Das Unternehmen Hans Schütt konfektioniert künstliche Wursthüllen und verkauft diese europaweit

Bevor eine Salami die Frischetheke im Supermarkt erreicht, muss der Fleischwarenproduzent einen Darm zunächst mit der Rohwurst befüllen. Bevor der Metzger jedoch das Fleisch in die Hülle pressen kann, landet der künstliche Darm auf den Maschinen des Betriebes von Hans Schütt. Denn die Konfektionierung und der Verkauf von Wursthüllen ist das Kerngeschäft des gleichnamigen Familienunternehmens aus Halstenbek. Bis zu 250.000 Meter Kunstdärme aus der ganzen Welt verarbeiten 30 Mitarbeiter täglich in der Produktionshalle im Immelsweg. Egal ob nähen, raffen, drucken oder abbinden – Die Firma weiß mit den Verpackungen umzugehen. „Die Schläuche aus Kunstdarm werden in Rollen geliefert und hier zum Fertigprodukt konfektioniert“, sagt Geschäftsführer und Inhaber Hans Joachim Schütt. Je nachdem welches Profil eine Wursthülle haben soll, wird der Darm verarbeitet. Wünscht der Kunde die Ware in Abschnitten zu füllen, dann bindet eine Maschine den Darm in gleich große Teile ab. Ansonsten werden die Schläuche auf einer Stange gerafft. „100 Meter Material wird so verdichtet, dass am Ende eine Raupe entsteht, die etwa 80 Zentimeter lang ist“, sagt Inhaber Schütt.

Doch Wurst ist nicht gleich Wurst. Der Darm muss sich an die Eigenschaften des Fleisches anpassen können. In den von der Firma Hans Schütt konfektionierten künstlichen Hüllen wird sowohl Roh- als auch Brüh- und Kochwurst gepresst. „Die Salami zum Beispiel braucht eine Hülle, die rauchdurchlässig und atmungsaktiv ist“, sagt Hans Joachim Schütt. „Wenn sie reift, verliert sie an Gewicht und wird fester.“ Bei streichfähigen Wurstsorten soll hingegen ein Gewichtsverlust vermieden werden. „Das sind Därme, die hoch steril sind“, sagt der Geschäftsführer. Die Anforderungen an die Verpackungen von Bierschinken und Jagdwurst haben sich im Laufe der Jahre verändert. „Bis in die 80er hat man die Wurst scheibenweise beim Metzger gekauft“, sagt der 60 Jahre alte Inhaber. „Das erforderte eine Hülle mit einer ausgezeichneten Optik.“ Heute kaufen die Leute hingegen das Fleisch bei Edeka, Aldi oder Lidl. Selbstbedienungsverpackungen sind der neue Trend. „Die Wurst wird geschnitten und in Vakuum-Folien verpackt“, so Hans Joachim Schütt. „Der Darm spielt eine untergeordnete Rolle in diesem Segment, denn er dient nur der Formgebung.“

Das Geschäft boomt trotzdem. „Die Produzenten von Wurstwaren haben sich in den vergangenen Jahren mächtig konzentriert und sind groß geworden“, so der Inhaber. „Ich wachse mit ihnen.“ 90 Prozent der Geschäfte machen die Hüllen von Wurstwaren aus. Die restlichen zehn Prozent erwirtschaftet der Betrieb mit Folien, Verpackungen, Beuteln und Zuschnitten aus Kunststoffen wie Polyethylen, Polypropylen, Polyamid oder Cellophan. Als spezialisierter Weiterverarbeiter konnte die Firma Hans Schütt auf dem Markt der künstlichen Därme eine führende Position einnehmen. Die Bilanz: Ein Jahresumsatz von sechs Millionen Euro. „Ich verkaufe immer billigeres Material, das zugleich auch besser ist.“ High-Tech-Folien und Hochgeschwindigkeitsbearbeitungen machen es möglich. 1000 Meter künstliche Hülle für eine Jagdwurst kann Hans Joachim Schütt seinen Kunden für 170 Euro anbieten. „Da geht circa sieben Tonnen Wurst rein“, so der Inhaber. Zu den Kunden des Unternehmens zählen industrielle-, mittelständische- und Handwerksbetriebe des Fleisch verarbeitenden Gewerbes. Die Ware aus Halstenbek wird europaweit exportiert. Trotzdem agiert die Firma vornehmlich auf dem deutschen Markt. „Das liegt daran, dass der Markt in Deutschland der Größte ist“, so der Inhaber. „Wir sind Weltmeister in Bierbrauen und Wurst-herstellen.“

1932 hat Hans Schütt, Vater des heutigen Inhabers, das Unternehmen in Hamburg gegründet. Mit 25 Jahren ist der Junior in das Geschäft eingestiegen. „Ich habe ja nichts Vernünftiges gelernt“, so der 60-Jährige. Betriebswirtschaftslehre und Maschinenbau hat er bis zum Vordiplom studiert. „Dann habe ich bei meinem Vater wie ein Lehrling angefangen.“ Hans Joachim Schütt konnte sich mit dem Wursthüllenhandel seines Vaters verwirklichen. „Man muss sich mit einem Unternehmen identifizieren können, um Erfolg zu haben“, sagt der Inhaber. Er mache das jetzt seit 35 Jahren und sei stolz auf das Erreichte.