Zu klein für die Zukunft: Wedeler Kindertagesstätte kann sich wirtschaftlich gegen große Einrichtungen nicht behaupten

Wedel. In der Kita Zwergenland hat eine neue Praktikantin angefangen. Soweit nichts Ungewöhnliches. Viele Schüler haben in dem Wedeler Kindergarten von Anneke van Loo ihr Praktikum absolviert. Doch in diesem Fall wird es die letzte Praktikantin im Zwergenland sein.

Der Kindergarten Am Redder schließt zum 31. März. Für van Loo war es ein schwerer Schritt. Sie beendet damit, was ihre Großmutter vor mehr als 50 Jahren in Wedel begann. Über drei Generationen haben die Frauen der Familie Kinder betreut. Van Loo stellte früh fest, dass sie Erzieherin werden will und das Zwergenland von ihrer Mutter übernehmen möchte.

„Wir haben jahrelang gekämpft. Doch irgendwann kommt der Punkt, da kann man nicht mehr“, erklärt die 36-Jährige ihren Entschluss. „Die Kita hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich nicht getragen.“ Das Problem: Ihr Zwergenland ist zu klein. Nur eine Gruppe, also höchstens bis zu 20 Kinder, kann die 80 Quadratmeter große Kita in dem Einfamilienhaus beherbergen. Drei Fachkräfte müssten laut van Loo vor Ort sein. Genauso viele werden aber auch bei zwei Gruppen verlangt. Für eine weitere Gruppe war aber kein Platz. Damit hätte van Loo finanziell ganz anders dagestanden. Geld bekommt sie nämlich pro Kind. Bleibt ein Platz frei, dann fehlen die Einnahmen. Die Kosten fürs Personal, Heizung und Strom laufen dagegen weiter.

Einen Defizitausgleich, auf den van Loo mit der kleinen Einrichtung angewiesen wäre, ist vom Gesetz nicht vorgesehen. Angesichts steigender Kosten für die Kinderbetreuung und leerer Kassen springen Kreis und Stadt freiwillig nicht in die Bresche. Wenn Plätze in der Vergangenheit frei blieben, Eltern ihr Kind zum Beispiel wegen Umzug aus der Kita nahmen, glich van Loo die Verluste privat aus. „Ich habe noch nie eine Überstunde bezahlt bekommen und es gab Jahre, in denen habe ich keinen Urlaub gemacht, sondern die Kita renoviert“, sagt sie. Trotzdem liebt die Wedelerin ihren Job und die kleine Einrichtung, die ihre Familie aufgebaut hat. Sie wollte nicht aufgeben. Doch dann kam der Wasserschaden. Die Kosten von bis 9000 Euro und drei Eltern, die die Kinder aus der Einrichtung nahmen, gaben den Ausschlag. Van Loo zog die Notbremse.

Damit schließt die kleinste Kita-Einrichtung und die einzige ihrer Art in Wedel die Türen. Van Loo glaubt, dass weitere folgen. „Das Problem sehe ich in der Politik. Wenn sich die Bezuschussung nicht ändert, haben kleine Kitas keine Chance“, sagt sie. Es sei wichtig, dass die Einrichtungen im Notfall einen Defizitausgleich erhalten, vor allem, wenn sie keinen großen Träger hinter sich hätten. Aus ihrer Sicht wären kleine Einrichtungen aber genauso wichtig wie die großen. „Jedes Kind ist anders, so wie jede Einrichtung anders ist.“ Gerade unauffällige Kinder, die viel Aufmerksamkeit brauchen und eher unsicher sind, seien in kleinen Einrichtungen besser aufgehoben. Im Zwergenland waren viele Kinder, die woanders vorher nicht zurecht gekommen wären, berichtet van Loo.

Wie viele Kitas mit nur einer Elementargruppe es überhaupt noch im Kreis Pinneberg gibt, konnte die Kreisverwaltung am Donnerstag nicht sagen. Klar ist, dass alle neu errichteten Kitas im Kreis sehr viel größer waren. So nahm in Pinneberg am 1. Januar mit der „Kita Parkstadt“ eine Einrichtung für 100 Kinder den Betrieb auf. In Rellingen errichtete auch die Wabe eine Kita ebenfalls für 100 Kinder. In Schenefelds „Biene Sonnenstrahl“ ist Platz für 60 Kinder.

Zumindest für die 13 Kinder aus dem Zwergenland gibt es eine Lösung. Das DRK richtet eine Notgruppe ein, die Mitarbeiter werden übernommen. Van Loo selbst hat noch keine Zukunftspläne. „Ich brauche etwas Zeit“, sagt sie. „Seit 30 Jahren gab es für mich nichts als diesen Kindergarten.“