Holger Linken hat sich einen Schützenpanzer gekauft. Er plant, den allradgetriebenen Koloss zum Wohnmobil zu machen. Auf dem Weg dahin gibt es einige Hindernisse

Wedel. An ebenso ernsthaften wie einprägsamen Appellen herrscht kein Mangel, wenn es um Frieden und Abrüstung in aller Welt geht. „Schwerter zu Pflugscharen!”, lautet eine der bekanntesten Botschaften in diesem Zusammenhang. Ein Bastler aus Wedel geht einen etwas anderen Weg: „Panzer zu Campmobilen“, könnte das Motto von Holger Linken sein. Der 37-Jährige hat sich einen Schützenpanzer aus Tschechien beschafft, den er zu einem Campingfahrzeug umrüsten will.

Der ausgediente Armee-Transporter, Baujahr 1974, steht auf dem Parkplatz einer Autowerkstatt am Tinsdaler Weg. Der dunkel-oliv lackierte Koloss mit der Typenbezeichnung OT-64 SKOT wirkt neben einigen abgestellten Autos wie eine überdimensionale Schildkröte. Kein Wunder, dass die Reaktionen der Passanten recht unterschiedlich ausfallen. „Manche beschweren sich über das Kriegsfahrzeug. Ich bin auch schon beschimpft worden“, sagt Linken, „andere interessieren sich genau wie ich für die Technik.“

Der gelernte Werkzeugmacher, der in der Wedeler Aral-Station kaufmännisch tätig ist, hat Verständnis dafür, dass ältere Menschen mit einem Panzer vielleicht Erinnerungen an die Schrecken des Krieges verbinden. Doch Linken stellt klar, dass er mit Militarismus oder rechtsradikalem Gedankengut absolut nichts im Sinn hat: „Ich war auf der Suche nach einem Amphibien-Fahrzeug und bin dann im Internet auf den Radpanzer gestoßen, der nicht nur über Allradantrieb verfügt, sondern sogar schwimmfähig ist.” Zudem war der ausgemusterte Veteran mit acht Rädern an vier Achsen in der damals noch tschechoslowakischen Armee lediglich als Funkpanzer im Einsatz und nie als Kampffahrzeug mit Waffen bestückt.

Für 15.000 Euro wurde Linken mit dem Anbieter aus Prag handelseinig. Die Überführung nach Wedel per Tieflader war bereits im Preis enthalten. Doch der 13 Tonnen schwere Kaventsmann, angetrieben von einem 180 PS leistenden Lkw-Motor mit zwölf Litern Hubraum (ein Golf-Diesel hat 1,6 Liter Hubraum), war auch schon aus eigener Kraft in Schleswig-Holstein unterwegs. Ausgestattet mit Kurzzeitkennzeichen lenkte Linken im vergangenen Jahr den 7,5 Meter langen und 2,5 Meter breiten Exoten von Wedel nach Itzehoe. Dort wurden in einer Werkstatthalle erste Reparatur- und Umbauarbeiten vorgenommen. „Wir sind nachts in der verkehrsarmen Zeit gefahren”, sagt der Bastler. Zusätzlich hatte er einen Kopiloten im extrem unübersichtlichen Cockpit mit an Bord. Außerdem begleitete ein dritter Mann im Auto den Ausflug.

„Die Sichtverhältnisse müssen noch mit zusätzlichen Fenstern verbessert werden”, gibt Linken zu. Denn die schmalen Sehschlitze seien im normalen Straßenverkehr doch etwas hinderlich. Auch mit dem Innenausbau soll bald begonnen werden. Vorgesehen ist unter anderem, den mit Sitzbänken für 18 Personen eingerichteten Innenraum mit einem Klappbett und einem Kocher auszustatten.

Später möchte der Wedeler dann mit seinem Camper an Oldtimertreffen oder speziellen Veranstaltungen für Allradfans teilnehmen. Größere Reisen oder gar eine tägliche Nutzung schweben dem Technik-Fan schon aus Kostengründen nicht vor. „Obwohl es ja nicht schlecht wäre, beim Stau im Elbtunnel mal eben über die Elbe zu schippern”, scherzt Linken. Zwei Antriebsschrauben im Heck, vom Fachmann als Propeller bezeichnet, ermöglichen solche Ausflüge. Auf dem Wasser sind die Betriebskosten mit einem Verbrauch von 20 Liter pro Stunde noch am günstigsten. Im Straßenverkehr verbrennt der OT-64 rund 60 Liter Diesel auf 100 Kilometern, im Gelände sogar an die 100 Liter. Tröstlich: Notfalls kann auch mit Salatöl gefahren werden.

Doch alles steht und fällt mit der Zustimmung von Prüforganisationen wie dem TÜV und der danach erforderlichen Straßenzulassung. Immerhin: „Unter das Kriegswaffenkontrollgesetz fällt der OT schon jetzt nicht mehr“, sagt Linken. Schon vor der Anlieferung seien in die zehn Millimeter starke Stahlpanzerung als Akt der Abrüstung großformatige Löcher geschnitten worden. Diese rechteckigen Öffnungen hat der Bastler dann lediglich mit dünnem Blech wieder verschlossen.

Jetzt benötigt Linken eine sogenannte Einzelabnahme eines Gutachters vom TÜV sowie eine Expertise, die dem befriedeten Ex-Panzer den Status als historisches Fahrzeug zuerkennt. Dann könnte der tschechische Oldtimer mit H-Kennzeichen zugelassen werden. Damit würden Steuer und Versicherung erheblich günstiger. Nach langer Suche und vielen Abfuhren hat Linken inzwischen einen TÜV-Experten in Niedersachsen gefunden, der das Fahrzeug prüfen will. Der Eigentümer ist bereit, alle möglichen Auflagen zu erfüllen, um jeglichen Anschein einer militärischen Nutzung auszuschließen. „Notfalls würde ich den Panzer auch rosa lackieren und ,Hello Kitty’ draufmalen.“