Zwei Investoren wollen Grundstück kaufen und Hotel bauen. Doch beim Hafenbetrieb gibt es Fragezeichen

Wedel. Von den neuen Wohnblöcken am Strandweg aus haben die Bewohner einen herrlichen Blick. Axel Oberste Berghaus und seine Frau zogen des Hafens wegen von Hamburg nach Wedel. 55 Jahre lang war der Apotheken-Betreiber regelmäßig auf dem Wasser unterwegs, bis er aus Altersgründen kürzertrat. Die Vorstellung, von seinem neuen Zuhause aus den Hafen beobachten zu können, das Geräusch der im Wind schlagenden Takelage hören zu können – das faszinierte ihn.

Seit knapp einem Jahr beobachtet er von der Wohnung im zweiten Stock Wedels größte Baustelle am Wasser. Mit zunehmendem Frust. Eine ständig überflutete Baustelle, Handwerker, die sich von Pause zu Pause hangeln würden, keine tragfähigen Konzepte für den Hafenbetrieb, der Geruch von Isis Fischbude und der Blick auf die provisorischen Containertoiletten, die man ihm direkt vor die Nase gesetzt hat – dem Neuwedeler stinkt’s. „Da wo jetzt die WCs stehen, stand einmal eine wunderschöne Eiche. Die haben sie gefällt. Dafür können wir jetzt direkt in die Pinkelbecken schauen“, berichtet Oberste Berghaus.

Als sich das Paar für die Eigentumswohnung entschied, wusste es, dass es mit einer Baustelle vor seiner Haustür leben müsste. Die Aussicht auf das, was kommen würde, entschädigte für die Unannehmlichkeiten. Doch seitdem hat sich einiges verändert. Der aufwendige Umbau des Hafens, der mithilfe von Zuschüssen des Landes, Bundes und der EU finanziert wird, kostet mehr als erwartet. Die kurz vor Baubeginn 2012 auf 14 Millionen Euro geschätzten Kosten stiegen dank kontaminiertem Boden und Bauschutt auf derzeit 19,8Millionen Euro. Die Pläne von gläsernen Ladenzeilen in Anlehnung an die St. Pauli Landungsbrücken und großer Ostpromenade wurden abgespeckt.

Zumindest gibt es Hoffnung, was das Hafenkopfgebäude angeht. Für das durch die Hafenverkürzung entstehende neue Grundstück sucht die Stadt einen Käufer und Investoren für das geplante Gebäude. Die Frist für Bewerber lief am Donnerstagabend aus. „Bei uns sind zwei Bewerbungen eingegangen“, sagte Wedels Baumamtschef Klaus Lieberknecht am Freitag. Die Interessenten seien vielversprechend.

Für das 5500 Quadratmeter große Grundstück am Strandbaddamm rechnet die Stadt mit einem Verkaufserlös zwischen 2,6 und drei Millionen Euro. Das Geld fließt aber nicht in den Wedeler Haushalt, sondern war von Anfang an als Einnahme in den Projektkosten für den Hafen eingeplant. Für den Preis kann der Investor ein Gebäude mit bis zu sieben Stockwerken errichten. Von der Stadt gewünscht ist ein Hotel sowie eine Gastronomie, um den Hafen zu beleben. Eine Wohnnutzung ist bislang aufgrund der Förderrichtlinien und aus Angst, die 7,5 Millionen Euro Zuschuss zu verlieren, ausgeschlossen.

Die beiden Bewerber wollen jeweils ein Hotel errichten. Optional hatte die Stadt den Investoren angeboten, auch den Hafenbetrieb samt Schlängelanlage und Ausbaggern zu übernehmen. Allerdings möchte nur einer der beiden Bewerber überhaupt prüfen lassen, ob sich das wirtschaftlich rechnet. Die Stadtverwaltung gibt noch nicht auf und verlängert die Frist für weitere Bewerber um eine Woche. „Wir haben die Hoffnung, dass sich noch mehr finden“, erklärt Lieberknecht den Schritt. Grund für die Annahme seien zuvor geführte Gespräche mit weiteren Interessenten. Die Bewerber sind aufgefordert, Konzepte zu erstellen und den Politikern vorzustellen. Das könnte nach der Sommerpause der Fall sein.

Axel Oberste Berghaus bangt derweil zunehmend um seinen Hafentraum samt Segelschiffen. Denn sein neuer Blick über die Baustelle offenbart ihm Dinge, die er vor dem Wohnungskauf so nicht wusste. „Elfmal ist der Hafen allein im Februar trockengelaufen“, berichtet der Wedeler. Er hat Buch geführt, nachdem ihm auffiel, wie oft die Möwen entspannt im Becken stehen können, genau dort, wo doch die Schiffe einmal Wasser unterm Kiel haben sollten. „Dann liegen die Schiffe auf. Das macht doch kein Segler mit. Vor allem, wenn das im benachbarten Yachthafen nicht der Fall ist.“ Der 70-Jährige macht sich so seine Gedanken. Die scheinen nicht ganz unberechtigt zu sein. Zwar wird der Hafen am Ende der Baumaßnahme, die für Ende September dieses Jahres angesetzt ist, noch einmal auf Tiefe gebracht. Allerdings räumt Lieberknecht auf Nachfrage ein, dass dies nicht verhindere, dass künftig Teile des Hafenbeckens trockenlaufen könnten. Vor allem in dem Bereich, wo die Tiefe dann 2,50 Meter beträgt, was bei etwa zwei Drittel des Hafenbeckens der Fall sein wird.

„Der Hafen hat nur eine Chance“, meint Anwohner Oberste Berghaus, der nicht meckern, sondern helfen möchte. Man müsse einen Museumshafen wie in Altona daraus machen. „Das wäre eine Attraktion“, ist er sich sicher. Die Schiffe, die ihm vorschweben, könnten auch problemlos auf dem Trockenen liegen. Gleichzeitig könnten die Betreiber von Wedel aus wunderbar Auflüge anbieten. Oberste Berghaus wäre bereit, an der Gründung eines Vereins mitzuwirken, der solche Schiffe nach Wedel holt.

Tatsächlich ist laut Lieberknecht bereits ein Platz für Traditionsschiffe im Hafen an der Ostpromenade vorgesehen. „Wir hätten gern ein oder zwei Traditionsschiffe, die dauerhaft von Wedel aus Touren anbieten“, so Lieberknecht. Die Stadtverwaltung sei bereits in Gesprächen mit dem Verein aus Altona-Oevelgönne. Weitere Interessenten könnten sich gern in der Stadtverwaltung melden.