Beim Kinderkleidermarkt in Quickborn haben Schwangere Vortritt. Gezahlt wird wie im Geschäft erst an der Kasse, und die Preise sind nicht verhandelbar

Quickborn . Rune ist stolz wie Oskar. Der Fünfjährige hat sich gerade ein braunes Spielzeugpferd mit einer langen schwarzen Mähne ausgesucht, das er auch gleich Probe reitet. Sein Bruder Thees (fast 2) darf auch mit rauf, schließlich soll ja kein anderes Kind den ergatterten Schatz wegschnappen. Zur Sicherheit geht Rune mit seiner „Beute“ gleich mal zur Kasse, zwei Euro kostet das Pferd. „Das kann ich von meinem eigenen Geld kaufen“, verkündet er freudestrahlend. Es ist kurz vor 12 Uhr und damit noch ruhig auf dem Kinderkleidermarkt im Quickborner Kinderhaus Quickelbü.

Lediglich die ehrenamtlichen Helfer sind schon da, rücken hier noch mal ein Kinderbuch gerade, packen da Tüten mit Lego-Steinen auf den Tisch im Spielsachen-Verkaufsraum oder legen schon mal an der Kasse das Wechselgeld zurecht. Auch Runes Mutter Evelyn Nommensen verkauft und hilft auf dem Quickborner Markt. Im Raum mit den größeren Kindersachen wird sie später mit einer anderen Mutter die Aufsicht führen. Zum Dank dürfen sie und die anderen Helfer wie bei vielen anderen der beliebten Kleidermärkte in der Region schon vorab einkaufen.

Draußen bietet sich hingegen ein anderes Bild: Auf allen Parkflächen in der schmucken Einfamilienhaussiedlung und bis runter zur Hauptstraße stehen Autos. Vor dem Kinderhaus an der Hans-Heyden-Straße 2 reicht die Menschenschlange trotz Nieselregens bis runter zur Straße. Dann ist es soweit. „Schwangere zuerst“ heißt es, als sich Schlag 12 Uhr die Tür öffnet.

Etwa 50 Frauen mit Babybauch gehen flugs in das Gebäude und fangen an, durch Unmengen von Stramplern, Kinderschuhen, Puppenbuggys und Videokassetten für den Nachwuchs zu stöbern. Am Eingang drücken Birte Jacobsen und Christina Subke vom „Orga-Team“ jeder einen gelben Müllbeutel für die Einkäufe in die Hand. „Später ab 13 Uhr, wenn dann alle Besucher rein dürfen, wird es richtig voll, dann kann man manchmal nur noch eingequetscht in einer Ecke stehen“, weiß Sylvia Rose.

Mütter passen auf, dass alles glatt geht und genug Ware auf den Tischen liegt

Zusammen mit einer anderen Mutter passt die Zweifach-Mama in dem Raum mit den Babysachen Größe 80/86 auf, dass alles glatt geht, genug Ware auf den Tischen liegt und niemand „aus Versehen mal was so mitnimmt“. Denn das Konzept des Kleidermarktes im Haus Quickelbü ist anders als auf anderen Flohmärkten: Ähnlich wie in einem Geschäft sammeln die Schnäppchenjäger erst alles, was sie möchten ein, dann geht es zum Bezahlen an die Kasse.

Die Preise hat jeder Verkäufer vorab festgelegt. Gefeilscht und gehandelt wird hier nicht. Ilona Wiesner geht mit ihrer Freundin Bettina Lemke und deren Baby Leander durch den Markt. Im Mai erwartet die Quickbornerin ihr drittes Kind, ein Mädchen. „Wir haben bereits zwei Töchter, und eigentlich hat man ja auch alles, aber ich schau trotzdem mal, ob ich was finde“, erzählt die 33-Jährige, während sie zwei Reithosen prüft. Zusammen kosten sie 6,50 Euro. „Die kommen schon mal mit.“

Weiter geht es im Obergeschoss, Baby- und Kleinkindklamotten sichten. „Bei drei Mädels ist es ja auch schön, dass die Kleidung immer noch vom Geschwisterkind getragen werden kann“, sagt Ilona Wiesner. Am Ende wird sie eine große Tüte mit Kleidung, Spielzeug und Kinderbüchern mit nach Hause nehmen.

Eindeutig, „it´s a women´s world“, so ein Markt für Kindersachen. Hier und da sieht man auch ein paar Männer, die sitzen aber lieber bei Kaffee und Kuchen in der Cafeteria oder drücken sich in den Ecken rum und überlassen ihrer Frau den Gang durchs Gewühl.

Sven Büttner wartet still und geduldig mit prall gefüllten Taschen, bis seine Ehefrau Sonja jeden Artikel auf „mitnehmen“ oder „hierlassen“ geprüft hat. „Im Mai bekommt unser Sohn eine kleine Schwester, da brauchen wir noch ein paar Mädchensachen“, erzählt die Norderstedterin, während sie noch einmal einen Blick auf ein rosafarbenes Kleidchen wirft. „Ich glaube, wir haben genug, ab zur Kasse.“

Auch Annika Poppe hat sich bereits vor dem großen Run an die Kasse begeben. Gemeinsam mit Töchterchen Martha hat sie Kinderkleidung, ein Brettspiel und einen bunten CD-Player auf dem Kinderkleidermarkt ausgesucht. Martha hat noch ein Dreirad entdeckt, das soll noch mit. Doch die Quickbornerin winkt ab. „Vielleicht kaufen wir so ein Rad auf dem nächsten Markt“, beschwichtigt sie die Kleine. Für heute haben Mutter und Tochter genug geshoppt.