Einrichtung in Elmshorn kämpft mit jährlichem Minus von 50.000 Euro. Rücklagen sind fast aufgebraucht

Elmshorn. In Schleswig Holstein steht jedes zweite der insgesamt 32Tierheime vor dem finanziellen Aus. Davor warnt der Deutsche Tierschutzbund. „Auch unser Tierheim kämpft jedes Jahr mit einem Defizit von 50.000Euro“, sagt Brigitte Maeder, Vorsitzende des Tierschutzvereins in Elmshorn. Damit steht das Heim noch vergleichsweise gut dar. In anderen Einrichtungen tun sich jährlich Lücken von 140.000 bis 180.000 Euro auf, so der Landesverband Schleswig-Holstein. Doch auch für das Tierheim Elmshorn, das den Kreis Pinneberg und Teile des Kreises Steinburg abdeckt, wird es zum Ende des Jahres eng. Denn eine Erbschaft aus dem Jahr 2011 ist nahezu aufgebracht. Fünf Jahre konnten daraus die finanziellen Defizite ausgeglichen werden.

Während die Zahl der Schützlinge mit 1200 weitgehend konstant bliebe, habe sich die durchschnittliche Verweildauer in fünf Jahren von 60 auf 90Tage erhöht, so Maeder. „Wir haben im Schnitt 100 bis 150 Katzen, 30 Hunde und zehn bis 50 Kleintiere bei uns.“ Gerade erst wurden sechs Meerschweinchen abgegeben, die im Wald ausgesetzt worden waren. Alle Weibchen sind trächtig. „Nichts ist planbar, wir sind ständig auf Abruf“, so Maeder, die seit 1998 ehrenamtlich für das Heim tätig ist, davon sieben Jahre als Vorsitzende des Tierschutzvereins.

Ohne den Einsatz der vielen Ehrenamtler sei der Sieben-Tage-Betrieb gar nicht aufrechtzuerhalten. Jede Woche leisten 50 bis 80 Menschen freiwillige Arbeit, gehen Gassi, fahren zum Tierarzt, schreiben für die hauseigene Zeitung, übernehmen Führungen mit Kita-Gruppen und Schulklassen. Hinzu kommen 15 Angestellte – davon fünf in Vollzeit und vier Azubis. „Es gehört schon viel Idealismus dazu“, sagt Maeder. Auch die Spendenbereitschaft sei enorm. Jedes Jahr kämen rund 100.000Euro zusammen. Hinzu kommen Futterspenden, die den Bedarf abdecken. Die Kosten belaufen sich auf 350.000 Euro im Jahr, davon 220.000Euro für Personal und 70.000Euro für den Tierarzt. Der Rest geht für Strom, Telefon, Instandhaltung und ähnliches drauf.

Fundtiere müssen ein halbes Jahr betreut werden, solange hat der Eigentümer laut Fundtierverordnung Zeit, sich zu melden. „Die Zahl der Fundtiere nimmt aber ab“, sagt Maeder. Mehr als 90 Prozent der Hunde und 20Prozent der Katzen würden abgeholt. „Viele Tiere tragen einen Chip. Die Besitzer können so leichter ausgemacht werden.“ Das Problem sei, dass der Anteil der Tiere aus Sicherstellungen steige.

„35 Prozent der Tiere, die zu uns kommen, stammen aus Messi-Haushalten, wurden in Wohnungen zurückgelassen oder lebten bei alten und kranken Menschen, die sich nicht mehr kümmern konnten“, sagt die Tierschützerin. „Die Vereinsamung der Gesellschaft ist bei uns angekommen.“ Am schlimmsten seien die Fälle, in denen die Besitzer gestorben seien und von den Hunden bewacht würden. Dann werden die Mitarbeiter des Tierheims von den Ordnungsämtern dazu geholt.

Solange die Rechtslage nicht geklärt ist, müssen die Ordnungsämter für die Versorgung zahlen. Sie versuchen, sich das Geld von den Besitzern oder Erben zurückzuholen. „Manchmal dauert es ein halbes Jahr, bis die Verhältnisse geklärt werden“, sagt Maeder. Erst kürzlich gab es einen Fall, in dem der Besitzer für zwei Jahre ins Gefängnis musste und sich weigerte, den Hund zur Vermittlung freizugeben. „Zahlen konnte er aber auch nicht, sodass die Gemeinschaft dafür aufkommen muss.“

Mit der Übereignung des Tieres übernimmt das Tierheim die Kosten. Oft seien die Tiere verhaltensgestört oder krank, müssten aufgepäppelt oder therapiert werden, so Maeder. Das koste Zeit und damit Geld. Die Ordnungsämter zahlten allerdings nur bei Fundtieren für 28 Tage. „Doch die Tiere bleiben viel länger bei uns.“ Ältere oder kranke Hunde und Katzen ließen sich kaum vermitteln.

Die Heime übernehmen eine kommunale Aufgabe. In dem Moment, in dem ein Tierheim pleiteginge, müssten die Ordnungsbehörden für eine artgerechte Unterbringung sorgen, sagt Maeder. Ein Problem, über das die Landesgrünen in Kiel Ende des Monats beraten. Wenn nicht bald wieder ein brauner Brief vom Amtsgericht mit der Nachricht über eine Erbschaft im Briefkasten liegt, wird auch Maeder das Gespräch mit den Kreispolitikern suchen müssen, um Zuschüsse einzufordern.