Rentnerin bietet ihre Unterstützung für Flüchtlinge in Quickborn an, findet bei Institutionen aber kein Gehör

Quickborn. Bein Einkaufen helfen, Schwimmen gehen, Autofahrten übernehmen und Flüchtlingsfamilien unterstützend beistehen oder übersetzen: All das hätte Renate Zimmermann gemacht. Die resolute Rentnerin aus Quickborn bot mehrfach dem Diakonischen Werk ihre Hilfe an. Ohne Erfolg. Sie sei ignoriert, hingehalten und schließlich vor den Kopf gestoßen worden, berichtet die rüstige Dame. Jetzt hat sie genug, will nicht mehr ihr freiwilliges Engagement anpreisen.

„Meine Geduld ist zu Ende. Offensichtlich wird meine Hilfe nicht gebraucht“, sagt Zimmermann. „Das ist sehr bedauerlich, vor allem für die Menschen, die Hilfe brauchen könnten.“ Während eines Treffens in der St. Marienkirche, als Quickborner Bürger dazu aufgerufen wurden, sich in der Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich zu engagieren und 18 Menschen sich spontan dazu bereit erklärten, warnte Zimmermann diese vor allzu großen Erwartungen. „Schnell geht hier schon einmal gar nichts.“

Die Quickbornerin hat eine bewegte Kindheit hinter sich. Sie flüchtete aus der DDR in den Westen, lebte später ein Jahr in England und arbeitete im Management einer großen Versicherung. Über ihre Erfahrungen mit dem Diakonischen Werk in Quickborn hat sie akribisch Buch geführt. Demnach meldete sie sich Anfang Oktober 2014 nach Rücksprache mit Sozialamtsleiter Volker Dentzin bei Svetlana Fregin, die montags und dienstags im Quickborner Rathaus Migranten berät. Sie erklärte, dass sie dolmetschen könne und auch für soziale Betreuungsaufgaben zur Verfügung stünde. Wochenlang hörte sie nichts mehr. Dann meldete sich die Diakonie-Mitarbeiterin mit dem Vorschlag, die sprachlich bewanderte Rentnerin könnte beim Übersetzen für eine iranische Familie behilflich sein.

Zimmermann sagte sofort zu, erhielt aber nicht die Telefonnummer der Familie. Migrationsberaterin Fregin wollte zunächst Rücksprache mit der Familie halten. Anfang Januar, zweieinhalb Monate später, meldete sie sich wieder bei der Rentnerin, die Sache habe sich erledigt, die Familie sei nach Hamburg umgezogen. „Ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass ich nicht den Eindruck hätte, dass überhaupt Hilfe nötig sei, da diese ja nicht angenommen würde beziehungsweise, dass man sich nur schleppend kümmerte“, berichtet Zimmermann. „Das ist einfach skandalös.“

Svetlana Fregin sagt dazu: „Es tut mir leid, dass das so gelaufen ist. Ich habe einfach zu viel zu tun.“ Aber Renate Zimmermann hätte sich doch auch bei ihr melden können. Mit anderen ehrenamtlichen Helfern laufe es gut. Das bestätigt Christian Rohde, der für die Diakonie das Haus Roseneck leitet, das die Quickborner Tafel organisiert, mit Langzeitarbeitslosen Fahrräder für Flüchtlinge aufbereitet, mit sechs ehrenamtlichen Helfern Sprachförderung betreibt und mit sieben Kräften Übersetzungen in Arabisch, Mazedonisch, Russisch und Englisch macht. Er sagt: „Natürlich brauchen wir weitere Unterstützung für unsere Arbeit.“

2013 übernahm die Diakonie das Christophorus-Projekt von den Rotariern. Dabei geht es um Patenschaften für bedürftige Kinder, die der Schulsozialarbeit aufgefallen sind. Auch dort sprach Renate Zimmermann vor, um zu helfen. Sie besuchte ein Mentorentreffen und sollte sich bei Susanne Golditz melden, die dies koordiniert. Doch auch sie rief nicht zurück. Daraufhin zog Zimmermann enttäuscht ihr Hilfsangebot per E-Mail zurück. Golditz sagt, dass es nicht so einfach sei, passende Kinder für die Mentoren zu finden. 17 Mentoren kümmerten sich um Schützlinge von fünf bis 17 Jahren. Weitere Kinder gebe es zurzeit nicht, die sich in schwierigen familiären Verhältnissen befänden. „Da müssen unsere Mentoren ein wenig mehr Geduld aufbringen, als es Frau Zimmermann offenbar hat. Ich kann keine Kinder aus dem Hut zaubern.“

Immerhin in einem Fall konnte Zimmermann erfolgreich ihr Organisationstalent beweisen. Als sie erfuhr, dass eine russische Flüchtlingsfamilie dringend eine Mikrowelle brauchte, setzte sich die internetaffine Frau an den Rechner, kaufte über ebay für wenig Geld ein Gerät von einem Anbieter in Quickborn. „Als ordentlich erzogenes Mädchen habe ich es erst einmal schön sauber gemacht und der Familie vier Stunden später vorbeigebracht“, sagt sie. „Die waren total überrascht und begeistert.“

Die Stadt Quickborn will jetzt eine zentrale Stelle schaffen, die das soziale Hilfsangebot für die 110 in Quickborn lebenden Flüchtlinge koordinieren soll. Auf der Sitzung des Sozialausschusses am Dienstag, 31. März, erhofft sich Christian Rode vom Diakonischen Werk dafür grünes Licht und die entsprechende Finanzierung, um die halbe Personalstelle im Rathaus oder im Haus Roseneck einzurichten. Diese übergreifende Aufgabe ist offenbar dringend nötig, wie das Beispiel von Renate Zimmermann zeigt. Ob das Diakonische Werk die richtige Anlaufstelle ist, stellt sie nach ihren Erfahrungen in Frage.