Landtag senkt Altersgrenze für Wählbarkeit auf 18 Jahre. Nach oben gibt es keine Grenze mehr. Das sagen die Verwaltungschefs im Kreis Pinneberg dazu

Kreis Pinneberg. Der Landtag hat einstimmig beschlossen, dass hauptamtliche Bürgermeister nicht mehr mit 68 Jahren zu alt für eine weitere Amtszeit sind. Zudem haben die Landespolitiker das Zugangsalter für die zurzeit 68 Bürgermeisterämter im Land von 27 auf 18 Jahre gesenkt. Damit soll der Kreis der Kandidaten vergrößert werden, argumentierte FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki, der den Antrag dazu gestellt hatte. So würde verhindert, „dass wir engagierte, gut geeignete Kandidaten im Vorwege aufgrund ihres Alters von einer Kandidatur für ein solches Amt ausschließen. Das Alter ist keine Qualifikation und darf kein Ausschlusskriterium für öffentliche Wahlämter sein.“ Der erste Bundeskanzler Konrad Adenauer, der mit 73 erstmals gewählt wurde und mit 87 Jahren ausschied, hätte nicht Bürgermeister in Kiel werden können.

Im Kreis Pinneberg traf diese Altersgrenze Uetersens Bürgermeister Karl Gustav Tewes. Er schied 2003 mit 65 Jahren aus und konnte so seine zweite Amtszeit nur zur Hälfte ausfüllen. Mit einer Ausnahmegenehmigung hätte er noch drei Jahre weitermachen können, erinnert sich der heute 77-Jährige. „Ich habe darüber nachgedacht, aber mich dagegen entschieden“, sagt er. „Aber grundsätzlich begrüße ich es, dass diese Altersgrenze jetzt abgeschafft wurde.“ Die Menschen seien heute auch im hohen Alter in der Lage, Verantwortung zu tragen. Das täte er auch als Vorstand der Wohnungsbaugenossenschaft Pinnau eG, der 631 Wohnungen in Uetersen gehören. „Ich fühle mich dazu noch nicht zu alt.“

Am ehesten infrage käme die neue Regelung für Torneschs Bürgermeister Roland Krügel, 62. „Das ist aber hoffentlich kein Zwang“, sagt er. „Das ist ja kein Job, den man noch bis 100 machen kann.“ Auch wenn Notare bis ins achte Lebensjahrzehnt arbeiteten. Ob er selber dies zum Anlass nehmen wird, 2018 nach dann 33 Jahren Amtszeit noch mal anzutreten, könne er noch nicht sagen. „Ich weiß ja nicht, was ich dann selber will, was die Gesundheit macht, was meine Frau davon hält und ob die Leute sagen, der Opa soll es noch mal machen. Das entscheide ich später.“

Andrea Hansen, 57, Bürgermeisterin von Uetersen, findet es nicht gut, dass die Altersgrenze von Wahlbeamten von dem Renteneintrittsalter der Bürger abgekoppelt wird. Das sollte auch für Bürgermeister gelten. Ähnlich sieht es ihr Elmshorner Amtskollege Volker Hatje, 53. „Es muss in diesem Amt frischen Wind geben. Es ist gut für eine Kommune, wenn es einen Wechsel gibt und jüngere Leute drankommen.“ Er werde nach einer möglichen zweiten Amtsperiode mit 64 Jahren aufhören, sagt Hatje. Auch Niels Schmidt, 54, aus Wedel findet: „Irgendwann sollte man für jüngere Platz machen.“

Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg, 56, sagt: „Alter allein ist keine Qualifikation. Das ist immer eine Frage der persönlichen Reife. Aber die Bürger haben schon ein Gespür dafür, wen sie in dieses Amt wählen.“ Barmstedts Bürgermeisterin Heike Döpke, 54, hält die Öffnung der Altersgrenze für ein Stück Freiheit, die älteren Menschen gegeben werde. Ob man sich das Amt in jedem Alter zumuten sollte, sei eine andere Frage. „Ich kann mir nicht vorstellen, mit 70 Jahren noch hauptamtliche Bürgermeisterin zu sein.“

SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies hält die Senkung des zugangsalters auf 18 Jahre für angemessen. „Dann ist man volljährig.“ Junge Unteroffiziere würden in der Bundeswehr unter Beweis stellen, dass man auch in jungen Jahren verantwortungsvolle Führungsaufgaben ausfüllen könne. Die Verwaltungschefs sehen dies allerdings kritisch. „Die Wählbarkeit mit 18 Jahren halte ich für viel zu früh“, sagt Christiane Küchenhof, Bürgermeisterin von Schenefeld. „Eine gewisse Berufs- und Lebenserfahrung sollte ein Bürgermeister schon mitbringen.“ Ob die ein 18-Jähriger schon habe, würde sie bezweifeln.

Das sieht Rellingens Bürgermeisterin Anja Radtke, 50, ebenso. „Das ist eine Aufgabe, die ein erhebliches Maß an beruflicher und persönlicher Erfahrung erfordert, die ein 18-Jähriger noch nicht hat.“ So müssen die Verwaltung geleitet, Kontrollfunktionen ausgeführt und der Kontakt zu den Bürgern gepflegt werden.

Amtskollege Hatje würde auch die Eignung und Befähigung für das Bürgermeisteramt vorschreiben, die bereits abgeschafft wurde: „Es kann nicht jeder Bürgermeister werden.“ Das Rathaus in Elmshorn sei immerhin ein Unternehmen mit 400 Mitarbeitern. Dafür bedürfe es einer Qualifikation und Verwaltungserfahrung. „Ich traue mir ja wiederum nicht zu, ein Modeunternehmen zu leiten. Davon habe ich keine Ahnung.“