstellen.

"Ich habe mich sehr, sehr gefreut, Christian zu sehen", sagte die Landtagskollegin Barbara Ostmeier aus Hetlingen nach dem Treffen mit von Boetticher im Rahmen des Konzertes im benachbarten Haseldorf.. Das erste Gespräch nach langer Pause ( "Ich habe auch keine besonderen Geheimnummern von ihm") habe zum einen persönlichen Inhalt gehabt, den sie nicht weiter erwähnen wollte, aber es sei auch gleich um politische Themen wie das Glücksspielgesetz oder die Änderungen am Rundfunk-Staatsvertrag gegangen. Die Hetlinger Bürgermeisterin Barbara Ostmeier hält in Treue fest zu von Boetticher. "Ich habe die ganze Zeit an seiner Seite gestanden und sehe keinen Anlass, davon abzurücken", sagte sie. Überhaupt hatten sich die Parteifreunde in seinem Heimat- und Wahlkreis bislang geschlossen hinter von Boetticher gestellt.

Nach Meinung von Uwe Schölermann, Vorsitzender der CDU in Haseldorf, war das Konzert im Rinderstall aus Sicht von Boettichers eine "gute Gelegenheit", sich noch vor der Rückkehr im Landtag wieder in die Öffentlichkeit zu begeben. "Er ist sehr freundlich aufgenommen worden", beschrieb Schölermann die Atmosphäre während der Konzertveranstaltung, die von Boetticher in den Vorjahren wiederholt besucht habe. "Eigentlich ganz normal", befand der Haseldorfer CDU-Chef, "er hat ja keine Verbrechen begangen, wegen denen er sich verstecken müsste."