Peer Oliver Nau ist Holzbildhauer und schafft romantische Skulpturen mit der Motorsäge. Ausstellung in Schenefeld

Ellerbek/Schenefeld. Die Figur Pinocchio ist jedem Kind ein Begriff. Im gleichnamigen Kinderbuch des italienischen Autors Carlo Collodi schafft der Holzschnitzer Geppetto den Protagonisten aus einem sprechenden Stück Holz. Als Holzschnitzer versteht der Künstler Peer Oliver Nau sich nicht. Nein, Holzbildhauer sei er, sagt er. Das sei ein Unterschied. Seiner Ausstellung in Schenefeld, die von Sonntag, 29. März, an zu sehen sein wird, gab er dennoch den Namen „Geppettos Werkstatt – Karikaturen in Holz“.

„Mein Leben ist die Suche nach Bildern“, sagt Nau. Seine neueste Inspiration hat der Holzbildhauer am Flughafen Charles de Gaulle in Paris gefunden: Dahinfliegende Menschen in einer Kaffee-Werbung. Er bezeichnet seine Skulpturen als pathetisch und zugleich romantisch. Sein romantik-erzeugendes Werkzeug ist die Motorsäge – nicht mehr, nicht weniger. Hinzu kommt Farbe. Seine Motivauswahl ist speziell. Es interessiert ihn genauso wenig zu machen, was schon andere vor ihm gemacht haben, wie darzustellen, was jeder schon einmal gesehen hat. Die Motorsäge baue die Brücke zwischen dem Physischen – einfachem Holz – und der Kunst. Seine Skulpturen seien der Realität entrückt, modern, sagt er. Mit der Gräulichkeit älterer Generationen, mit Krieg etwa, hätten sie nichts zu tun. Dass er sich nur mit schönen Themen beschäftigt, lässt sich dennoch nicht sagen. Eines seiner Werke stellt eine Selbstmordattentäterin dar und ist derzeit auf Ausstellungstour.

In Schenefeld stellt Nau unter anderem die Skulptur einer Frau in einem blauen Kleid aus. Die Skulptur erwache durch die Kombination aus Form und Bemalung zum Leben und lade ein, sich in der Betrachtung zu verlieren. Er legt Wert darauf, seinen Skulpturen bei der Bemalung etwas Rustikales zu erhalten. Der Künstler bemalt sie nie ganz – das Holz soll immer sichtbar bleiben, genau wie bunte Farbakzente, die manchmal durch die viel benutzte Farbpalette entstehen.

Der Holzbildhauer ist Diplom-Sportwissenschaftler. Er studierte einige Semester Medizin, weil er sich für Anatomie interessierte – später, als er zur Kunst kam, machte er sich das zu Nutzen. „Ich bin der lebenden Anatomie verfallen“, sagt Peer Oliver Nau. Er besuchte die Universität für angewandte Kunst Zwickau und machte einen Master mit künstlerischem Schwerpunkt an der Bauhausuniversität Weimar. Er ist ein Mann der Superlative: Er spielte Volleyball in der Regionalliga und war Bundesliga-Co-Trainer. Auf die Kunst hat er da aber auch schon geschielt.

Vor drei Jahren hat Nau die größte Holzskulptur Norddeutschlands geschaffen. Dafür bearbeitete er einen abgestorbenen, acht Meter hohen Baum in einem Park in Hamburg-Rahlstedt. Aber auch kleinste Teile schafft er mit seiner Motorsäge. „Bei manchen Stücken glauben viele Menschen nicht, dass sie mit der Motorsäge gemacht wurden.“ Zum Beispiel Fliegen, die unter einem Kronleuchter kreisen.

Geboren wurde Peer Oliver Nau in Halle an der Saale. Heute wohnt er in Ellerbek – in seinem Atelier. Häufig pendelt er aber auch nach Lübeck. Seine Freundin wohnt dort, und er hat dort einen Showroom, in welchem er einige Werke ausstellt. Nau ist viel gefragt: Auf 15 Veranstaltungen sind dieses Jahr Skulpturen von ihm zu sehen. Für die internationale Kunstausstellung NordArt, die von Juni bis Oktober in Büdelsdorf bei Rendsburg zu sehen sein wird, arbeitet er derzeit an dem Werk Schwanentornado. 30 Schwäne sollen dort in Tornado-Form installiert zu sehen sein. Er sei immer auf der Suche nach großen Räumen, in denen er Installationen solcher Art ausstellen kann.

Nach Absprache können Interessierte Peer Oliver Nau in seinem Atelier besuchen. Noch – denn Nau sucht nach einem Bauernhof, den er kaufen und als Werkstatt nutzen kann. Suchen scheint eine von Naus Passionen zu sein.

Zu finden ist seine Ausstellung beim Kunstkreis Schenefeld unter dem Titel „Geppettos Werkstatt – Karikaturen in Holz“ von Sonntag, 29. März, an bis zum 12. April, im Rathaus in Schenefeld. Geöffnet ist Montag bis Sonnabend 15 bis 17 Uhr, Donnerstag auch 10 bis 12 Uhr, Sonntag 11 bis 13 Uhr. Vernissage ist am Sonntag von 11 Uhr an im Rathaus. Auch in der Galerie des Kunstkreises im Stadtzentrum Schenefeld werden Werke von Nau zu sehen sein.