26-jähriger Pinneberger erhält vor zwei Wochen Diagnose Leukämie. Typisierungsaktion am 28. März in Elmshorn

Pinneberg. Vor einem Jahr lernten sich Sarah und Simon im Halo-Musikclub auf St. Pauli kennen. „Ich wusste vom ersten Moment an, dass er der Richtige ist“, sagt die 28-Jährige. Wie zwei Puzzleteile würden sie ineinanderpassen, sich perfekt ergänzen. Vor kurzem sind sie zusammengezogen. Seitdem leben die Immobilienkauffrau und der 26 Jahre alte Fahrzeuglackierer in Pinneberg glücklich zusammen. Sie tanzen gern, gehen auf Festivals, teilen die Leidenschaft für Musik. Sie kommt mit zu den Fußballspielen seines heiß geliebten HSV. Es könnte so schön sein. Doch am Montag vor zwei Wochen erhalten die beiden eine Nachricht, die ihre Welt erschüttert. Simon leidet an einer akuten Leukämie. Er kommt sofort ins Krankenhaus.

„Es war ein Schock“, sagt Sarah. Simon war mit grippeähnlichen Symptomen zum Arzt gegangen. Er hatte sich die Tage zuvor nicht wohlgefühlt, sei schlapp und erschöpft gewesen, erinnert sich die 28-Jährige. Für den lebensfrohen, nie kranken Simon sei das schon sehr ungewöhnlich gewesen. Seine Ärztin nimmt ihm Blut ab. Reine Routine. Und schreibt ihn krank. Noch am selben Tag steht sie persönlich vor seiner Haustür. Die Ergebnisse des Bluttestes sind da. Eine Stunde später ist er im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Am Dienstag bestätigt sich der Verdacht. Er hat Blutkrebs.

Seinen Lebensmut hat der 26-Jährige deshalb nicht verloren, wie seine Freundin berichtet. Simon kämpft mit voller Kraft gegen die tückische Krankheit an. Er hofft darauf, dass sich ein geeigneter Stammzellenspender findet. Um dieses Ziel zu erreichen, organisieren Freunde und die Familie von Simon in Zusammenarbeit mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion.

Im Elmshorner Kreishaus können sich Freiwillige am Sonnabend, 28. März, registrieren lassen. Seine Freundin Sarah wird genauso wie Simons Eltern und seine beiden jüngeren Schwestern unter den Helfern sein. Zusammen wollen sie möglichst viele Menschen erreichen. Denn Simon kann nur überleben, wenn es irgendwo auf der Welt einen Menschen mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen im Blut gibt und dieser zur Stammzellspende bereit ist.

Seine Familie hat sich bereits untersuchen lassen. Ihre Gewebemerkmale passen leider nicht zu hundert Prozent als Stammzellenspender. „Es kommt nur sehr selten vor, dass zwei Menschen nahezu identische Gewebemerkmale haben“, erläutert Annika Schirmacher von der DKMS. Im günstigsten Fall würde die Wahrscheinlichkeit bei 1:20.000 liegen, bei seltenen Gewebemerkmalen sei kein genetischer Zwilling unter mehreren Millionen Menschen zu finden. Schirmacher sagt dazu: „Die Suche ist auch deshalb so schwer, weil noch immer viel zu wenig Menschen als potenzielle Stammzellspender zur Verfügung stehen. Wer sich nicht in eine Spenderdatei aufnehmen lässt, kann nicht gefunden werden.“

Bislang war die Suche nach einem passenden Stammzellspender für Simon erfolglos. Um das zu ändern, organisieren Freunde, Familie und die DKMS die Typisierungsaktion im Gebäude der Kreisverwaltung an der Kurt-Wagener-Straße 11 in Elmshorn. Dort können Personen, die Simon aber auch anderen Leukämie-Erkrankten helfen möchten, am 28. März zwischen 11 und 16 Uhr die Gewebemerkmale ihres Blutes bestimmen lassen. „Jeder, der sich als potenzieller Stammzellenspender in die DKMS aufnehmen lässt, ist eine weitere Chance für Patienten weltweit und kann vielleicht schon morgen zum Lebensspender werden“, wirbt Schirmacher für die Aktion. Simons Freunde und Angehörige haben eine Internet- sowie eine Facebook-Seite unter helft-simon.de entworfen und werben dort für die Registrierung.

Die letzte große Typisierungsaktion im Kreis Pinneberg war für den erkrankten Adriano aus Barmstedt. 1800 Menschen ließen sich 2013 für den damals Sechsjährigen Blut abnehmen. 2011 verhalf die Aktion in Pinneberg Kevin Krüger aus Moorrege, einen passenden Stammzellenspender zu finden. Ein Jahr später wurde für Toni aus Haseldorf ein Spender gesucht.

Simon ist noch im Krankenhaus. Er hat seine erste Chemotherapie hinter sich. Über das soziale Netzwerk Facebook teilt er mit: „Auch wenn meine Welt gerade auf dem Kopf steht, werde ich nie den Boden unter den Füßen und meine Ziele nie aus den Augen verlieren! Familie, Freunde und alle, die mich da draußen unterstützen, mit eurer Hilfe habe ich den Blick immer nach vorne gerichtet, damit sich alles weiter dreht!“