Schenefelds Rathauschefin Christiane Küchenhof kandidiert auf SPD-Landesparteitag für Vorstandsposten

Ralf Stegner und Christiane Küchenhof kennen sich lange. So lange, dass sich die Schenefelder Bürgermeisterin nicht mehr an das erste Treffen erinnern kann. „Danach hat er mich letztens auch gefragt“, sagt Küchenhof. Sie weiß nur: Es muss im Kreis Pinneberg gewesen sein, zu Zeiten als Stegner mit seiner Familie in Rellingen lebte, zu Zeiten, als beide keine höheren Ämter bekleideten. Der heutige SPD-Landesvorsitzende lebt seit mehr als 15 Jahren in Bordesholm, zuvor wohnte er in Kiel. Obwohl sich die beiden Sozialdemokraten also bereits seit einer gefühlten Ewigkeit kennen, werden sie sich wohl in den kommenden Monaten und Jahren noch viel näher kennenlernen.

Denn die Schenefelder Verwaltungschefin stellt sich an diesem Wochenende zur Wahl als stellvertretende Landesvorsitzende der SPD in Schleswig-Holstein. In den kommenden zwei Jahren wollen Stegner und Küchenhof eng zusammenarbeiten. Der Posten an Stegners Seite ist nach dem Ausscheiden des ehemaligen Innenministers Andreas Breitner frei. Küchenhof wurde gefragt, ob sie sich den ehrenamtlichen Zusatzjob vorstellen könnte. Sie konnte. „Es passt einfach“, sagt die Mutter einer 20-jährigen Tochter und eines 24-jährigen Sohnes. Sie möchte etwas Neues ausprobieren, ihre Familie stehe hinter ihr. Mit dem als schwierig geltenden Stegner versteht sie sich. „Ich habe die Hoffnung, etwas bewegen zu können“, erklärt sie ihr Engagement.

Ihre Aufgabe ist klar. Küchenhof soll und will vor allem etwas im Sinne der Metropolregion bewegen. „Ich möchte im Landesverband auf die sehr spezielle Situation der Region aufmerksam machen.“ Vor allem geht es ihr um das Thema bezahlbarer Wohnraum. Der müsse dringend geschaffen werden. Damit hängt ein weiteres großes Problem zusammen, die Unterbringung von Flüchtlingen. „Es fehlt der Platz. Wir drehen uns im Kreis“, sagt Küchenhof. Aber auch die Fragen nach ÖPNV, Schule und Kitabetreuung würden sich aufgrund der Nähe zu Hamburg in der Metropolregion ganz anders stellen als beispielsweise in Dithmarschen.

Für die Wahl am Sonnabend, 14. März, zeichnet sich kein Gegenkandidat ab. Konkurrenzlos in den Kampf ziehen? Das kennt die 47-Jährige schon aus ihrem vergangenen Wahlkampf. Niemand stellte sich der gebürtigen Schenefelderin 2011 entgegen. Sie fuhr ihre Wiederwahl zur Bürgermeisterin ihrer Heimatstadt mit knapp 81 Prozent der abgegebenen Stimmen ein. Sechs Jahre zuvor hatte sie sich noch gegen drei Gegenkandidaten behaupten müssen. Die Kommunalpolitikerin, die zuvor beim NDR als Redaktionsassistentin gearbeitet hatte und anschließend sieben Jahre für den SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann das Wahlkreisbüro in Pinneberg führte, nahm die Hürde im ersten Durchgang. 55 Prozent stimmten für sie.

Sie war damit die erste Frau, die den höchsten Posten im Schenefelder Rathaus bekleidete und sie war auch im Kreis Pinneberg neben Brigitte Fronzek aus Elmshorn die damals einzige weibliche Bürgermeisterin. Das hat sich in den vergangenen Jahren deutlich geändert. Küchenhof hat mit den neuen Verwaltungschefinnen in Pinneberg, Halstenbek, Rellingen, Uetersen und Barmstedt zahlreiche Kolleginnen dazubekommen. „Das ist ein Phänomen im Kreis Pinneberg“, sagt Küchenhof. Aus anderen Gegenden kenne sie das nicht. Ganz im Gegenteil. In vielen Fällen sei sie allein unter Männern. Zuletzt am Montag hörte sie als einzige weibliche Vertreterin auf einer Veranstaltung des Städtebundes – Küchenhof ist seit 2013 stellvertretende Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Städtebundes – eine ihr bekannte Begrüßungsformel: „Sehr geehrte Frau Küchenhof, sehr geehrte Herren“. Ein wenig kann sie darüber schmunzeln und doch wundert sie sich darüber, dass sie in so vielen Bereichen, vor allem, wenn es weiter nach oben geht, auf so wenig Frauen trifft. „Man bewegt sich immer noch in einer Männerwelt“, stellt Küchenhof fest. Zumindest auf ihre neue Aufgabe trifft das nicht ganz zu. Mit Bettina Hagedorn stellt sich eine zweite Frau zur Wahl in den Landesvorstand der Nord-SPD. Erstmals.

In drei Jahren steht die nächste Bürgermeisterwahl in Schenefeld an. „Ich werde wieder antreten“, betont Küchenhof. Dabei schnuppert sie mit ihrem neuen Amt landespolitische Luft und erklimmt die nächste Stufe der politischen Karriereleiter. Seit Jahren sagt man Küchenhof Ambitionen auf höhere Ämter nach. Ob sie Nein sagen würde, wenn ihr wie ihrer einstigen Pinneberger Bürgermeisterkollegin Kristin Alheit ein Ministerposten angeboten würde?

Küchenhof zögert kurz. „Warum soll ich mir über Dinge Gedanken machen, die derzeit nicht aktuell sind?“, kontert sie. „Ich bin total gerne Bürgermeisterin in Schenefeld. Nirgends ist man so dicht dran an den Bürgern und ihren Problemen.“ Aus diesem Grund finde sie auch Kommunalpolitik so spannend. Hier lasse sich vor Ort sichtbar etwas bewegen.

Ob Küchenhof in ihrer Partei zum Sprachrohr für die Metropolregion wird und dann etwas auf höherer Ebene bewegen kann, entscheidet sich während des Landesparteitages in Neumünster. In den Holstenhallen werden etwa 150 Sozialdemokraten erwartet, die dann über die neuen Vorstandsmitglieder und somit auch über die Personalie Küchenhof abstimmen. Bammel durchzufallen, hat die Schenefelderin nicht. „Ich habe keine Angst“, sagt sie. Dinge zu versuchen, ohne Furcht davor zu scheitern, sei eine ihrer Stärken, erklärt die zweifache Mutter. Hinzu kommen eine Portion Charme, viel Hartnäckigkeit und gute Netzwerkarbeit: Das macht wohl das Erfolgsrezept der Christiane Küchenhof aus.