Tantaus Allee: Pläne für Neubaublöcke stoßen auf Kritik. Anwohner schalten Anwältin ein

Uetersen. Fast 100 Jahre sind die kleinen eingeschossigen Wohnhäuser an der Tantaus Allee alt. Doch viel älter sollen sie nicht werden. Ein Elmshorner Investor hat das rund 2400 Quadratmeter große Areal in Uetersen gekauft und will dort zwei moderne Mehrfamilienhäuser errichten. Zwei Geschosse plus ein Staffelgeschoss sind geplant, etwa zehn Meter hoch werden die Gebäude aufragen – aus Sicht der Nachbarn eine Bauweise, die nicht ins gewachsene Quartier passt.

Jochen Pawlack wohnte direkt hinter dem Neubauareal, sein Haus hat er selbst renoviert. Der Garten ist aufgeräumt und grün, die Nachbarschaft wirkt ruhig und harmonisch. Und genau deshalb wehren sich Pawlack und etwa 30 weitere Anwohner gegen die Investorenpläne. Pawlack: „Ich bin nicht grundsätzlich gegen einen Neubau, aber dieser müsste sich in die Umgebung einpassen.“ Er sieht die Wohnqualität durch den Neubau eingeschränkt, befürchtet einen Wertverlust für sein Haus und die der Nachbarn – und will zur Not vor Gericht gehen.

Die Entscheidung über das Neubauvorhaben an der Tantaus Allee 10-14 war schon im Bauausschuss umstritten. Mit sechs zu fünf Stimmen beschlossen CDU und Grüne den „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ für das Grundstück gegen den Willen von SPD und BfB. An diesem Donnerstag berät das Gremium erneut von 19 Uhr an im Ratssaal an der Wassermühlenstraße 7 über den sogenannten Auslegungsbeschluss. Die Bürger können dann innerhalb der vorgegebenen Frist widersprechen. Jochen Pawlack will, dass es gar nicht erst soweit kommt. „Die Politiker dürfen diesen Beschluss beim derzeitigen Planungsstand nicht durchwinken“, fordert er. „Der Investor muss die Planung überarbeiten.“ Eine Liste mit Unterschriften hat er bei der Stadt eingereicht. Sieben Meter von Pawlacks Grundstück entfernt soll eines der Häuser gebaut werden. Die bestehenden Gebäude sind deutlich weiter entfernt, grenzen direkt an die Straße. „Weil 1,5 Pkw-Stellplätze pro Wohneinheit vorgesehen sind, sollen die Neubauten mittig auf der Fläche stehen“, so Pawlack.

Bei der Stadt Uetersen sind die Probleme bekannt. In der Begründung zur Änderung des B-Plans heißt es „die Mehrfamilienhäuser … fügen sich nicht ein, so dass eine Zulässigkeit nur über die Aufstellung eines Bebauungsplans erzielt werden kann.“

Das sieht auch Sabine Sievers so. Die Rechtsanwältin ist auf Immobilien- und Baurecht spezialisiert und vertritt Pawlack und seine Mitstreiter. „Aus unserer Sicht ist der derzeitige Entwurf rechtswidrig, weil er gegen den Gebietserhaltungsgrundsatz verstößt“, sagt Sievers. Dieser Grundsatz (Paragraph 34 des Baugesetzbuches) sieht vor, dass sich Neubauten an der umgebenden Bebauung orientieren müssen. Sollte der Bauausschuss den Auslegungsbeschluss dennoch fassen, werde sie im Namen der Anwohner, die sie vertritt, eine Stellungnahme an die Politiker geben. „Notfalls werden wir einen Normkontrollantrag beim Oberverwaltungsgericht stellen“, so Sievers.

Stadtplaner Henning Trepkau hat bei dem Bauvorhaben keine Bedenken, dennoch müssten sich die Neubauten an der Umgebung orientieren, sagte er. Eine geplante Veranstaltung zur Bürgerbeteiligung Ende Februar wurde krankheitsbedingt abgesagt, einen Ersatztermin gab es bisher nicht. Auch das ärgert Jochen Pawlack. Zwar ist die Bürgerbeteiligung auch noch nach dem Auslegungsbeschluss möglich, doch der 54-Jährige fühlt sich von der Politik vorgeführt. „Niemand ist auf unsere Einwände eingegangen.“ Er werde weiter gegen die Neubauten auf dem Nachbargrundstück kämpfen – zumindest in der geplanten Form.