Aktion vor Hamburger Rathaus. Bürgermeister rechnet nicht mit Entscheidung in diesem Jahr

Wedel. Etwa 23 Kilometer trennen das Hamburger Rathaus vom Kraftwerk in Wedel. Und obwohl die Anlage auf schleswig-holsteinischen Boden steht, wird im Zuge der Koalitionsverhandlungen zwischen SPD und Grünen über die Zukunft des Kraftwerksareals sowie den angrenzenden Grundstücken gleich mit entschieden.

Kein Wunder also, dass sich auch Wedeler Anwohner an einer Aktion vor dem Hamburger Rathaus beteiligten. Mitglieder der Bürgerinitiative „Stopp! Kein Mega-Kraftwerk Wedel“, des BUND sowie weiterer Umweltverbände forderten mit einer Banneraktion, das Steinkohlekraftwerk in Wedel abzuschalten und auf erneuerbare Energien bei der Wärmeversorgung zu setzen.

Zumindest die Sorge, dass das Steinkohlekraftwerk ertüchtigt wird und weitere zehn Jahre läuft, hat sich zerschlagen. Sowohl SPD als auch die Grünen betonten, dass es mit ihnen kein neues Kohlekraftwerk geben werde. Ein weiteres Zwischenergebnis der Koalitionsverhandlungen ist, dass Hamburg das Fernwärmenetz samt Kraftwerksareal in Wedel vom derzeitigen Betreiber Vattenfall 2019 übernehmen wird. Ob dann ein wie von der SPD gewünschtes neues Gaskraftwerk kommt oder sich die Grünen mit ihrer Forderung nach dezentralen Blockheizkraftwerken durchsetzen, bleibt weiter unklar. Eine Entscheidung wurde erneut für dieses Jahr zugesagt.

Daran glaubt Wedels Bürgermeister Niels Schmidt allerdings nicht: „Ich rechne mit der abschließenden Entscheidung nicht mehr in diesem Jahr.“ Er verfolgt die Entscheidungen in Hamburg genau. Denn sie haben auch großen Einfluss auf Wedels wichtigstes Gewerbeprojekt: den Businesspark, den Wedel neben dem Steinkohlekraftwerk plant. Unter anderem das Ammoniaklager wirkt sich auf die Fährlinienpläne und einen möglichen Anleger im Businesspark aus. Deshalb hat sich die SPD mehr Zeit für die Entscheidung über die B-Planung ausgeboten, wollte die Koalitionsverhandlungen abwarten. „Das halte ich für falsch. Wir sollten unseren B-Plan jetzt zügig voranbringen und uns nicht von anderen abhängig machen“, so Schmidt.