Eine Glosse von Antje Cords

Unser Urlaub an der Ostsee war wieder mal verregnet. Tagelang haben wir im Zimmer gehockt und gelesen und ferngesehen. Aus dem Haus trauten wir uns nur mit Regenjacke und Schirm. Nach drei Tagen hatten wir jede Menge nasser Kleidung im Zimmer zum Trocknen aufgehängt, und selbst die trockenen Sachen waren in Wirklichkeit klamm. Folge: Urlaub vorbei – Erkältung im Anzug. Da darf man schon mal nörgeln.

Aber warum geht es immer nur mir so? Meine Freunde erzählen mir regelmäßig, wie toll ihr Urlaub war und wie viel Glück sie mit dem Quartier, dem Wetter und dem Drumherum hatten. Die haben übrigens auch nie Ärger mit Kind und Kegel. Meine Freundinnen haben alle prächtigen Nachwuchs, der nur Freude macht. Die Kinder sind Überflieger in der Schule, spielen in der Fußballauswahl, gewinnen Gesangswettbewerbe. Ja, und ihre Männer lesen ihnen auch nach 30 Ehejahren noch jeden Wunsch von den Augen ab. Soll ich das wirklich glauben?

Und dann die Gesundheit. Ich scheine die einzige zu sein, bei der es mitunter zwickt. Meine Freundinnen erfreuen sich alle blühender Gesundheit. Sagen sie. Vorhin traf ich eine alte Schulkameradin. „Wie geht es dir?“, fragte sie mich. Ich antwortete: „Prächtig, unser Urlaub war toll. Wir sind richtig braun geworden und haben uns gut erholt. Und meine Kinder machen mir nur Freude!“ Was soll ich sagen? Ich hatte den Eindruck, Marion ist regelrecht zusammengezuckt.