Moorreger überlebt dank Spende. Rellinger gibt Stammzellen und rettet Leben. Beide rufen auf, sich für den leukämiekranken Pinneberger registrieren zu lassen

Pinneberg. Der 26 Jahre alte Simon aus Pinneberg leidet unter Leukämie und benötigt dringend einen Stammzellspender. Einer, der Simons Situation nachvollziehen kann, ist Kevin Krüger aus Moorrege. Der 24-Jährige überlebte vor vier Jahren nur dank einer solchen Spende. 2700 Menschen kamen damals zu einer Typisierungsaktion in der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in Pinneberg.

18 von ihnen haben bis heute tatsächlich gespendet. Einer von ihnen ist Rainer Pillgramm aus Rellingen. Seine Stammzellen retteten einer Frau aus Süddeutschland das Leben. Pillgramm und Kevin Krüger haben sich jetzt über die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) an die Öffentlichkeit gewandt, um möglichst viele Menschen zu motivieren, am Sonnabend zu einer Typisierungsaktion in das Elmshorner Kreishaus zu kommen (siehe Kasten).

Bis auf die Narben vom Venenkatheter am Hals erinnert Kevin Krüger vier Jahre nach der Transplantation nichts mehr an die tückische Krankheit. „Rückblickend habe ich die Diagnose sehr gelassen hingenommen, da ich mich mit Leukämie vorher nie beschäftigt habe. Einen Tag, bevor ich ins Krankenhaus kam, habe ich noch gearbeitet. Dass ich nun plötzlich an einer schweren Krankheit leide, konnte und wollte ich nicht wahrhaben. Ich habe häufig von Tag zu Tag gedacht“, sagt der 24-Jährige. Wie auch bei Simon seien es vor allem seine Familie und Freunde gewesen, die ihm in dieser schwierigen Zeit Kraft gaben. „Als ich einige Chemos hinter mir hatte und keine die gewünschte Wirkung zeigte, stand fest, dass ich eine Stammzelltransplantation brauchte“, erinnert sich Kevin. Sein Arzt habe die Überlebenswahrscheinlichkeit auf 50 Prozent geschätzt. „Er drückte sich aber so aus, als wäre dies eine sehr positive Nachricht.“

Am Tag der Transplantation sei er sehr aufgeregt gewesen. Der Eingriff an sich sei unspektakulär abgelaufen. „Die Stammzellen laufen wie eine Bluttransfusion über eine Kanüle in das Blut, suchen sich ihren Weg ins Knochenmark, um dort anzuwachsen und neues, gesundes Blut zu bilden“, erläutert der 24-Jährige. Seine Spenderin komme aus der Nähe von Florida und er freue sich, sie bald besuchen zu können. „Wir schreiben uns im Moment sehr häufig.“

Zum Spender wurde auch Rainer Pillgramm aus Rellingen. Der 50-Jährige war 2011 von seiner damaligen Lebensgefährtin überredet worden, gemeinsam mit ihr zur Typisierungsaktion für Kevin zu gehen. „Als ich die Warteschlange sah und keinen Parkplatz in der Nähe, wollte ich schon abdrehen, und dann war wenige Meter weiter ein freier Platz.“ Zwei Monate später erhielt der Rellinger einen Brief der DKMS, dass er als Spender in Frage kam. Nachdem dieses bestätigt worden war, entschloss sich der Rellinger zur Spende. Sie läuft ähnlich ab wie eine Blutplasmaspende.

Für Pillgramm ist klar: „Ich würde es wieder tun.“ Zwei Jahre später, als die vorgeschriebene Anonymitätssperre abgelaufen war, lernte er mit Gabi Christl die Frau kennen, deren Leben gerettet werden konnte. „Ohne ihn wäre ich jetzt tot“, sagt die 52-Jährige aus Süddeutschland. Die zweifache Mutter hatte 2009 die schreckliche Diagnose erhalten. Mit ihrem Lebensretter hält sie Kontakt. Zu Simon, der aktuell einen Spender sucht, sagt sie: „Ich wünsche ihm alles Gute und dass schnell ein Spender gefunden wird. Er darf nicht den Mut verlieren und soll kämpfen. Auch wenn man denkt, es geht nicht mehr. Es geht immer weiter.“

Bei der Aktion am Sonnabend hoffen die Initiatoren auf mindestens 1000 Spender. Das würde für die Typisierung Kosten von 50.000 Euro bedeuten. Um sie zu decken, wurde ein Spendenkonto eingerichtet (siehe Kasten). Eine Zuwendung von 5000 Euro kam bereits von „Appen musiziert“. „Wir zahlen diese Summe, damit Simon gerettet wird und leben darf“, sagt Initiator Rolf Heidenberger. Er sei sich absolut sicher, dass für Simon ein Spender gefunden werde. „Appen musiziert“ habe in seiner Geschichte bisher die Kosten für 1000 Typisierungen übernommen.