Gift im Boden? Linke sorgt sich um Gesundheit der Anwohner. Wedels Bürgermeister ärgert sich über „unnötige Diskussionen“

Wedel. Es brodelt in Wedel. Für Wirbel sorgt eine Bodenuntersuchung des Kraftwerksareals, das zwar bereits zwei Jahre alt ist, aber deren Ergebnisse sowohl in der Stadtverwaltung als auch in der hiesigen Kommunalpolitik bis vor kurzem so nicht bekannt waren. Die Untersuchung, die für die Genehmigung des neuen Gaskraftwerkes nötig war, förderte zutage, dass der Boden auf dem Industriegrundstück am Tinsdaler Weg belastet ist. Nachgewiesen wurden Mineralölkohlenwasserstoffe in erhöhter Konzentration sowie signifikante Verunreinigungen des Grundwassers durch leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (LHKW), von denen einige als krebserregend gelten. Das besorgt besonders die Linken. Sie schlagen Alarm, fürchten um die Gesundheit der benachbarten Anwohner.

Im Planungsausschuss am Dienstagabend stellten sie einen Antrag, indem sie eine Untersuchung der an das Kraftwerksareal grenzenden Privatgrundstücke fordern. „Es kann vermutet werden, dass auch die angrenzenden Privatgrundstücke belastet sind. In diesem Fall ist den Bewohnern dieser Grundstücke nicht zuzumuten, weiter auf einer tickenden Zeitbombe zu sitzen“, so Dieter Strüven. „Aus unserer Sicht ist das nicht die Aufgabe der Stadt“, erklärte Jörg Amelung als zuständiger Fachbereichsleiter.

Die Stadtverwaltung vertrete die Auffassung, dass die Kontaminierung auf dem Kraftwerksgelände von Vattenfall nicht wie in dem Bodenbericht vom Gutachter vermutet, mit höchster Wahrscheinlichkeit vom Gelände des benachbarten Businessareals käme. Man gehe nach Gesprächen mit Vattenfall vielmehr davon aus, dass die Quelle wohl auf dem Kraftwerksareal selbst liege und somit die Stadt als neuer Besitzer der Flächen des Businessareals nicht in der Pflicht wäre, etwas zu tun. Das sahen einige politische Vertreter am Dienstag anders. Allerdings wurde eine Entscheidung vertagt.

Stadt stellt klar: Bislang keine Gefahr durch Verunreinigung bekannt

Wedels Bürgermeister Niels Schmidt sah sich angesichts der Debatte und auch den Fragen der Kommunalpolitiker nach möglichen Schadenersatzansprüchen, die auf die Stadt zu kommen könnten, veranlasst, auch noch einmal Stellung zu beziehen. In einer Erklärung vom Mittwoch heißt es zur Diskussion um die Bodenbelastung auf dem Kraftwerksareal: Bisher sei in keiner Weise festgestellt worden, dass von der seit zwei Jahren bekannten Verunreinigung des Bodens auf dem Kraftwerksgelände eine Gefahr ausgehe. In Bezug auf die Sanierung des Grundstückes Businesspark erfolgte demnach eine enge Abstimmung mit den Umweltbehörden des Kreises. Die Stadt Wedel nehme die Grundstückssanierung mit großer Sorgfalt wahr. „Es ist ärgerlich, dass in diesem Zusammenhang ohne ausreichende Grundlage unnötige Diskussionen in Gang gebracht werden“, so Schmidt. Nach den Erkenntnissen der Stadt Wedel sei kein verbindlicher Nachweis erbracht, dass die festgestellten Verunreinigungen auf dem Kraftwerksareal ihren Ursprung auf dem städtischen Grundstück hätten. Ein Ursprung auf dem Kraftwerksgelände selbst sei nicht auszuschließen. Man prüfe in der Stadtverwaltung sämtliche Unterlagen und wolle dann die Politiker ausreichend informieren.

Informationsbedarf meldete auch die Aufsichtsbehörde des Kreises an. Die hakte am 26. Februar bei Betreiber Vattenfall nach, wie der Sprecher des Kreisbehörde auf Nachfrage bestätigt. Denn es stehen weitere Untersuchungen aus. Die sind Auflage der Baugenehmigung des Gaskraftwerks, das das alte Wedeler Steinkohlekraftwerk ersetzen soll. Überhaupt hatten erst Vattenfalls Neubaupläne und die damit verbundenen Bodenuntersuchungen die Belastung zutage gefördert. Gebaut werden darf also erst nach einer abschließenden Untersuchung, die derzeit laut Vattenfall nicht geplant ist.