Dieter Wichmann gibt Vorstand beim Robustrinderverein an Nils Ulrich ab. Ein Grund: Querelen mit dem Kreis

Klein Nordende. Klaus und Dieter Wichmann haben das preisgekrönte Umweltprojekt maßgeblich aufgebaut. Doch jetzt ziehen sich die Brüder aus dem Verein für extensive Robustrinderhaltung im Liether Moor zurück. „Zum einen, weil wir nicht mehr die Jüngsten sind. Zum anderen haben auch die ganzen Querelen mit der Kreispolitik dafür gesorgt“, sagt Dieter Wichmann. Die Mitglieder des Vereins wählten auf der Jahreshauptversammlung im Töverhuus in Klein Nordende bereits mit Nils Ulrich einen neuen Vorstand. Die Brüder Wichmann werden sich künftig nur noch als Beisitzer um die Rinder kümmern.

Ulrich, 45, trat vor einem Jahr dem Verein bei und hat den Fleischverkauf – der unter dem Namen „Buten Beef“ auch über soziale Medien läuft – komplett übernommen. „Ich habe mich schon lange für die Highlands interessiert“, sagt der zweifache Vater. Schon als Junge habe er mit dem Rad das Liether Moor erkundet. Der Datenschutzbeauftragte möchte künftig den Internetauftritt modernisieren, mehr kommunizieren und weiterhin viele Events durchführen, damit sich die mehr als 80Mitglieder auch untereinander besser kennenlernen können. Die Arbeit soll auf mehr Schultern verteilt werden als bisher. Damit bleibt Ulrich Zeit für administrative Aufgaben und die Präsentation des Vereins. „Ich werde versuchen, mehr Ruhe in den Verein zu bekommen“, sagt Ulrich. Hilfe bekommt er dabei von Volker Möhrke, der zweiter Vorsitzender bleibt.

Die Brüder Wichmann wollen nach und nach weitere Mitglieder im Umgang mit den Tieren anlernen. Dieter Wichmann blickt aus seiner Sicht auf vier erfolgreiche Jahre Robustrinderverein zurück. Er pachtete vom Betreuungsverein Liether Moor ein Stück Land, auf dem die Weidetiere als Pfleger für die Moorlandschaft eingesetzt werden. Die robusten Highland-Cattle fressen auf rund 100 Hektar ganzjährig die Binsen, die vorher alles überwucherten, sodass auch seltene Blumen und wilde Kräuter wieder eine Chance haben. Das ehrenamtliche Engagement zahlte sich aus. Die Idee wurde vor drei Jahren beim Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet. Ein Jahr später folgte der Hanse-Umweltpreis.

Es gab aber auch Rückschläge. „Durch Giftpflanzen wie Robinie und Wasserschierling starben drei Tiere“, sagt Wichmann. Dennoch habe sich das Projekt alles in allem wunderbar entwickelt. In der Kuhschule, einem umfunktionierten Bauwagen, haben Schulklassen und Kindergärten einen Anlaufpunkt gefunden. Doch dieser nebst ein paar Bänken und einem mobilen Toilettenhaus waren lange Zeit auch Anstoß für Streitigkeiten. So forderte der Fachdienst Planen und Bauen des Kreises, die „unzulässigen baulichen Anlagen zu beseitigen“, da sie angeblich das Gleichgewicht der sensiblen Natur stören. Bürgermeister Hans-Barthold Schinckel versuchte zu vermitteln. Bislang hat das Bauamt eine befristete Duldung des Bauwagens genehmigt.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Anfrage des Vereins an die Gemeinde Klein Nordende vor mehr als einem Jahr, warum im Liether Moor Aufforstungen vorgenommen worden sind, obwohl die Satzung des Landesschutzgesetzes dies verbiete. Hier fordert der Verein Aufklärung. „Unser Verein will keine Extrawürste, sondern wir wollen nur so behandelt werden, wie alle anderen im Liether Moor“, sagt Wichmann.

Man habe auf die Anfrage längst reagiert, heißt es seitens der Kreispolitik. „Die Aufforstung war von der Forstbehörde genehmigt“, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. Es sei zudem nicht ungewöhnlich. „Die größten Flächenanteile unserer Moore sind mit Wald bewachsen.“ Im Liether Moor sei das Ziel, den angrenzenden Wald durch Gehölzarten wie Haselnuss, Eberesche, Weißdorn und auch Wildapfel mit einem hohen Nahrungswert für Tiere zu ergänzen. „Aufgrund der in diesem Bereich bereits gestörten Bodenverhältnisse konnten hier auch Arten gepflanzt werden, die nicht ausgesprochen spezialisiert für Moorstandorte sind“, sagt Carstens. Die Verbreitung der typischen Moorbäume wie Birken und Erlen erfolge in der Regel durch natürliche Verbreitung.

Trotz aller Schwierigkeiten möchte der Verein die Arbeit in der Kuhschule ausbauen. Dazu soll ein Förderverein gegründet werden. Dann könnten noch mehr Kinder in Zusammenarbeit mit den Schulen im Naturschutz unterrichtet werden. Ein weiteres Zeil sei es, dass das Fleisch der Robustrinder in die Schulspeisung übernommen werden, so Dieter Wichmann. Die Kreuzung aus Highland-Cattle mit einem Whitebred-Shorthorn-Bullen gilt als besonders hochwertig. Nach den Sommerferien möchte der Verein zusammen mit Schulkindern einen Musterknick bauen und eine kleine Bienenwiese anlegen. Dies müssen die Behörden aber noch genehmigen.